In der Turnhalle am Schulzentrum Geretsried:Verrückte Frisuren und verbotene Produkte

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Vom Toupet bis zur einfrisierten Cola-Dose: Das Friseur-Handwerk präsentiert sich fantasievoll. (Foto: Hartmut Pöstges)

Beim Berufsinformationstag der Realschule Geretsried präsentieren sich Schulen, Betriebe und Einrichtungen bis hin zum Zoll. Organisator Peter Schneider würde sich mehr Handwerker wünschen.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Leonie Lohse findet ihre Ausbildung einfach "cool". Die 18-Jährige wird Hotelfachfrau und lernt gerade im zweiten Jahr im Hotel und Restaurant Klostermaier in Icking. "Es macht sehr viel Spaß, mit Gästen zu kommunizieren und im Team zu arbeiten", sagt sie. Was man braucht für diesen Beruf? "Man muss teamfähig sein und darf keine Angst haben, mit Gästen zu reden."

Das Hotel Klostermaier ist einer von rund 80 Betrieben, die sich am vergangenen Freitag in der Turnhalle des Schulzentrums Geretsried rund 700 Schülerinnen und Schülern der Real- und Mittelschulen Geretsried, Wolfratshausen und des nördlichen Landkreises sowie des Gymnasiums Geretsried präsentiert haben. Peter Schneider, Vorsitzender des Fördervereins der Realschule Geretsried, hat diesen Berufsinformationstag (BIT) organisiert. "Das Motto ,Schüler fragen, Profis antworten' ermöglicht nicht nur Gespräche mit Führungskräften, sondern auch mit aktuellen Auszubildenden und Studierenden", erklärt er.

Bei den Heizungsbauern konnten Interessierte ein Herz aus Kupferrohr herstellen. (Foto: Felicitas Amler/oh)
Gefälschte Nike-Turnschuhe und ein illegal eingeführter Schlangenledergürtel am Stand des Zolls. (Foto: Felicitas Amler/oh)

Von der Friseurinnung für die Landkreise Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen bis zum Zoll, vom Blasinstrumentenbauer bis zum Zahnarzt reichte das Spektrum der Stände, an denen sich die Jugendlichen informieren konnten. Neben regionalen Ausbildungsbetrieben waren auch die Fachschule für Heilerziehung, die Massageschule, die Fach- und Berufsoberschule sowie das Gymnasium und Kolleg Sankt Matthias aus Waldram vertreten.

Besonders reizvoll war es für viele Mädchen und Jungen, dass sie verschiedene Handwerke selbst ausprobieren konnten. Darleen und Mia, beide 15 Jahre alt und aus der neunten Kasse der Mittelschule, erprobten sich bei den Heizungsbauern. Stolz zeigten sie anschließend die Herzen aus Kupferrohr, die sie hergestellt hatten. "Ich interessiere mich schon lange für einen Beruf im Handwerk", sagte Mia. Und bei den Heizungsbauern erfuhr sie, dass die sich außerordentlich freuen würden, wenn in dem immer noch männerdominierten Beruf weiblicher Nachwuchs nachkäme.

Diese Herausforderung stellt sich bei den Friseurinnen nicht. Am Stand der Innung und der Berufsschule Miesbach freut sich Fachbereichsleiterin Madeleine Momberg über den Zulauf an Mädchen, den der Stand hat. Dennoch sagte sie, die Nachfrage sei in diesem Beruf "extrem zurückgegangen". Eine junge Frau, die als Friseurin gearbeitet hat, aber aus gesundheitlichen Gründen ins Büro gewechselt ist, kann immer noch schwärmen, was am Friseur-Handwerk attraktiv sei: "Es ist kreativ, man arbeitet mit Menschen, man ist beste Freundin und Psychologin." Und, so ergänzt Momberg: "Man ist nie depressiv, denn jedes Mal, wenn man etwas fertig gemacht hat, sieht man das Ergebnis." Um zu demonstrieren, wie fantasievoll man hier arbeiten könnte, sind am Stand Perückenköpfe aufgestellt, darunter eine Frisur, die sich um eine Cola-Dose kringelt.

Aus ganz anderen Gründen findet Sebastian Mayr seinen Beruf als Zöllner interessant. Der 18-Jährige ist Zollobersekretär und arbeitet überwiegend im Zollamt. Bei der Abfertigung der Waren geht es darum, Produktpiraterie zu erkennen und die Einführung geschützter Arten zu verhindern. Vor sich am Infostand hat Sebastian Mayr einige Beispiele: gefälschte Nike-Turnschuhe, einen Schlangenledergürtel und eine Koralle. Die Arbeit mache ihm jeden Tag Spaß, sagt er, "langweilig wird's nie". Sein kuriosester Fund bisher: ein Kroko-Täschchen, an dem sogar noch eine Kralle gehangen habe.

Gut besucht: An etwa 80 Ständen konnten sich die jungen Leute informieren. (Foto: Hartmut Pöstges)

Im dichten Gedränge des Berufsinformationstags geht eine Beobachtung allerdings unter: Es nehmen, wie Organisator Peter Schneider feststellt, nur wenige kleinere Handwerksbetriebe teil. Schneider bedauert dies. Denn er findet, der BIT sei gerade für sie eine ideale Gelegenheit, "sich innerhalb eines Vormittags vor einer Vielzahl junger Menschen sichtbar zu präsentieren und den Beruf erlebbar zu machen". Vielleicht beim nächsten Mal? Der Förderverein der Realschule jedenfalls veranstaltet den Berufsinformationstag jedes Jahr.

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