Wer diese Auszeichnung haben will, muss ein "klares und stringentes Konzept für die Radverkehrsförderung" vorlegen. So verlangen es die Bedingungen der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern (AGFK). Die Stadt Geretsried hat sich dazu auf den Weg gemacht. Der Antrag ist gestellt, die sogenannte "Vorbereisung" - die Begutachtung des Ist-Zustands durch eine unabhängige Kommission - ist fürs kommende Jahr vorgesehen. Danach hat Geretsried maximal vier Jahre Zeit, um die Aufnahmekriterien zu erfüllen und Handlungsempfehlungen umzusetzen, so erfuhr der Stadtrat am vergangenen Dienstag. Zuständig ist in der Rathausverwaltung die studierte Touristikerin Alexandra von Alvensleben aus dem Fachbereich Verkehr und Umwelt.
Der erste Impuls zur Aufnahme unter die fahrradfreundlichen Kommunen Bayerns liegt bereits mehr als drei Jahre zurück. Im Februar 2020 hatte der Stadtrat den Grundsatzbeschluss gefasst. Rathaus-Sprecher Thomas Loibl erklärt, die Sache sei wegen akuten Personalmangels liegengeblieben, aber nun habe die Stadt ja Alvensleben als Mitarbeiterin. Dass diese selbst eine gute Radlerin ist, konnte man in ihrer Zeit als Mitarbeiterin im Wolfratshauser Rathaus beobachten; da strampelte sie den steilen Wolfratshauser Berg schon mal in Richtung ihres Wohnorts Icking hinauf.
Schlechtere Note als vor zwei Jahren
Geretsried hatte im Jahr 2020 in der Befragung des Radlerclubs ADFC nur mittelmäßig abgeschnitten. Die Gesamtnote betrug 3,8. Dies hat sich nun sogar noch verschlechtert. Beim ADFC-Fahrradklima-Test 2022 kam die Stadt auf die Gesamtnote 4,1. Dies ist Rang 278 unter 447 Orten derselben Größenordnung. Es nahmen 64 Personen an der Befragung teil. Die Bewertungen entsprechen Schulnoten von 1 bis 6.
Größte Kritikpunkte sind die umständliche Radwegführung am Karl-Lederer-Platz; das Fehlen eines Radwegs nach Bad Tölz; die innerstädtischen Ost-West-Verbindungen; die Anfahrtsrouten zum Schulzentrum an der Adalbert-Stifter-Straße und das Radwegende an der Johann-Sebastian-Bach-Straße. Wie schon zwei Jahre zuvor kamen die Teilnehmenden zu dem Schluss, Geretsried habe kaum etwas für die Radler getan ("Fahrradförderung in letzter Zeit": Note 4,9).
"Fahrradfreundliche Kommune in Bayern" ist, wie es auf der Homepage der AGFK heißt, "ein deutliches Qualitätssiegel" das vom bayerischen Verkehrsministerium verliehen wird. Nach einer eintägigen Besichtigung der aktuellen Situation durch die Kommission erhält die Stadt zunächst ein Feedback und Handlungsempfehlungen. Spätestens vier Jahre danach wird bei der "Hauptbereisung" geprüft, ob die Kommune den Aufnahmekriterien der AGFK Bayern gerecht wird und den Titel "Fahrradfreundliche Kommune" verdient, der dann bei einem Festakt verliehen würde.