IHK-Prüferin im Porträt:Für die junge Generation

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Sabine Hönig prüft schon seit zehn Jahren junge Menschen bei der Industrie- und Handelskammer - dieses Jahr wurde ihr für diese Tätigkeit die silberne Ehrennadel verliehen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Sabine Hönig ist ehrenamtliche Prüferin bei der IHK. Gut ausgebildete Fachkräfte sind ihr ein Anliegen, deshalb investiert sie mindestens fünf bis zehn freie Tage im Jahr in das Ehrenamt.

Von Dorothée Nowotny, Wolfratshausen

Sympathisch, sanft und sachkundig - so sollte ein Prüfer sein. Sabine Hönig, die schon seit zehn Jahren ehrenamtlich Auszubildende bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) prüft, scheint all diese Qualitäten mitzubringen. Sie ist offen, freundlich, einfühlsam: "Es ist total menschlich vor einer Prüfung aufgeregt zu sein", sagt sie.

Die heute 32-Jährige wächst in Geretsried auf und besucht dort auch die Realschule. Nach ihrem Abschluss beginnt sie eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und arbeitet einige Jahre im Geschäftsreisedienst. Auf der Berufsoberschule in Bad Tölz absolviert sie ihr Fachabitur und ist ein Jahr in einer Steuerkanzlei beschäftigt. Sabine Hönig ist gerade erst 22 Jahre alt, als ihr ein Azubi zugeteilt wird. Die Zeit mit der jungen Person gefällt ihr und sie entschließt sich, das Ganze zu professionalisieren - in einem Kurs der IHK bereitet sie sich auf die Ausbildereignungsprüfung (AEVO) vor. In diesem Kurs hört sie, dass die IHK ehrenamtliche Prüfer sucht. Hönig entschließt sich, einen Prüferschein zu machen und sich zu bewerben - einige Zeit später ist sie Prüferin für Tourismuskaufleute.

Fünf bis zehn Tage im Jahr nimmt das Ehrenamt in Anspruch. "Die Arbeit mit den jungen Leuten liegt mir und ich freue mich immer, wenn jemand besteht", sagt Hönig. Im Gegensatz zu den Berufschullehrern kenne sie die Prüflinge nicht, weil sie als Prüferin die Arbeitnehmerseite vertritt. Deswegen sei der Prüferjob "super spannend" - jede Stunde müsse man sich auf eine neue Person einstellen, die gerade einen wichtigen Berufs- und Lebensabschnitt hinter sich lässt. Auch für den eigenen Job sei die Prüfertätigkeit hilfreich. "Man muss fachlich aktuell bleiben und eignet sich eine gute Menschenkenntnis an", sagt sie.

Gegen den Fachkräftemangel könne sie durch das Ehrenamt direkt etwas unternehmen: "Wenn man die Fachkräfte morgen braucht, muss man sich heute um gut ausgebildete Leute kümmern", sagt sie. Nach ihrer Zeit bei der Steuerkanzlei arbeitet Hönig sieben Jahre im Geschäftsreisedienst in München. 2014 entschließt sie sich die Branche zu wechseln und fängt bei der Firma Allergika Pharma in Wolfratshausen an. Dort ist sie Teamleiterin im Auftragsservice und kümmert sich um die Auszubildenden. Da ihr die berufliche Praxis im Tourismus fehlt, prüft sie von da an Bürokaufleute. Ein Jahr später entscheidet sie sich für ein berufsbegleitendes Fernstudium zur Aus- und Weiterbildungspädagogin. Nach langer Zeit befindet sie sich selbst wieder in Prüfungssituationen und erlebt, wie aufgeregt man vor einer Prüfung ist: "Ich kann das nun wieder besser nachvollziehen", sagt sie. Manche Prüflinge könnten ihre Aufregung überspielen und manche, und darauf ist Hönig fast neidisch, sind "total relaxed". In den vergangenen zehn Jahren habe sich nicht viel verändert - lediglich die Überwachung der neuen Medien sei strenger geworden. Smartwatches und Smartphones müssen abgegeben werden.

Ein großes Lob spricht sie den Prüflingen aus, die "zu 99,9 Prozent sehr höflich und pünktlich sind". Das sei sehr wichtig, um einen guten Eindruck bei den Prüfern zu hinterlassen. Außerdem sollte man sich in der Prüfung so geben, wie man ist und nicht verstellen. Wenn man etwas nicht versteht, solle man auch ruhig nachfragen, bevor die Frage völlig falsch oder gar nicht beantwortet wird. Die Berufsschule in Wolfratshausen bereite die Schüler aber perfekt auf die Prüfung vor und auch intern bei Allergika Pharma werden die Auszubildenden unterstützt. "Besonders gefällt mir die Zusammenarbeit von Berufsschule, IHK und den Prüfern - die Kommunikation funktioniert sehr gut und ich arbeite in einem netten Ausschuss, sodass das Abnehmen der Prüfung Spaß macht", sagt sie.

Hönig ist seit acht Jahren verheiratet, hat zwei Katzen und Reptilien. Hobbys wie Nordic-Walking oder Acryl-Malen musste sie in den letzen eineinhalb Jahren wegen ihrem Fernstudium zurückstellen. "Die Fortbildung ist jetzt mein Hobby", sagt sie.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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