"Joachim" und die Folgen:Orkansturm hält Feuerwehren auf Trab

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Entwurzelte und abgeknickte Bäume blockieren Straßen und Blechteile hindern einen Zug der Oberlandbahn an der Weiterfahrt. Als der Lokführer das Gleis freiräumen will, wird er schwer verletzt.

Bernhard Lohr

Das Orkantief "Joachim" hat am Freitagabend die Rettungskräfte in Atem gehalten. Bäume stürzten um und blockierten Straßen. Die Bahnstrecke Bad Tölz-Lenggries war vorübergehend nicht befahrbar. Der Lokführer eines Zugs der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) wurde erheblich im Gesicht verletzt, als ihm beim Versuch, das Gleis freizuräumen, eine Böe ein scharfkantiges Blechteil ins Gesicht schlug.

Das Orkantief knickte Bäume, brachte aber nicht den erhofften Schnee, um am Brauneck skizufahren. Aber es war genug, um Autofahrer in Schwierigkeiten zu bringen. Am Samstagmorgen geriet eine Geretsriederin beim Überholen ins Schleudern, touchierte ein anderes Auto und landete im Graben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Doch alles in allem verlief der Wintereinbruch glimpflich. Bei Unfällen auf glatten Straßen blieb es weit überwiegend bei Blechschäden. Der erhoffte Schnee fiel nicht. Am Brauneck wurde das Ski-Opening abgesagt.

Das angekündigte Unwetter mit Sturmböen, Starkregen und Schneefällen erreichte den Landkreis am Freitagabend. Bäume knickten um und blockierten im Süden die B 13 bei Sachsenkam, die Kreisstraße TÖL 7 bei Huppenberg in der Gemeinde Wackersberg und die B 11 bei Höfen in der Gemeinde Königsdorf, wo kurz nach 18 Uhr ein 66-jähriger Königsdorfer mit seinem Wagen in die vor ihm umstürzende Fichte fuhr, wobei sein Auto stark beschädigt wurde. Er und seine Beifahrerin blieben ebenso unverletzt wie ein 30-jähriger Münsinger, der kurz davor, gegen 17.45 Uhr, mit seinem Auto zwischen Quarzbichl und Penzberg in einen durch den Sturm entwurzelten Baum gefahren war.

Im Gemeindebereich Dietramszell waren viele Straßen blockiert. Die Feuerwehr war auf der Staatsstraße 2073 bei Dietramszell im Einsatz, auf der Kreisstraße TÖL 14 bei Bairawies und auf der Staatsstraße zwischen Lochen und Dietramszell. Noch kurz nach Mitternacht mussten Feuerwehrleute zwischen Föggenbeuern und der Kapelle St. Leonhard einen Baum von der Straße räumen. Die Kreisstraße TÖL 22 bei Schwaigwall war vorübergehend gesperrt. Im Königsdorfer Ortsteil Schönrain fiel der Strom aus. Um 22.20 Uhr knickte der Sturm in der Schulstraße in Degerndorf einen Strommasten in der Mitte ab. Der Mast wurde provisorisch abgestützt.

Mit schweren Schnittverletzungen im Gesicht musste ein 55-jähriger Lokführer aus Tegernsee im Tölzer Krankenhaus behandelt werden. Er war auf der Strecke von Bad Tölz nach Lenggries mit einem Triebwagen der BOB unterwegs, als gegen 23 Uhr am Bahnhof Obergries mehrere etwa 1,50 Meter lange Bleche einer Holzstapelabdeckung die Gleise blockierten. Der Zug blieb am Bahnhof stehen, während der Lokführer mit einem Zugbegleiter

versuchte, die Bleche zu entfernen. Dabei wurde der 55-Jährige im Gesicht erheblich verletzt, als ein Windstoß ein Blechteil erfasste und gegen seinen Kopf schleuderte. Einer 24-jährigen Geretsriederin wurde am Samstagmorgen zum Verhängnis, dass die Temperaturen deutlich gefallen waren. Sie fuhr laut Polizei gegen 8.45 Uhr mit ihrem Wagen zu schnell auf der B 11 in Richtung Wolfratshausen. Als sie auf Höhe Buchberg einen Schneeräumpflug und ein dahinter fahrendes Auto einer 19-jährigen Geretsriederin überholen wollte, kam ihr Auto ins Schleudern und landete am Ende im Straßengraben. Die 24-Jährige wurde leicht verletzt.

Anders als in anderen Alpenregionen blieb im Landkreis der kräftige Schneefall aus, den sich vor allem Liftbetreiber als Folge von Orkan "Joachim" erhofft hatten. Auf dem Zugspitzplateau wurde nach Schneefällen mit dreiwöchiger Verspätung die Wintersaison eröffnet. Am Brauneck fiel dagegen der geplante Saisonstart am Sonntag ins Wasser. Peter Lorenz, Betreiber der Brauneck-Bahn, hofft jetzt, dass der Winter wenigstens noch vor Beginn der Weihnachtsferien Einzug hält. Sollte sich wenigstens dieser Wunsch erfüllen, sagte er am Sonntag, "dann können wir damit leben".

© SZ vom 19.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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