Ickinger Finanzen:Bye-bye Speck

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Die Gemeinde Icking im Isartal hat Rücklagen. Nun aber könnten sie in den kommenden Jahren abschmelzen, denn es muss viel saniert und investiert werden. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn)

Im Ickinger Haushaltsentwurf zeichnet sich ab, dass die fetten Jahre vorbei sind. Denn auf die Isartalgemeinde kommen zahlreiche Großprojekte zu. Und dann gibt es noch weitere Wünsche und Anträge - die den Finanzausschuss spalten.

Von Susanne Hauck, Icking

Soll der private Veranstalter Wolfgang Ramadan für seine kränkelnde Reihe "Brotzeit und Spiele" pro Abend einen Zuschuss von 1000 Euro bekommen? Die Mitglieder des Ickinger Finanz- und Planungsausschusses, denen der Antrag vorlag, waren am Donnerstag gespalten.

Die Gesamtsumme von 6000 Euro im Jahr findet jedenfalls Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) zu hoch. "In der Größenordnung haben wir bis jetzt noch niemand gefördert", wandte sie ein, zumal der Saal im Dorfner Vereineheim für die Aboreihe mietfrei sei. Ramadan solle als Erstes eine Übersicht seiner Kalkulation vorlegen, anstatt "ins Blaue hinein" zu fordern.

Wolfgang Ramadan bei einer Veranstaltung aus seiner Reihe im Vereineheim Dorfen. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Grünen fürchteten eine mögliche Einstellung der Reihe, wie sie bereits in anderen Orten geschehen ist und hatten Verständnis für den in Schlederloh lebenden Veranstalter, der von Corona schwer gebeutelt worden sei. "Das wäre sehr schade für Icking, wenn er aufhören muss, dann haben wir ja gar nichts mehr", meinte Laura von Beckerath-Leismüller. "Wir sollten ihn zumindest im nächsten Jahr unterstützen, es wäre schön, wenn er wieder auf die Beine kommt."

Bei einer Bewilligung des Zuschusses würde jede Karte mit vier Euro bezuschusst, rechnete Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI) vor und gab zu bedenken, dass Ramadan seit 20 Jahren seine Preise nicht erhöht habe. "Das ist auch eine Stellschraube, an der gedreht werden kann." Entschieden wurde in der Sitzung noch nichts, denn Kämmerer Stefan Fischer stellte den Haushaltsentwurf erst einmal vor. Die Ausschussmitglieder diskutierten darüber, wo sie Mittel streichen oder mehr Geld ausgeben möchten.

Der Ickinger Kämmerer Stefan Fischer. (Foto: Hartmut Pöstges)

Zum Beispiel für die Reparatur der Skater-Bowl am Ickinger Sportplatz. Auch wenn es heißt, dass die Anlage kaum genutzt wird, weil sie nichts für Anfänger sei: Es wäre doch schade, wenn sie wegen der Schäden überhaupt nicht mehr befahren werden könne, meinte Johannes Voit (UBI). "Ich sehe da schon immer Kinder." 10 000 Euro werden deshalb in den Haushalt eingestellt.

Bei der Einweihung der Bowl in Icking zog der Ex-Weltmeister Tobias Kupfer Kreise. Inzwischen ist die Bowl reparaturbedürftig. Ob sie auch von Anfängern genutzt wird, ist umstritten. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Gemeinde Icking hat im kommenden Jahr einiges vor. Im Verwaltungshaushalt schlägt die Straßensanierung mit mehreren Hunderttausend Euro zu Buche, darunter Arbeiten am Talberg und die Reparatur des lose gewordenen Pflasters vor dem Rathaus. Für notwendige neue Bebauungspläne, unter anderem für die bereits beschlossene Photovoltaikanlage am alten Geothermiestandort in Attenhausen, sind 100 000 Euro vorgesehen. Die Wasserleitung vom Rewe bis zum Kreisverkehr und die Wasserverbundleitung bis Schäftlarn kosten jeweils zwischen 350 000 und 400 000 Euro. Im Vereineheim Dorfen ist der Brandschutz mangelhaft. Treppenhaus und Saal sind nicht vorschriftsmäßig getrennt. "Hier muss eine Lösung gefunden werden, es wurde bereits mehrmals angemahnt", sagte Bürgermeisterin Reithmann. Rund 50 000 Euro sind für Planung und Ausführung dafür berücksichtigt.

Anschließend wandte sich der Ausschuss dem Vermögenshaushalt mit den Ausgaben zu, die haushaltsrechtlich als Investitionen gelten. Hier entfallen die größten Posten auf Bauprojekte. Eine halbe Million Euro sieht Kämmerer Fischer für die Brandschutzsanierung der Grundschule Icking vor. Folgende weitere Großprojekte kommen auf die Gemeinde zu: der Bau der neuen Turnhalle, möglicherweise zusammen mit dem Landkreis. Im Fall einer Zweifachhalle stehen Kosten in Höhe von 10,5 Millionen Euro im Raum, die Icking aber nicht allein tragen muss.

Noch ist nicht klar, wie es mit dem Feuerwehrhaus Dorfen weitergehen wird. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein weiteres dickes Brett will die Gemeinde mit dem Feuerwehrhaus Dorfen bohren. Entweder wird das Bestandsgebäude saniert und erhält einen Anbau, oder es kommt der Abriss mit Neubau. In den kommenden vier Jahren steht in Dorfen auch die Straßenentwässerung über den Wolfratshauser Berg an. Dafür werden 2024 aber nur Planungskosten fällig. Die Gemeinde müsse sich entscheiden, was sie als Erstes angehen wolle, sagte Fischer. In Turnhalle und Feuerwehrhaus gleichzeitig einzusteigen, sei personell nicht machbar. Zudem soll der Spielplatz in Dorfen vom jetzigen Standort, der eigentlich ein Baugrundstück der Gemeinde ist, für 25 000 Euro auf die sogenannte Mockwiese an der Attenhauser Straße umziehen. "Die Entscheidung haben aber die Dorfener", so Reithmann.

Wenn alle Projekte so ausgeführt werden wie geplant, rechnet die Gemeinde damit, dass in den kommenden vier Jahren die Rücklagen vollständig aufgebraucht werden. Dann müsste ein Kredit in Höhe von 5,5 Millionen Euro aufgenommen werden.

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