Tagung des Bauausschusses:Wilde Maus und Tropfsteinhöhle

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Das Geretsrieder Rathaus soll bald in neuem Licht erstrahlen - allerdings innen, wenn die Foyers und Flure ertüchtigt wurden. Es findet sich aber auch noch weiterer Sanierungsbedarf. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Geretsrieder Rathaus wird schrittweise saniert und umgebaut. Doch die Baustellen mehren sich, wie auch die Fragen des Bauausschusses.

Von Claudia Koestler, Geretsried

Den Bedarf zweifelte im Geretsrieder Bau- und Umweltausschuss am Montag niemand an: Die Flure und die Foyers des Rathauses sind in die Jahre gekommen, es muss saniert werden. Auch der sogenannte Sozialraum im Keller des Gebäudes ist alles andere als zeitgemäß. Dort, wo einst wilde Partys gefeiert wurden, wie Dritter Bürgermeister Gerhard Meinl (CSU) erinnerte ("Ich habe eine Schweine-Maske getragen!"), herrscht heute Tristesse. Es ist duster, es ist muffig, diverse Abteilungen nutzen die dunklen Räumlichkeiten als Lager. "Eine Zumutung, eine Tropfsteinhöhle", beschrieb Gabriele Riegel (Grüne) den Zustand des Sozialraums. Trotzdem sich das Gremium einig war, etwas machen zu müssen, gab es in der Sitzung auch Kritik, wie die notwendigen, respektive möglichen Maßnahmen in zwei Tagesordnungspunkten vorgestellt und zur Abstimmung gestellt wurden.

Denn Patrik Kohlert (Geretsrieder Liste) fehlte die konkrete Zahl, was die angesetzten Sanierungskosten für die Flure und Foyers heruntergebrochen auf den Quadratmeter bedeuteten. Grundsätzlich hatte sich der Stadtrat in seiner Aprilsitzung 2021 für die "Ertüchtigung der Flure" entschieden und das Büro Kehrbaum mit der Umsetzung beauftragt. Um das Rathaus barrierefrei zu gestalten, wurde bereits ein Aufzug vom Keller bis zum Dachgeschoss eingebaut. In diesem Zuge wurde auch der Brandschutz aktualisiert, anschließend startete die Erneuerung des Daches über dem Nebenflügel. Um die Belegschaft nicht über die Maßen mit Baustellen zu belasten, wurde die Sanierung der Flure verschoben. Dafür sind im kommenden Haushalt der Stadt 325 000 Euro als Bauunterhalt angemeldet. Architekt Klaus Kehrbaum präsentierte das Konzept, stellte den Baubeginn für Februar oder März und das Ende zu den Sommerferien in Aussicht und zeigte, dass die Flure durch neue Böden, Leisten und Licht deutlich heller würden. Die Kosten: zwischen 240 000 und 260 000 Euro. Allerdings regte er an, auch "perspektivisch zu überlegen" und das Foyer vor dem Sitzungssaal, den Boden sowie die WCs aus den 1970er-Jahren zu modernisieren. Hierfür kämen rund 66 500 Euro dazu.

So soll der Eingangsbereich - auch Foyer Erdgeschoss genannt - nach der Sanierung aussehen. (Foto: Kehrbaum Architekten/oh)
Deutlich heller soll auch das Foyer im Obergeschoss werden. (Foto: Kehrbaum Architekten/oh)

Um die Summen wirklich einordnen zu können, also "ob es sich um eine Luxussanierung oder nicht" handle, fragte Kohlert aber eben nach den Kosten pro Quadratmeter. Geretsried müsse schließlich sparen und habe jüngst viele Wünsche nicht erfüllen können, erinnerte er. "Sonst machen wir hier lieber piano und investieren doch in das, was wir hier kürzlich leidenschaftlich gestrichen haben." Weil aber diese Zahl nicht vorlag, sah er sich nicht in der Lage, zuzustimmen - auch Arthur Wolfseher (SPD) schloss sich der Ablehnung an.

Zuvor hatte auch Sabine Gus-Mayer (CSU) einen Schreckmoment ob der Bilder aus der Präsentation: "Eine Treppe ohne Handlauf, ist das euer Ernst?" Dass die "Wilde Maus" abgebaut werde - sie meinte den Sitzlift an der Treppe -, sei angesichts des neuen Lifts klar. Aber einen Handlauf brauche es. Doch sie konnte beruhigt werden: Der Handlauf existiere noch und lagere nur zwischenzeitlich im Keller. Das Materialkonzept wurde schließlich mehrheitlich beschlossen, nun werden die Leistungen ausgeschrieben.

Im zweiten Tagesordnungspunkt, der die Verbesserung der "Tropfsteinhöhle" genannten Sozialräume im Keller umfasste, war dann für Wolfseher eine Baustelle zu viel: "Welche Überraschungen kommen denn noch?", fragte er. Und monierte, warum es für das Geretsrieder Rathaus keinen gesamten Gebäude-Sanierungsplan gäbe. Kohlert wiederum fragte konkret: "Was kostet der Spaß?" Architektin Luise Seemayer ging davon aus, "dass man mit einer Viertelmillion hinkommt". Zunächst müsse man aber Statik-, Brandschutz- und Denkmalschutz-Themen klären, "dann schauen wir, ob wir das Schiff zum Schwimmen bringen oder ob es im Hafen bleibt", so Seemayer. Einstimmig billigte der Ausschuss daraufhin die Beauftragung der ersten Schritte einer Machbarkeitsstudie.

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