Nach 33 Jahren:Ausgeflogen

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Ingrid Brauner betreut die Vögel bereits seit 33 Jahren. (Foto: Hartmut Pöstges)

Jahrzehntelang wurde das Vogelhaus in Geretsried vom Kleintierzüchterverein betreut. Nun muss das Gebäude wegen der Erweiterung der Mittelschule abgerissen werden. Der Verein steht vor der Auflösung.

Von Philipp Rahn, Geretsried

Seit 1991 steht das Vogelhaus auf dem Gelände des Schulzentrums an der Albert-Stifter-Straße in Geretsried. Im kommenden Sommer ist Schluss, das Gebäude muss wegen der bevorstehenden Erweiterung der Mittelschule weichen. "Mitte oder Ende Mai werden die Vögel abgeholt, bis zum 31. August muss das Gebäude geräumt sein", sagt Ingrid Brauner. Sie betreut die Vögel bereits seit dem Umzug an den jetzigen Standort vor 33 Jahren. Der Verein Federnhilfe holt die derzeit rund 120 Vögel ab und bringt sie anschließend in Karlsruhe unter. Die Ziele des Vereins sind laut Eigenangabe auf der Homepage der Tier- und Artenschutz von Papageien und Sittichen.

Neben Liebesvögeln, Nymphen- und Wellensittichen sind in Geretsried Rosellasittiche und Zebrafinken untergebracht, die die Federnhilfe übernimmt. Die Kanarienvögel seien bereits an eine größere Voliere in der Nähe von Tutzing vermittelt worden. Zudem sei im Vogelhaus noch eine zehn- bis zwölfjährige Amsel, die nicht mehr fliegen kann. Was mit der Amsel und einer Taube, die nicht mehr ausgewildert werden will, passieren wird, ist laut Brauner bisher nicht klar.

Brauner sagt, sie verbringe täglich etwa eine halbe Stunde dort, "am Wochenende auch mal zwei bis drei Stunden". Zwar habe die Stadt sich bemüht, einen alternativen Standort für die Voliere zu finden, dies sei jedoch nicht gelungen. Das sei aber nicht das einzige Problem gewesen. "Kern des Themas ist nicht nur der Standort, sondern auch der Betrieb", erklärt Rathaussprecher Thomas Loibl auf Anfrage. Brauner bestätigt, dass die Betreuung in Zukunft ein Problem geworden wäre. Sie wolle etwas kürzertreten, unter anderem, da das vierte Enkelkind unterwegs sei. Mit dem Ende des Vogelhauses stehe laut Brauner auch der Kleintierzüchterverein, einer der ältesten Vereine in Geretsried, vor dem Aus. Er habe derzeit noch fünf Mitglieder, Brauner geht davon aus, dass er sich auflösen wird.

Die im Vogelhaus untergebrachten Vögel seien aus privaten Haltungen übernommen. "Vögel machen viel Dreck, deswegen haben wir auch so viele", sagt Brauner. Manchen Menschen falle es ihrer Einschätzung nach leichter, Vögel abzugeben, als etwa Katzen oder Hunde. Was künftig mit solchen Fällen passiere, könne sie nicht sagen. Ihr sei es deshalb aber auch wichtig gewesen, die Tiere nicht wieder in private Haltungen zu vermitteln, sondern in eine große Voliere. "Die Vögel sind es gewohnt zu fliegen, das sollen sie auch weiterhin können", sagt sie. Das sei in privaten Haltungen häufig nicht in der Form möglich.

Dennoch sagt Brauner, sie habe in ihrer Zeit beim Vogelhaus auch gemerkt, wie viele vogelfreundliche Menschen es gebe. Viele Leute kämen bereits seit Jahrzehnten regelmäßig, um die Vögel zu betrachten. Das Vogelhaus werde fehlen, sagt Brauner. Ihr besonders.

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