Das "WC Damen" und "WC Herren" an den Toilettentüren im Gang neben der Turnhalle steht noch handgeschrieben auf Zetteln. Die Uhr an der Wand zeigt unverdrossen 12 Uhr. So ganz sind die Arbeiten im Neubau der Jahn-Grundschule in Bad Tölz noch nicht abgeschlossen, aber das dürfte sich in wenigen Tagen geändert haben. Nach knapp drei Jahren Bauzeit wird der Trakt mit Aula, Turnhalle, Probenraum für die Stadtkapelle, Klassen- und Werksräumen, Lehrküche und Mittagsbetreuung am Samstag, 24. Februar, von 10 Uhr an, mit einem Tag der offenen Tür offiziell eingeweiht.
"Wir mussten das Dach nochmals machen", sagt Stadtbaumeister Florian Ernst
Dies hätte schon früher stattfinden können. Aber wegen des undichten Dachs kam es zu einer Bauverzögerung. "Die ausführende Firma hat es nicht so hergestellt, wie es hätte hergestellt werden müssen", erklärt Bürgermeister Ingo Mehner (CSU). Mehr als diesen Satz sagt er nicht, denn die Stadt hat Klage gegen dieses Unternehmen eingereicht und wartet nun auf einen Termin für die mündliche Gerichtsverhandlung. Dabei geht es laut Mehner um rund 1,78 Millionen Euro, so teuer war die Beseitigung des Schadens. "Wir mussten das Dach nochmals machen, das Wasser war schon im Gebäude. Es musste rück- und neugebaut werden", berichtet Stadtbaumeister Florian Ernst. Ansonsten legt die Stadt mit den Kosten von 12,2 Millionen Euro nahezu eine Punktlandung hin.
Als Stadtbaumeister zeigt sich Ernst angetan von dem Neubau. Mit einem Stockwerk weniger ordne er sich dem benachbarten Altbau unter, der in der 1940er-Jahren entstand und als Charakteristikum einen schindelgedeckten Zwiebelturm hat. Die gerippte, sich teils überlagernde Fassade des neuen Trakts sei eine Interpretation dieser Schindelbauweise, sagt Ernst. An die Arkaden der Jahnschule wurde ebenerdig die neue Aula angedockt. Sie verknüpft das Historische und das Moderne. Damit der Anbau nicht die Sicht auf das alte Schulgebäude verstellt, wurden die auf die Aula folgende, rund 570 Quadratmeter große Turnhalle und der 260 Quadratmeter große Probenraum für die Stadtkapelle gleich nebenan ins Souterrain verlegt.
Halle und Probenraum werden schon seit 2022 genutzt, die Aula seit vorigem Jahr. Zwischen sie wurden keine Funktionsräume gepresst. Von der Aula kann man deshalb in die Turnhalle hinunterschauen, sofern die Folienblenden an den beiden hohen Fenstern geöffnet sind. Auch sonst gibt es immer wieder Blickkontakte, von außen oder vom Treppenhaus etwa in das neue Zuhause der Stadtkapelle. "Das wirkt räumlich viel spannender", sagt Ernst.
Im Obergeschoss liegen zwei 58 und 68 Quadratmeter große Klassenzimmer - mit Smartboards statt Tafeln - rechterhand zum Pausenhof hin, der Werkraum und der Handarbeitsraum linkerhand zur Jahnstraße hin. Der Gang dazwischen dient als Garderobe, wo jedes Kind auch eine Holzbox für seine Sachen hat. Am Ende, sprich: über dem Probenraum der Stadtkapelle, befindet sich die Lehrküche mit drei modernen Herdblöcken und einem Panoramablick auf die Mühlfeldkirche. Rechts davon sind die zwei Räume für die Mittagsbetreuung und eine kleine Teeküche.
Zwei Räume zum Chillen und zum Spielen
Eine Besonderheit: Die 199 Mädchen und Buben der Jahnschule haben zwei Ruheräume. Einen großen im Altbau, wo sich früher einmal die Öltanks und eine Abstellkammer befanden, einen kleinen im ersten Stock des Neubaus. Sie sind mit Regalen, Kissen, Polstern, Spielen, Decken ausgestattet. "Die Kinder können dort chillen, entspannen, sich aufhalten", sagt Stadtbaumeister Ernst.
Der Neubau umfasst insgesamt eine Raumfläche von circa 2140 Quadratmetern. "Es handelt sich um ein Hybridgebäude", sagt Ernst. Das bedeutet: Im Souterrain wurde es als Sichtbetonbau errichtet, der gleichsam einen Tisch bildet, auf dem dann oben ein leichterer Holzbau aus Massivholz entstand. Alle Klassenzimmer, Funktionsräume und Mittagsbetreuung sind aus Holz, selbst in der Lehrküche mit ihren Herden prägen Holzträger mit das Bild. Die Fußböden lehnen sich von der Farbe her überall aneinander an, ein dunkles Grau in der Aula, der Halle, den Probenraum, den Unterrichtszimmern, auch wenn sie mal Gussasphalt sind, mal ein Kautschukbelag.
Der Blick von der Aula in den 2800 Quadratmeter großen Pausenhof hat noch nichts Anheimelndes. Zwei Bagger sind zwischen Bauzäunen unterwegs. Bis April, sagt Michael Wölk vom Stadtbauamt, werde die Freianlage fertiggestellt sein, dann solle dort Gras anwachsen. Vorgesehen sei auch ein kleiner Teich, ergänzt Stadtbaumeister Ernst. Dieses Gewässer dient zunächst ganz profan der Entwässerung. "Das Untergrund ist nicht so ganz einfach, wir müssen das Regenwasser gedrosselt abführen können", sagt er. Aber der Teich hat einen schönen Nebeneffekt. Dort können die Grundschulkinder auch etwas lernen. Er ist eine Art Kleinbiotop für den Unterricht.