Klimademo:Leere Kartons für die Politik

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Die Fridays for Future mobilisieren in Wolfratshausen 100 Unterstützer

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Ganz spontan geht der 13-jährige Tim am Freitagnachmittag ans Mikro auf dem Wolfratshauser Marienplatz. Die Erwachsenen werden den Klimawandel nie so heftig erleben, sagt er. "Erleben werden wir Kinder ihn." Und er malt sich aus, wie die Welt wohl aussehen wird, wenn er einmal alt ist. Tim ist einer von mehreren Rednerinnen und Rednern, die nach der offiziellen Eröffnung der "Fridays for Future"-Demo sprechen. Die lokale Aktionsgruppe hat sich dem globalen Klimastreik an diesem Freitag angeschlossen. Ihr Beitrag ist eine symbolische Anhäufung von leeren Kartons vor dem Wolfratshauser Rathaus. Sie stehen für das, was Klima-Aktivisten der Politik vorwerfen - leere Phrasen.

Unter dem Motto "Keine leeren Versprechungen mehr" versammelten sich auf dem Marienplatz annähernd 60 Personen. Weitere 45 verfolgten die Demo online, erklärte der grüne Klima- und Umweltreferent des Stadtrats, Hans Schmidt. David von Westphalen, Sprecher der "Parents for Future", sagte, die Klimaschutz-Appelle richteten sich an alle Ebenen der Politik: Bund, Länder und Kommunen. Er zitierte Bundeskanzlerin Angela Merkel, die im März 2020 zur Corona-Krise gesagt habe: "Die Lage ist ernst. Nehmen Sie sie ernst" - und gab diese Aufforderung, bezogen auf die Klimakrise, an die Politik zurück. Tatsächlich aber werde "gelabert ohne Ende" und "Greenwashing" betrieben. Gleichzeitig wolle er Mut machen, sagte Westphalen. Zwischen Worst-Case-Szenario und Best-Case-Szenario liege nicht die Wahl zwischen ganz oder gar nicht: "Es lohnt sich, um jedes Zehntelgrad zu kämpfen." Er mahnte aber auch: "Wir alle hier sind die erste Generation, die den Klimawandel zu spüren bekommt, und die letzte, die noch was daran ändern kann."

"Der Mensch rottet sich selber aus"

Unter den spontanen Beiträgen waren mehrere Mütter, die sagten, sie seien wegen der Zukunft ihrer Kinder gekommen. Eine Frau sagte, die Erde werde den Klimawandel überstehen, nicht aber der Mensch. "Der rottet sich selber aus." Eine andere Sprecherin zählte konkrete Forderungen auf, vom drastischen Anheben des CO₂-Preises bis zur Umlenkung der Rüstungsausgaben in eine Förderung des Energiesparens. Lokal forderte sie eine konsequente Ausrichtung aller Stadtratsbeschlüsse am CO₂-Fußabdruck, eine Baumschutzverordnung und einen Ausbau des Stadtbusnetzes; zudem sollten künftig alle städtischen Gebäude in Holzhybridbauweise errichtet werden.

Karl Bär, grüner Gemeinde- und Kreisrat in Miesbach, sagte, er sorge sich nicht zuletzt seiner kleinen Tochter wegen ums Klima. Und mit Blick auf den grünen Umweltreferenten Schmidt sagte er: "Als ich so klein war wie meine Tochter jetzt, hat der Hans Plakate aufgestellt: 'Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt'." Alexander Lippert, Kreisvorsitzender der Europa-Union, erklärte, viele Leute nähmen den Klimawandel nur zur Kenntnis, wenn es heiß sei. In Wirklichkeit sei er auch in kalten Phasen wie jetzt festzustellen.

Zum Abschluss der Demo bauten die Teilnehmenden ihre "Leere Sprüche"-Schachteln vor dem Rathaus auf, nahmen sie aber, nachdem einige Fotos gemacht waren, ganz umweltbewusst wieder mit.

© SZ vom 20.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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