Josefibockfest in Sachsenkam:Es g'langt

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Beim Josefibockfest gibt sich Brauerei-Chef Maerz mit seiner persönlichen Frauenquote zufrieden. Ministerpräsident Seehofer lobt Ilse Aigner, Angela Merkel und den Abgeordneten Bachhuber.

Klaus Schieder

2500 Plätze fasst das große Bierzelt am Fuße des Klosters Reutberg. Das reichte am Samstag nicht aus, um alle Besucher aufzunehmen, die zum Josefibockfest der Klosterbrauerei gekommen waren. "Wegen Überfüllung geschlossen", erzählte Bürgermeister Johann Schneil. Einen Tag später sah dies anders aus. An den Biertischen gab es noch deutliche Lücken beim CSU-Abend mit Ministerpräsident Horst Seehofer und Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner. Etwa 1500 Gäste saßen dort, um Seehofer zuzuhören, der wegen eines Unfalls auf der Autobahn mit knapp einstündiger Verspätung erschien. Am Ende seiner Rede spendeten sie ihm freundlichen Applaus, mehr nicht. Nur wenige standen auf, auch wenn es der Ministerpräsident an Elogen auf Sachsenkam nicht hatte fehlen lassen. Die Gemeinde sei, ebenso wie Bayern, "eine Vorstufe zum Paradies", meinte er.

Schneil packte die Gelegenheit beim Schopf. Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass der bayerische Regierungschef in die 1300-Seelen-Gemeinde fährt. Deshalb ließ es sich der Bürgermeister angelegen sein, Seehofer nach dem Einzug mit Defiliermarsch und ein paar Grußworten mit zwei Sorgen zu konfrontieren. Der Ministerpräsident möge doch darum kämpfen, dass die Trinkwasserversorgung im kommunaler Hand bleibt, forderte Schneil. Überdies hätte der Bürgermeister gerne mehr Fördermittel vom Freistaat für die 470 000 Euro teure Kinderkrippe mit zwölf Plätzen, die nach Ostern in der Gemeinde eröffnet wird. 170 000 Euro muss die Kommune selbst aufbringen. Selbst bei voller Belegung gebe es einen ungedeckten Bedarf von 60 000 Euro pro Jahr, rechnete Schneil vor.

Ministerpräsident Horst Seehofer auf der "Vorstufe zum Paradies": Mit diesen Worten qualifizierte er die Gemeinde Sachsenkam, in der er das Reutberger Josefibockfest besuchte. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Ministerpräsident ging gleich am Anfang seiner Rede darauf ein. Was die EU-Pläne zum Trinkwasser angeht, ist die Haltung der CSU ohnehin bekannt: "Wasser ist ein öffentliches Gut, das darf nicht privatisiert werden." Die EU solle sich "aus unseren Angelegenheiten heraushalten". Und zu mehr Geld für Kinderkrippen sagte Seehofer zumindest nicht umgehend Nein: "Wir können über alles diskutieren."

Den Tenor des Abends gab CSU-Landtagsabgeordneter Martin Bachhuber vor. Ob Bildung, Arbeitslosenzahlen, Schuldenabbau oder Investitionsquote - "Bayern ist das Kraftpaket der Bundesrepublik", sagte er. Damit schlug er den Themenakkord an, den auch Seehofer mit einigen Phrasierungen aufnahm. Der Ministerpräsident bezeichnete den Zuzug von anderthalb Millionen Menschen nach Bayern in den vergangenen Jahren als eine "Abstimmung mit dem Umzugswagen". Dies führte er auf eine "solide Finanzpolitik" zurück, die es ermögliche, massiv in Arbeitsplätze, Bildung, Familien und Innovationen zu investieren, zugleich aber 2,5 Milliarden alter Schulden in einem Jahr abzubauen.

Dass die Bilanz durch das Debakel der Bayerischen Landesbank getrübt wird, mochte Seehofer so nicht stehen lassen. Die Landesbank werde diese Woche "sehr gute Zahlen" vorlegen, kündigte er an. "Sie zahlt jetzt das Geld zurück, das sie vom Freistaat bekommen hat." Nachdrücklich verteidigte er die Klage, die der Freistaat zusammen mit Hessen vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den Länderfinanzausgleich eingereicht hat. Darüber wird Anfang nächster Woche entschieden. Bayern zahle mittlerweile in einem Jahr mehr in diesen Ausgleichstopf ein, als es nach dem Zweiten Weltkrieg in 40 Jahren erhalten habe, sagte Seehofer. Erfreut zeigte er sich, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel einer deutlich höheren Rente für Mütter zugestimmt hat, die ihre Kinder vor 1992 geboren haben: "Eine wichtige Entscheidung."

Die Schlusssätze seiner gut 45-minütigen Rede widmete Seehofer dann wieder der Region. Er würdigte Bachhubers Einsatz für die Erhaltung der Mädchenrealschule Schlehdorf: Wenn ein Abgeordneter "für einen Auftrag im Sinne seiner Heimat" kämpfe, "dann ist das nach meinem Verständnis die Aufgabe eines Abgeordneten". Ohnehin sei Bachhuber "einer meiner schärfsten Aufsichtsratsmitglieder". Er pries Ilse Aigner, die selbst auf eine Rede verzichtete, dafür, dass sie als Bundesministerin "trotz einer sicheren Position wieder für Bayern in den Wahlkampf zieht". Und er schlug vor, dass August Maerz demnächst "den Bruder Barnabas auf dem Nockherberg" geben solle.

Der Vorstandsvorsitzende der Brauerei hatte den stärksten Beifall bekommen, als er launig über die bürokratischen Vorschriften für Lastwagenfahrer am Reutberg oder über die Frauenquote in der Brauerei schwadronierte. Dort habe man "Sekretärinnen, Buchhalterinnen und Putzfrauen", meinte Maerz. "Und weil wir daheim selber nix zu sagen haben, haben wir g'meint: Das g'langt schon."

© SZ vom 19.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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