Haushaltsdefizit:Wolfratshauser Streichkonzert

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Das Rathaus fürchtet Miese von drei Millionen Euro - und zwar in jedem Jahr. Die Sparvorschläge machen nicht einmal vor der Loisach-Fontäne Halt.

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Die Finanzlage Wolfratshausens ist bedenklich, die Loisachstadt lebt derzeit über ihre Verhältnisse. Der Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) prognostizierte gar, es werde in den kommenden vier Jahren jährlich eine Unterdeckung von je drei Millionen Euro geben. "Wie sollen wir zwölf Millionen Euro generieren, wenn wir nicht rigide sparen?", fragte er. Deshalb hatten die Fraktionen von CSU, SPD und den Grünen einen Sparmaßnahmen-Katalog erarbeitet, den sie in der Ratssitzung am Dienstag vorlegten.

Die Sparvorschläge für 2016 beliefen sich lediglich auf rund 685 000 Euro. Trotzdem wurde über jeden einzelnen der zunächst elf, später 14 Punkte hitzig debattiert und nicht jeder Posten wurde mehrheitlich so bereitwillig gestrichen wie die Kürzung des sächlichen Verwaltungs- und Betriebsaufwands um 7,5 Prozent und die Kostenreduzierung für das Veranstaltungsmanagement um 100 000 Euro. Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) will zwar jede Maßnahme "gerne aufgreifen", sagte er eingangs. Die einzelnen Vorschläge kommentierte er jedoch nicht mehr.

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Dass die Sportlergala 2016, wie vom Kulturausschuss beschlossen, entfallen soll, gefiel nicht allen. Doch sie wie gehabt beizubehalten, dafür waren den Räten die Kosten zu hoch: "Wir verpulvern 35 000 Euro an einem Abend, das ist für manche ein Jahresgehalt,", entsetzte sich Gerlinde Berchtold (SPD). Alfred Fraas (CSU) schlug vor, den Ansatz auf 5000 Euro zu reduzieren. Gänzlich gestrichen wurden indes die Raumkühlung für das Trauungszimmer (minus 13 000 Euro) und die Idee eines Trauungsfloßes auf dem Badeweiher (minus 36 000 Euro). Das wiederum konnte Wirtschaftsreferent Helmut Forster (BVW) nicht nachvollziehen: "Nur im Haushalt eingestellt bliebe es Thema." Ebenfalls weder beschlossen, noch konkretisiert ist die Idee von der Ortseingangsgestaltung am Autobahnzubringer zum Flößertag 2017, wofür aber 2016 70 000 Euro eingestellt waren. Hier einigten sich die Räte, die Kosten auf 35 000 Euro zu reduzieren.

Die Einsparungsvorschläge machte auch vor einem bereits etablierten Wahrzeichen der Stadt nicht Halt: der Loisach-Fontäne. Um Energiekosten einzusparen, sollte die Leistung gedrosselt werden. Das aber brachte Manfred Fleischer (CSU) auf die Barrikaden: "Es soll, wie der Name sagt, Fontäne sein, kein Rinnsal." Die Stadt sei alt, da müsse das Wahrzeichen nicht an "Prostata-Probleme" erinnern. "Sie können froh sein, dass ich keine psychotherapeutische Analytikerin bin", entgegnete ihm Heinloth auf den Vergleich.

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Nicht minder auseinander gingen die Meinungen beim Vorschlag, den Neubau des Kinderspielplatzes an der Bürgermeister-Seidl-Straße bereits 2016 umzusetzen, die Kosten dafür aber um 20 000 Euro auf 65 000 Euro zu senken und 2017 den Spielplatz an der Mehrzweckhalle zu erneuern. Der Haushalt biete "erstaunlich wenig in Sachen Sozialeinrichtungen und familienfreundliche Stadt", monierte Heinloth. Fleischer aber sah darin den "zweiten Schildbürgerstreich" nach der Fontäne. Denn die Mehrzweckhalle könnte als Asylunterkunft genutzt werden, der Zeitpunkt der Diskussion sei verfehlt. Dennoch ging der Antrag mehrheitlich durch, ebenso wie die Forderung, auf neue Unterkünfte am Campingplatz zu verzichten.

Verschoben wurde ein Antrag von Heinz-Walter Daffner (BVW), 390 000 Euro für ein neues Feuerwehrfahrzeug einzustellen. Erst 2020 wird der Ausbau der Auenstraße und des Gehwegs am Gebhardweg wieder im Etat stehen. Dass 2016 auch kein Geld für die Surfwelle eingeplant und das Projekt verschoben wird, brachte Ulrike Krischke (BVW) in Rage: "Wir verzichten auf alle Projekte, alles zerschießen wir, auch wenn es kostenneutral ist. Das ist doch Wahnsinn."

© SZ vom 18.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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