Musikalische Talente im Landkreis:"Singen ist wie loslassen"

Lesezeit: 3 min

Auf der Bühne stehen und musizieren beschreibt Sofia Kodeda (15) als das beste Gefühl. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Sofia Kodeda aus Geretsried kann Eines besonders gut: Singen. Als Solistin wurde sie dafür jüngst beim Bundeswettbewerb von "Jugend musiziert" mit dem zweiten Preis geehrt. Auch über den Wettbewerb hinaus ist Musik die Konstante in ihrem Leben.

Von Veronika Ellecosta, Geretsried

Kinderstimmen hallen durch die Flure der Geretsrieder Musikschule, hinter Türen klimpern Klaviere und Trompeten rennen Tonleitern auf und ab. Sofia Kodeda läuft durch diese Mischung aus Tönen und Klängen, die grad im Begriff sind, Musik zu werden. Sie hat ihren Geigenkoffer geschultert, nachher geht es weiter zum Violinunterricht. Wegen der Geige ist Kodeda aber nicht zum Gespräch gekommen, aber wegen ihres Gesangs.

Die 15-jährige Geretsriederin hat nämlich einen ereignisreichen Frühling hinter sich: Gleich dreimal ist sie bei "Jugend musiziert" angetreten und jedes Mal hat sie sich auf das nächste Wettbewerbsniveau weitergesungen. Im Solo-Gesang hat Kodeda als Sopranistin beim Landeswettbewerb in Grünwald den ersten Platz gewonnen, im April wurde sie beim Regionalwettbewerb in Passau ebenfalls Erste und sicherte sich damit die Teilnahme beim Bundeswettbewerb in Zwickau. Dort gewann sie schließlich einen zweiten Preis und verfehlte den ersten um lediglich einen Punkt. Grünwald sei eine neue Erfahrung für sie gewesen, erinnert sie sich heute. "Viele um mich herum haben mir immer gesagt, dass ich gut bin, aber ich selbst war mir da nicht so sicher. Ich konnte mich und die anderen nicht gut einschätzen", erzählt sie. Mit jedem Wettbewerb sei aber die Sicherheit beim Auftreten gewachsen. "Auf das Ergebnis war ich weniger aufgeregt als auf das Singen. Wichtiger ist, wenn du die Bühne verlässt und weißt, du hast alles gegeben."

Die Musik begleitet sie schon länger

Dabei ist Sofia Kodeda die Bühne nicht fremd. Schon bevor sie zu Jugend musiziert kam, habe sie vorgesungen, wie sie erzählt. Sofias Mutter ist Opernsängerin, nahm die junge Sofia schon früh mit zu Opernfestspielen, ließ sie als Solistin auftreten oder im Mutter-Tochter-Duo, auf Straßenkonzerten und auch mal mit Geige. Auch im Wolfratshauser Kinderchor singt Kodeda seit einigen Jahren mit Begeisterung. Aber erst mit einem Musicalworkshop im vergangenen Sommer bei ihrer heutigen Gesangslehrerin Melanie Maennl fing sie Feuer. Heute hat der Gesang in ihrem Leben einen festen Platz eingenommen. Wenn sie singe, vergesse sie alle Probleme drumherum. "Es ist wie loslassen", sagt sie.

Etwa ein Monat dauert es, bis Sofia Kodeda ein Stück auswendig kann, nach einem weiteren Monat stimmen auch die Feinheiten. Für Jugend musiziert lernte sie etwa Bachs "Ich hatte viel Bekümmernis", dazu "Ce Doux Petit Visage" von Francis Poulenc. Vor allem an Poulenc habe sie lange gearbeitet, erinnert sie sich. "Es macht einen großen Unterschied, ob ich mich mit dem Inhalt auseinandergesetzt habe. Dann kann ich ihn auch rüberbringen." Deshalb habe sie den Text gemeinsam mit einer Französisch sprechenden Mitschülerin eingelernt.

Mit Elisabeth Thönie, die sie bei Jugend musiziert auf dem Klavier begleitete, habe sie in den Wochen davor intensiv das Zusammenspielen geübt. "Wenn man das Gefühl hat, dass man sich verlassen kann, ist das schon mal die halbe Miete. Wir kennen uns mittlerweile und wissen, wie der andere tickt", sagt die Musiklehrerin über die junge Sängerin. Besonders aufwendig sei auch die Vorbereitung für ein tatarisches Volkslied gewesen, das Sofia Kodeda bei den Wettbewerben A Cappella sang. Aus der Tataren-Region stammt ihre Mutter, mit ihr habe sie das Lied gemeinsam einstudiert. "Für meine Mutter war das etwas Besonderes. Und für mich auch."

Musikalisch soll es auch weitergehen

Wenn die Vorbereitung stimmt, sei es das beste Gefühl für sie, auf der Bühne zu stehen, sagt Sofia. "Ich liebe das. Ich trage dann eine Sicherheit in mir, und weiß, was ich kann und kann das mit anderen teilen." Auch in Zukunft möchte sie deshalb, dass die Musik in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielt, ob Gesang oder Geige. Erst mal steht zwar das Abi an, aber auch ein Jugendstudium an der Musikhochschule München kann sich die junge Musikerin vorstellen: "Das wäre ein Traum." Dann müsste sie allerdings neben der Geige auch ein zweites Instrument lernen, und tatsächlich hat Kodeda sich für Herbst für den Klavierunterricht angemeldet. Jetzt schultert sie wieder den Geigenkoffer, macht noch schnell ein Foto. Gleich geht`s weiter zum Violinunterricht.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Ausstellung im Maierhof
:Königin mit vielen Gesichtern

Matthias Gangkofner malt seit 20 Jahren die Benediktenwand. Er malt sie wieder und wieder. Und niemals sieht sie so wie gestern aus.

Von Stephanie Schwaderer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: