Zusammenkommen an einem gedeckten Tisch - ungeachtet von Nationalitäten und Religionen in Frieden. Was die islamische Gemeinde in Penzberg seit vielen Jahren in ihrem Zentrum an der Bichler Straße praktiziert, soll auch für das neue Café und Restaurant gelten. Im März wurde "Maida" eröffnet. Auf Arabisch heißt das Tisch und bezieht sich auf Al-Mai`da, die fünfte Sure im Koran. "Wir wollen die Philosophie unserer Moschee, die Werte, die wir dort vermitteln, rüber in das Café holen", sagt Bayram Yerli. Gemeinsam mit Hatice Ayvaz betreibt er "Maida" - den Tisch, an dem alle Kulturen bei türkischem Mokka und Tee willkommen sind.
Für Bayram Yerli bedeutet die Leitung des Cafés einen beruflichen Neuanfang. Der 51-Jährige musste sich nach der Werksschließung von Hörmann Automotive in Penzberg umorientieren. Da er immer schon in seiner Funktion als Betriebsrat und Gewerkschafter viel Kontakt zu Menschen gehabt habe, habe er sich vorstellen können umzusatteln, erzählt der Vorsitzende der islamischen Gemeinde in Penzberg. Der Job sei natürlich nun ein ganz anderer, "schon sehr anstrengend irgendwie, aber es macht auf jeden Fall Spaß". Die Kinder seien aus dem Haus, die Partner hätten ihre Arbeit. Und für die Gäste der Moschee wurde ein Lokal gebraucht, um sie bewirten zu können. Hatice Ayvaz war für deren Verköstigung verantwortlich. Da lag es nahe, sie als Partnerin mit ins Boot zu holen. "Da war es klar, dass wir das zusammen machen", betont Yerli.
Gemeinsam mit der ebenfalls 51-jährigen Hatice Ayvaz hat Yerli eine GbR gegründet und das Café/Restaurant von der islamischen Gemeinde gepachtet. Es nimmt das Erdgeschoss des Anbaus am Gemeindezentrum an der Bichler Straße ein. Das Grundstück, auf dem vorher eine Dönerbude und die Ausstellungshalle eines ehemaligen Autohauses stand, hatte die Gemeinde 2006 für etwa 200 000 Euro gekauft. 2016 begannen die Bauarbeiten. In dem Anbau sind unter anderem Seminarräume untergebracht. Und eben "Maida" mit seinen 40 Sitzplätzen.
Die barrierefreie Gaststätte kommt modern daher. Die Inneneinrichtung mutet orientalisch an, ohne jegliche Überfrachtung. Helles Holz und die Farbe Blau dominieren das Innere. Ein Ort, an dem es sich bei vielerlei kulinarischen Köstlichkeiten gut aushalten lässt. Noch gibt es eine kleine Tageskarte mit wechselnden Gerichten. Das soll sich ändern: Ein Koch aus der Türkei soll künftig à la carte die Gäste verwöhnen. "Seit acht Monaten machen wir rum", erzählt Yerli. Einen Kandidaten gebe es, doch ob er tatsächlich ein Visum bekommt, entscheide sich vermutlich erst im April. Der neue Koch stammt aus der Stadt Gaziantep, kurz Antep, der eine besondere Stellung in der türkischen Küche zukommt. Das wurde auch von der Unesco bestätigt, die Antep in die Liste der "Unesco Creative Cities" in der Kategorie Gastronomie aufgenommen hat. Die Gaziantep-Küche ist bekannt für ihre Fleischgerichte, insbesondere für ihr Kebab. "Es fließen syrische, libanesische und aramäische Einflüsse in die Gerichte ein", sagt Yerli. Im Übrigen setzt man im "Maida" auf regionale Produkte. "Alles wird nicht von hier stammen, aber was geht, kaufen wir regional ein, etwa Produkte aus der Off-Mühle in Sindelsdorf oder Brot von der Bäckerei Eberl in Bichl." Verschiedene Kuchensorten stehen aufgereiht in der Vitrine. "Die machen wir selbst", sagt Yerli. Vegetarische und vegane Speisen soll es in Zukunft geben. Ebenso möchte der 51-Jährige Fair-Trade-Produkte anbieten. "Ayram und Schorlen machen wir auch selbst."
Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein Thema im "Maida". Wer möchte, kann Gerichte to go bestellen, sollte aber die Transportbehältnisse für die Speisen selbst mitbringen. Noch ist das Café ein reiner Familienbetrieb. Wenn erst der Koch da ist, soll sich das ändern. "Wir möchten Servicekräfte einstellen", sagt Yerli, "und dann auch die Öffnungszeiten erweitern." Obschon man nicht groß die Eröffnung beworben habe, gebe es vor allem für den Brunch am Sonntag viel Nachfrage. Eine Reservierung empfiehlt sich. Gäste aus München hätten bereits angefragt. Auch ein türkischer Fernsehsender möchte über das "Maida" berichten.
Eines gibt es im "Maida" nicht: Alkohol. Das ist nicht die einzige Besonderheit neben den türkischen Gerichten. Im Fastenmonat Ramadan, der dieses Jahr vom 2. bis 30. April dauert, ist das Café/Restaurant tagsüber geschlossen. Es öffnet erst nachts von 20 bis 22 Uhr - zum Fastenbrechen. Nicht-Muslime sind dazu natürlich eingeladen.
Maida-Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 9 bis 19 Uhr; Samstag und Sonntag von 9 bis 15 Uhr Frühstück/Brunch sowie bis 17 Uhr Kaffee und Kuchen. Reservierung unter Rufnummer 08856/9351090 oder mobil 0170/5252403