Dialog für die Zukunft:Lagerfeuer, Burger und ein Dach überm Kopf

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Der Geretsrieder Bürgermeister Müller spricht am Karl-Lederer-Platz mit Jugendlichen über ihre Wünsche für die Stadt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller tauscht sich mit der jungen Generation aus und bekommt Impulse für die "City-Offensive".

Von Eva Brandl, Geretsried

Fast nostalgisch hat der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU) in Erinnerungen an seine Jugendzeit in der Stadt geschwelgt: Abende an der Isar, Nachmittage am damals noch unrenovierten Karl-Lederer-Platz und so weiter. Diese Geschichten verbinden ihn mit der jungen Generation heute. Denn obwohl sich viel veränderte, blieb auch so einiges gleich, wie sich im direkten Gespräch zwischen Müller und jungen Geretsriedern zeigte.

Der Zukunft eine Stimme geben - das war Müllers Gedanke, als er Jugendliche kürzlich zusammen mit dem Trägerverein Jugendarbeit zu einem sogenannten Zukunftsdialog auf den Karl-Lederer-Platz einlud. Unter dem Motto "Sag, was läuft?" fand dort ein Austausch zwischen dem Bürgermeister und der jungen Generation in Geretsried statt. Wünsche, Lob, Beschwerden und Fragen hatten dort ihren Raum.

Der Karl-Lederer-Platz war nicht nur Ort, sondern auch das Hauptthema des Treffens. Die renovierte Fläche entwickelt sich in jüngster Zeit zum regelrechten Jugendtreff. "Fast jeden Tag" kommt etwa der 17 Jahre alte Dominik Schmid, Mitglied des Jugendrats, "mit Freunden nach der Schule" dorthin. Den Jugendlichen gefalle der Platz, er biete viel Raum, Sitzmöglichkeiten und sei schlichtweg ein guter Treffpunkt. Doch nicht alle seien überzeugt von dem neuen Aufenthaltsort. Die Frage, ob einem der Platz gefalle, sei Generationenthema, sagte Müller. "Bei Jugendlichen kriegen wir überwiegend oder ausschließlich positive Rückmeldungen, bei Älteren sieht das dann schon etwas anders aus", erklärte er. Denn das Zusammenleben am Platz gestaltet sich nicht konfliktfrei. Immer wieder kommt es zu Anwohnerbeschwerden über Lärm, Musik oder Müll. Auch die Polizei musste einige Male ausrücken und konfiszierte dabei etwa Musikboxen.

Bürgermeister Müller kennt diese Art von Konflikt noch von seiner eigenen Zeit als Jugendlicher. Er machte den anwesenden Teenagern ein Versprechen: "Wir vertreiben keine Jugendlichen von Plätzen." Trotzdem erklärte er, dass die verschiedenen Interessen ausgewogen berücksichtigt werden müssten. Rücksichtnahme und Verständnis seien unbedingt notwendig -"es ist immer ein Geben und Nehmen ", sagte der Bürgermeister.

Abgesehen vom Generationenkonflikt ging Müller auf die konkreten Wünsche und Gedanken der Geretsrieder Jugendlichen ein. "Was ist gut, so wie es ist?" und "Was sollte noch geändert werden?", waren zwei seiner Leitfragen in die Runde. Denn der Bürgermeister und die Stadt gehen in eine sogenannte City-Offensive: "Neben dem Baulichen wollen wir auch auf den belebenden Effekt achten", betonte er, "dadurch sollen neue Impulse für die Innenstadt gesetzt werden." Neben dem Traum von einem McDonalds in Geretsried wurde von einigen Teilnehmenden der Wunsch nach legalen Orten für Lagerfeuer geäußert. Da diese an der Isar aus Brandschutzgründen verboten sind, fehle den Jugendlichen im Sommer der Platz für entspannte Grill- und Lagerfeuerabende. Der Bürgermeister zeigte sich kompromissbereit, obwohl er Bedenken in punkto Umsetzung hat. "Schauen wir mal, was sich machen lässt", sagte er zu dem Vorschlag von Patrick Schmook aus der mobilen Jugendarbeit, das Ganze erst einmal unter Aufsicht stattfinden zu lassen. Zudem wurde der Wunsch nach überdachten Aufenthaltsmöglichkeiten laut. "Wenn's regnet wird es knapp", sagte Schmook.

Auch beim Thema Mobilität hakte Müller genauer nach. Laut den Teilnehmenden seien die beliebtesten Transportmittel der Jugend Fahrräder und Longboards, aber auch Busse würden viel genutzt. Die neue Expresslinie stelle definitiv eine Bereicherung dar, darüber waren sich alle Gesprächspartner einig. "Der Radius hat sich einfach erweitert", sagte Schmook. Er sehe in Geretsried immer öfter Jugendliche von außerhalb und auch der Spielraum für die Job- oder Ausbildungssuche habe sich durch die X-Busse erweitert.

Generell zeigten sich die Jugendlichen trotz mancher Verbesserungsvorschläge sehr zufrieden mit ihrer Heimatstadt. "Man freut sich immer wieder nach Hause zu kommen, wenn man weg war", sagte Dominik Schmid. Für Müller sei das Gespräch sehr wichtig gewesen, hob er hervor. "Unser Ziel muss sein, mit unseren Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Zu hören, was sie beschäftigt, was sie bewegt, was sie umtreibt."

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