Heiß diskutiert:Geothermie spaltet Icking

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In der Gemeinderatssitzung fordern Anwohner der Anlage mehr Informationen vom Betreiber. Diese wünscht sich auch Bürgermeisterin Menrad - und wartet zudem weiter auf Antwort des Innenministeriums.

Von Claudia Koestler, Icking

Sie haben Angst vor Lärmbelästigung und Schwerlastverkehr, was durch zu wenig Informationen geschürt statt entkräftet werde: Unter den Bürgern Ickings, speziell den Einwohnern Attenhausens und Walchstadts, mehrt sich weiterer Ärger über das geplante Geothermieprojekt der Erdwärme Bayern. "Gerüchte rütteln das Dorf auf und die Stimmung ist am Boden, weil keiner was weiß", beschrieb Evelyn Caprano die Lage. Gemeinderat Georg Linsinger (UBI) sprach gar von einem "Keil", der das Dorf spalte. Eine bessere Informationspolitik und mehr Transparenz, die Caprano zusammen mit weiteren Bürgern in der Gemeinderatssitzung am Montag forderte, wünschte sich auch das Gremium und Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI). Sie fühle sich von manchen Entwicklungen bei dem privatwirtschaftlichen Projekt "einigermaßen überrollt", wie sie sagte.

Hilfe ist jedoch noch nicht in Sicht: Menrad wartet weiter auf eine Antwort aus dem Innenministerium, nachdem sie Anfang des Jahres Unterstützung vom Staat erbeten hatte. "Ich habe am 22. Februar Post bekommen, dass es noch etwas dauere. Bis heute habe ich nichts erhalten. Ich sitze also mehr oder weniger auf Kohlen", sagte sie. Menrad frage sich, "ob hier ein Problem ausgesessen werden soll". Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) machte einen Vorschlag: "Demnächst gibt es neue Minister, also schreiben Sie morgen neu."

Fragen wirft nach wie vor der Verlauf der Leitung auf, die von Attenhausen zum Bohrplatz Walchstadt führen soll. "Mittlerweile geht ein Gerücht um, dass die Rückleitung eventuell über den Feldweg zur Höhenrainer Straße laufen könnte. Abgesehen davon, dass wir das wegen der Lärmbelästigung nicht gut finden würden, wäre das der Tod unserer ganzen alten Bäume", sagte Caprano. Menrad zufolge habe das verantwortliche Unternehmen, die Erdwärme Bayern, noch nicht entschieden, wo diese Leitung verlaufen soll. Sie selbst plädiere für die Strecke entlang der Autobahn, weshalb sie sich auch an das Wirtschaftsministerium und anschließend ans Innenministerium gewandt hatte. "Ich weiß auch, dass der Betreiber parallel andere Lösungen sucht, weil er ja eine braucht, aber ich kann nicht sagen, wie weit er da ist", sagte die Rathauschefin. Sollte der Betreiber doch die Variante über die Höhenrainer Straße beantragen, werde sich der Gemeinderat "ganz sicher kritisch damit befassen", versprach Menrad.

Ein zweites Problem gibt es wegen des Schwerlastverkehrs. Inzwischen sei nach dem Bohrplatz Attenhausen auch "relativ schnell" mit Arbeiten am Bohrplatz Walchstadt begonnen worden, was die Gemeinde überrascht habe. Auf Nachfragen habe der Geschäftsführer der Erdwärme Bayern, Markus Wiendieck, erklärt, dass zum Herrichten des Bohrplatzes etwa 900 Lastkraftwagen in drei Monaten fahren werden. Und: Einzelne Fahrzeuge werden bis zu 100 Tonnen schwer sein. "Das hat uns vorher auch niemand gesagt", ärgerte sich Menrad. "Das ist ein absoluter Wahnsinn, den die da treiben wollen", kommentierte das Alfred Vogel (Ickinger Initiative), der "dringend" dafür plädierte, "die 100 Tonnen wegzudiskutieren." Solche Schwertransporter hätten in der Gemeinde nichts zu suchen. Seine Fraktionskollegin Nipperdey fand es "indiskutabel, auf unseren Dorfstraßen 100-Tonner fahren zu lassen." Christian Mielich (SPD/Grüne) hielt das auch für problematisch. "Noch problematischer aber ist der Dauerbetrieb, wenn die 40-Tonner durch die Vorgärten fahren."

Einen Beschluss über die Zu- und Abfahrt zum Bohrplatz Walchstadt fassten die Räte nicht. Denn Matthias Ertl (PWG) brachte statt der Route über das Talfeld oder über Gut Wadlhausen einen weiteren Weg ins Spiel, nämlich östlich der Autobahn, der im Besitz jenes Grundeigners sei, der den Bohrplatz Walchstadt hergegeben habe. Diese und weitere Routen sollen nun abgeklärt werden. Linsinger wollte schließlich noch einen Impuls an Wiendieck senden: Dieser solle künftig "deutlich transparenter" informieren.

Laut Bürgermeisterin Margit Menrad plant die Erdwärme Bayern am 23. oder 24. April eine Informationsveranstaltung im Rathaus Icking.

© SZ vom 21.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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