Reden wir über:Arbeiten, die sonst keiner macht

Lesezeit: 2 min

Svenja Seiler freut sich über einen kürzeren Arbeitsweg, den ihre neue Stelle mit sich bringt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Svenja Seiler ist die neue Leiterin der Kindertagesstätte der Diakonie in Geretsried. Nach vielen Jahren Erfahrung soll dies ihre letzte Berufsstation sein.

Interview von Pauline Lunglmeir, Geretsried

Svenja Seiler ist seit Juni die neue Leiterin der Kindertagesstätte (Kita) der Diakonie in Geretsried. In der Kirche sei sie aus persönlichen Gründen nicht mehr Mitglied, sagt sie. Dem christlichen Glauben sei sie aber immer noch verbunden. Nach 37 Berufsjahren ist die Diakonie für die 59-Jährige die vierte und letzte Einrichtung, in der sie arbeitet. Trotzdem kann sie dort auch noch Neues lernen. Wie ein Abrechnungssystem funktioniert, musste Seiler zum Beispiel bisher noch nicht wissen. Der neue Job bringe nicht nur ein hilfsbereites Team mit sich, sondern auch einen kürzeren Arbeitsweg, über den sie sehr glücklich sei.

SZ: Frau Seiler, wer ist anstrengender, Eltern oder Kinder?

Svenja Seiler: Immer die Eltern. Muss ich ganz ehrlich sagen.

Wieso?

Die Kinder freuen sich über alles, die nehmen einfach und geben zurück. Die Eltern neigen dazu, zu fordern und das als selbstverständlich zu sehen, was hier für ihre Kinder geleistet wird. Nicht nur hier, sondern in allen Einrichtungen.

Überall wird Personalmangel beklagt, auch in Kitas. Hat man da die Qual der Wahl bei der Jobsuche?

Man kann es sich aussuchen als Erzieherin. Tatsächlich, ja. Ich schlage die Zeitung auf und finde zwölf Angebote. Da kann ich's mir aussuchen, was ich machen möchte. Aber Geld ist nicht alles, ich muss mich wohl fühlen in der Einrichtung. Für mich ist es nichts wert, wenn ich mehr verdienen könnte, vielleicht in einer größeren Einrichtung wäre, mich dafür aber nicht wohl fühlte.

Warum haben Sie sich für die Kita der Diakonie entschieden?

Aufgrund des Teams, was wirklich ein ganz tolles Team ist. Dann auch aufgrund dessen, was ich in dem Gespräch mit den Herren (Pfarrer Florian Gruber, Vorsitzender des Vorstands der Diakonie Oberland, und Diakon Stefan Helm, Geschäftsführer der Diakonie Oberland, Anm.d.Red.) über die Diakonie erfahren habe. Da hab ich mir gedacht: Das ist ein Träger, mit dem kannst du wirklich gut zusammenarbeiten.

Was bedeutet es, die Leitung einer Kita zu übernehmen?

Eigentlich bedeutet es: Du bist diejenige, die für alles den Kopf hinhält. Und diejenige, die entscheidet, wenn das Team zu keiner Entscheidung kommt. Aber für mich heißt es nur: Ich bin diejenige, die die Dinge zusammenhält; die versucht, mit allen zusammen zu entscheiden und zu arbeiten; die aber auch jeder Kollegin und jedem Kollegen den Freiraum gibt, mit seinen Ressourcen, seinem Stil und seiner Art zu arbeiten. Also für mich ist es tatsächlich die Arbeit, die sonst keiner machen will.

Haben Sie viel Einfluss auf die Erziehung der Kinder?

Nur, was die Einrichtung betrifft. Was das Private betrifft, bei den Eltern zuhause, haben wir gar keinen Einfluss. Und ich finde, es steht uns auch nicht zu. Zum Beispiel, was die Kinder an Brotzeit mitnehmen: Da kann man mal darauf hinweisen, dass das jetzt vielleicht nicht so gesund ist. Aber es ist letztlich nicht mein Kind. Die Entscheidung darüber liegt immer bei den Eltern.

Das heißt, was aus einem Kind einmal wird, entscheidet sich mehr daheim?

Ja, auf alle Fälle, auf alle Fälle.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit am liebsten, wenn Sie denn mal welche haben?

Eigentlich bin ich am liebsten zuhause in meinem Garten, werkel da rum, wurschtel, gehe mit meinen Hunden spazieren, bin mit meinen Eltern zusammen, mit meinen Kindern und Enkelkindern. Das reicht völlig aus.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: