Geretsried:"Ein selbständig denkender Kopf"

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Wegbegleiter würdigen den verstorbenen Geretsrieder Sozialdemokraten Walter Büttner

Von Felicitas Amler, Geretsried

Sogar aus England kommen Worte der Fassungslosigkeit: Albrecht Widmann, der frühere "Kunstbunker"-Betreiber, äußert sich "erschüttert, dass ein überaus kluger Kopf, wie es Walter Büttner unumstritten war, so früh sterben musste". Der Tod des SPD-Stadtrats und - wie alle Wegbegleiter betonen - "Urgesteins der Sozialdemokratie", ist für viele in Geretsried plötzlich gekommen. "Ich konnte es überhaupt nicht fassen", sagt Altbürgermeisterin Cornelia Irmer (Freie Wähler). Natürlich habe sie gewusst, das Büttner eine schwere Krankheit hatte: "Aber er war ja auch - in Bayern sagt man: zach."

Zäh, das ist ein Wort, das hier durchaus positiv gemeint ist. Und es passt zu den Einschätzungen, die allenthalben zu hören sind. Büttner habe nicht nur engagiert und gut durchdacht Politik gemacht, sagt Irmer. Es sei auch beeindruckend gewesen, "mit welchem Nachdruck er es verstanden hat, Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen". Kerstin Halba, Fraktionskollegin im Stadtrat, würdigt, wie genau Büttner bei politischen Entscheidungen hingesehen und dass er immer wieder nachgefragt habe. Halba gehört zu jenen, die den Sozialdemokraten Walter Büttner, der am vergangenen Dienstag im Alter von 73 Jahren gestorben ist, von Klein auf kannten und von ihm beeindruckt waren. Mit ihm gehe der SPD viel Wissen verloren und "eine andere Sichtweise, die wir vielleicht selbst nicht haben".

Irmer spricht von einem sehr großen Verlust für Geretsried. Büttner habe immer "die sozialen Themen auf dem Herzen gehabt" und sich um jene gesorgt, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Das bestätigt gern auch die politische Gegenseite. CSU-Fraktionssprecher Ewald Kailberth nennt Büttner "die graue Eminenz der SPD". Er habe sich für alle eingesetzt: "Ein Geretsrieder bis ins Knochenmark." Zudem habe man sich auf sein Wort immer verlassen können. Kailberth ist hörbar erschüttert, auch ihn hat die Nachricht vom Tod überraschend getroffen: "Ich hatte das Vergnügen, dass ich ihn nach jeder Sitzung nach Hause gefahren habe, da haben wir sehr viele tolle Gespräche geführt."

Nachrücker Michael Lasidis

Eines der Themen, für die Büttner sich sein politisches Leben lang engagierte, war der soziale Wohnungsbau. In der Baugenossenschaft war er seit 1986 aktiv: als Mitglied des Aufsichtsrats, dann des Vorstands. BG-Geschäftsführer Wolfgang Selig würdigt ihn wegen seines Einsatzes und seiner Ideen: "Er war ein selbständig denkender Kopf, der nie vergessen hat, dass 'Wohnen' kein Wirtschaftsgut wie jedes andere ist und besondere Aufmerksamkeit durch die Politik braucht." Es sei heute vielerorts üblich, die Schlagworte "Soziales" und "Wohnungsmieten" nur mit niedrigen Mietpreisen in Verbindung zu bringen, so Selig. "Walter Büttner hat jedoch das Soziale nie so eng gedacht. Er wusste, dass auch andere Begriffe wie gute Nachbarschaft, Integration, ordentliche Infrastruktur, Schallschutz, Sauberkeit oder Anbindung an den ÖPNV zwingend für ein gutes und sicheres Zusammenleben dazu gehören."

Wer im Stadtrat für Büttner nachrückt, ist laut Halba in der SPD noch nicht besprochen worden. Formal ist nach Auskunft aus dem Rathaus Michael Lasidis erster Listennachfolger.

Büttner hinterlässt seine Ehefrau Renate, drei Kinder und sechs Enkelkinder. Die Witwe sagt, ja, es sei auch für die Familie ein überraschender Tod gewesen, aber wenigstens ein friedlicher: "Er ist einfach eingeschlafen."

Trauerfeier: Freitag, 28. Juni, 11 Uhr, Waldfriedhof Geretsried. Anschließend Beerdigung nur im Kreis der Familie und engster Freunde

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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