Als Mitglieder der Freien Wähler sitzen die beiden im Geretsrieder Stadtrat; als Gastronomen werden sie künftig auch Seit' an Seite in einem Bistro in München stehen: Vera Kraus und Robert Lug. Ihr italienisches Bistro "subito" im Studentenviertel Maxvorstadt soll noch im März eröffnet werden. Die Beiden feilen seit zwei Jahren am Konzept für ein gemeinsames Lokal. "Wir kennen uns gut, können gut zusammenarbeiten und hatten Lust, was Neues aufzubauen", erklärt Kraus, wie die Idee entstand. Dieser Tage stehen die beiden täglich von sieben Uhr morgens an auf der Baustelle in der Augustenstraße 60 und sehen, wie die einstige Idee in schnellen Schritten Gestalt annimmt.
Nachdem Lug 2014 die Stichwahl um das Bürgermeisteramt verloren und Kraus 2016 als Geschäftsführerin der Musikschule aufgehört hatte, fiel die Entscheidung, gemeinsam etwas "Herausforderndes" auf die Beine zu stellen. Beide kommen nicht aus der Gastronomie, hatten aber "Lust darauf" und fanden auf Gastronomiemessen heraus, dass viele kleine Startups von Menschen ohne gastronomische Erfahrung betrieben werden. Das Schwierigste sei die Standortsuche gewesen, sagt Lug, der zuvor einen Baumarkt in Geretsried geleitet hatte und in der Verwaltung des Familienunternehmens Lug tätig war. Weil sie schnell gemerkt hätten, dass für das Gelingen ihres Konzepts die Masse an Laufkundschaft ausschlaggebend sei, schlossen Kraus und Lug Geretsried als Standort für ihr Bistro aus. "Vielleicht ändert sich das irgendwann, wenn dort eine S-Bahn-Station entsteht", spekuliert Lug. Für ihr aktuelles Projekt sei jedoch München der geeignete Standort. Die Augustenstraße sei nach langem Suchen dann "reiner Glücksfall" gewesen, sagt Kraus.
Das Bistro ist als Selbstbedienungslokal konzipiert. An der Kasse wird bestellt und bezahlt, während der Wartezeit auf das Essen können sich die Gäste entweder schon mal einen Platz sichern oder über eine Glasvitrine hinweg dem Koch bei seiner Arbeit zusehen, Showcooking sei das Stichwort. "Unser Schwerpunkt ist Pasta", sagt Kraus. Drei verschiedene, selbst produzierte Nudelsorten sollen angeboten werden, dazu verschiedene Soßen. Wer lieber zu Pizza, Salat oder Tramezzini, kleinen belegten Broten, greifen will, wird genauso fündig wie der, der Lust auf italienischen Café und Süßes hat. "Wichtig ist uns, dass wir die Produkte und Zutaten so regional wie möglich kaufen", so Kraus. Und dass die Zubereitung schnell geht. Um zu sehen, ob alles tatsächlich innerhalb weniger Minuten auf dem Teller landen kann, hat die 59-Jährige alle Gerichte der Speisekarte schon mal in der eigenen Küche vorgekocht.
Während sich Kraus an der Kasse um die Gäste kümmert, wird der 53-jährige Lug die Speisen zubereiten. Ein Koch und mehrere Angestellte sollen helfen. So die vorläufige Aufgabenverteilung. Lug als gelernter Betriebswirt und sie selbst als gelernte Buchhalterin ergänzten sich, sagt Kraus. Beide werden sich in Vollzeit um das Bistro kümmern, das knapp 50 Gästen Platz bietet. Früher war in dem Gebäude in der Augustenstraße 60 eine Bäckerei untergebracht, deshalb seien die Umbauarbeiten samt Einbau von Küche und Haustechnik recht aufwendig. Seit Anfang des Jahres sind die Handwerker da. Die roten Sitzbänke stehen schon. Schwarze Tische und schwarz-weiße Bilder sollen die schlicht gehaltene Einrichtung ergänzen und "italienisches Flair" schaffen.
Auch Platz für Veranstaltungen soll es im neuen Bistro geben. "Mein Traum war immer ein Musikcafé", sagt Kraus. In welcher Häufigkeit Musik und Kultur Einzug ins Bistro halten werden, müsse man sehen. Eine Veranstaltung ist aber bereits gesetzt: der Auftritt eines Duos mit Geige und Gitarre zur "Langen Nacht der Musik" am 28. April.