Ausgezeichnete Schülerzeitung:Die Stimme der Schulgemeinschaft

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Für einige Schülerinnen und Schüler der Mittelschule Geretsried geht es im Juni nach Berlin zur Preisverleihung im Bundestag. (Foto: Hartmut Pöstges/Hartmut Pöstges)

Nachdem die "MS Voice" der Mittelschule Geretsried bereits zweimal in Bayern ausgezeichnet wurde, hat sie nun auch einen bundesweiten Preis erhalten.

Von Philipp Rahn, Geretsried

MS Voice: Der Name ist bei der Schülerzeitung der Mittelschule Geretsried Programm. Denn: "Wir, die Klasse 9dM, möchten mit unserer Schülerzeitung unseren Mitschülern, Lehrern und Eltern eine Stimme geben." Was als reine Projektarbeit begann, ist zwischenzeitlich zu einer mehrfach ausgezeichneten Zeitung geworden.

Erst der dritte Platz unter Mittelschulen beim "Blattmacher"-Wettbewerb der Süddeutschen Zeitung und des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus. Dann die Auszeichnung für Kreativität und Gestaltung mit der "Raute", dem Schülerzeitungspreis der Hanns-Seidel-Stiftung. Und jetzt der erste Platz beim bundesweiten Schulpreis für Hauptschulen des Schülerzeitungswettbewerbs der Jugendpresse Deutschland. "Es war sehr unerwartet, auf jeden Fall. Man hat nicht damit gerechnet, vor allem auch, weil wir den dritten Platz in Bayern hatten. Und natürlich, man hat sich darüber gefreut, dass es jetzt nach Berlin geht", fasst Schüler Dominik den Moment zusammen, als die Jungredakteurinnen und -redakteure von der Auszeichnung erfahren haben.

Die Schülerinnen und Schüler haben auch eigene Zeichnungen in der Zeitung untergebracht. (Foto: Hartmut Pöstges/Hartmut Pöstges)

Prämiert wurde direkt die erste Ausgabe der MS Voice, die sich mit dem Titelthema Prüfungsangst auseinandersetzt. Insbesondere die vielseitige und diverse Diskussion dieses Themas habe der Jury gefallen, sagt Julia Kraus. Sie ist angestellt beim Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg und war eines von acht Jurymitgliedern für den Schulwettbewerb der Hauptschulen. In der MS Voice werde "nicht nur diskutiert, was das ist, sondern auch was man tun kann", um gegen Prüfungsangst vorzugehen, so Kraus.

"Mich hat das dann auch überrascht, dass sie sich für solch ein tiefgründiges Thema entschieden haben", sagt Kinga Gürlebeck, die Klassenlehrerin der damaligen 9dM, die die Schülerzeitung angestoßen hat. Gürlebeck wurde im vergangenen Jahr mit dem "Summa cum Laude"-Preis vom Rotary Club Wolfratshausen-Isartal zur besten Lehrerin des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen gewählt. "Die Schüler haben sich auch für das Thema entschieden, weil die Prüfungen unmittelbar bevorstanden", so Gürlebeck weiter. Schüler Igor ergänzt: "Prüfungsangst betrifft ja eigentlich jeden Menschen. Manche gehen damit besser um, manche nicht." Die Klasse habe Umfragen an ihrer Schule vorgenommen und nachgefragt, wie viele Schülerinnen und Schüler Prüfungsangst haben. "Und dann haben wir uns entschieden, so eine Zeitung zu erstellen und darauf hinzuweisen, wie man dem entgegnen kann", erklärt Igor die Motivation hinter dem Projekt.

Die Klassenlehrerin Kinga Gürlebeck wurde im vergangenen Jahr zur Lehrerin des Jahres im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gewählt. (Foto: Hartmut Pöstges/Hartmut Pöstges)

Neben dem Titelthema sei auch das Gesamtkonzept der Zeitung stimmig gewesen, sagt Kraus. So behandeln die Schülerinnen und Schüler weitere Rubriken wie etwa "Unser Schulleben", Interviews, Unterhaltung sowie Film-, Serien- und Buchempfehlungen. Die Film- und Serienempfehlung sind zudem sogar auf Englisch verfasst. Auch für die Gestaltung findet Kraus lobende Worte. "Hervorragend war das Layout, das mit einer professionellen Zeitung, die man am Kiosk kaufen kann, mithalten kann."

"Die Gruppenverteilung beim Layout war ein bisschen schwerer, aber Frau Gürlebeck hat auch geholfen", sagt Chefredakteurin Sara, die unter anderem für das Layout zuständig war. Für die Gestaltung der Zeitung stellte die Lehrerin ihr privates MacBook zur Verfügung, auch die Zuteilung der Schülerinnen und Schüler in Ressorts hat sie vorgenommen. "Anfänglich war das schon schwierig, das muss man ganz ehrlich sagen. Weil erst mal klar werden musste, was an Themen rein soll, zum einen. Zum anderen habe ich versucht, die Ressorts nach Stärken entsprechend einzuteilen", sagt Gürlebeck.

Das Preisgeld soll wieder in die Zeitung fließen

Mittlerweile hat sich die Schülerzeitung im Klassenverband "praktisch fest etabliert und der Plan ist, dass die MS Voice einmal pro Jahr rauskommt." Die 3000 Euro, die Gürlebeck von "Summa cum Laude" erhalten habe, sollen daher auch in die Schülerzeitung fließen. Mit dem Geld sollen zwei MacBooks finanziert werden, die die Schülerinnen und Schüler für die Produktion nutzen können. Und auch das Preisgeld des mit 1000 Euro dotierten Schülerzeitungswettbewerbs soll zu Teilen wieder in die Produktion fließen.

So sollen bei der nächsten Ausgabe, die am 12. April erscheinen soll, mehr Ausgaben produziert werden als bei der Erstausgabe, die nur rund 60 Mal gedruckt werden konnte. Doch auch für dieses Problem fand Gürlebeck eine Lösung, die von der Jury besonders wertgeschätzt wurde. "Weil wir nicht so viele Ausgaben drucken konnten, weil wir das Geld nicht dazu hatten, haben wir einen QR-Code eingebaut, damit man die komplette Zeitung auch auf dem Handy lesen kann."

Die Arbeit, die Gürlebeck in die Zeitung und in ihre Klasse investiert hat, wissen auch die Schülerinnen und Schüler zu würdigen. "Wichtig ist, dass wir erwähnen, dass Frau Gürlebeck sehr geholfen hat. Dass sie uns so unterstützt hat", sagt Schülerin Ronja über ihre Lehrerin. Und auch Gürlebeck möchte noch etwas loswerden: "Es ist nun mal so, dass doch in der Öffentlichkeit der Ruf der Mittelschule nicht gerade rosig ist. Die Mittelschüler können einiges leisten, wenn man ihnen eine richtige Anleitung gibt und es auch aus ihnen rauskitzelt." Dieses Kitzeln scheint Gürlebeck jedenfalls zu beherrschen.

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