Geretsried:Die Stadt wird neu gebaut

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Im Zentrum sollen etliche Häuser abgerissen und höher wieder errichtet werden - samt einem siebenstöckigen Turm. Am Lorenz-Areal entstehen 600 Wohnungen. Nun erklärt der Bürgermeister den Plan.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Es ist eineinhalb Jahre her, seit Bürgermeister Michael Müller (CSU) den Fokus der Geretsrieder Stadtentwicklung verschoben hat: Weg von einem neuen Viertel auf der Böhmwiese hin zur Stärkung des Zentrums um den Karl-Lederer-Platz. Seitdem ist viel besprochen und geplant worden, in Bürgerworkshops, in der Lokalpolitik, mit beratenden Experten. Gleichzeitig hat sich eine Perspektive für ein großes, teils sozial ausgerichtetes Wohnbauvorhaben an der Elbe-/Banater Straße eröffnet. Am Samstag stellen sich Bürgermeister und Architekt den Fragen der Bürger. Dazu ein Überblick:

Was ist das grundlegende Ziel für den Karl-Lederer-Platz?

Leben, Arbeiten, Ausgehen, Einkaufen - alles, was Urbanität ausmacht, soll am und um den Platz gebündelt werden. Der Schwerpunkt liegt auf dem Angebot großer zusammenhängender Flächen für den Einzelhandel, dadurch soll sich ein "Magnet" ansiedeln, der Frequenz ins Zentrum bringt und damit attraktive kleinere Läden und Lokale nach sich zieht.

Wer baut was auf dem Platz?

Das Familienunternehmen Krämmel, vertreten durch Senior Reinhold und Junior Korbinian Krämmel, reißt seine dreigeschossigen Gebäude am Karl-Lederer-Platz 14 bis 18 ab. Es errichtet dort fünfgeschossige Häuser und einen Turm mit sieben Etagen inklusive Penthouse. Alle Gebäude bieten im Erdgeschoss Platz für Handel, darüber für Dienstleistung und darüber für Wohnungen. Die Stadt erhofft sich davon einen Impuls für die weitere Entwicklung.

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Warum ein Turm?

Sowohl Architekt Klaus Kehrbaum als auch der Gestaltungsbeirat mit Architekturhistoriker Winfried Nerdinger und Städteplaner Alexander Wetzig haben dringend empfohlen, dem Stadtzentrum eine Dominante im Sinne eines Erkennungszeichens zu geben. Nerdinger appellierte auch an Planer und Politik, sich zu überlegen, welcher für Geretsried einzigartige Inhalt damit verbunden sein könnte.

Der Karl-Lederer-Platz hat in seiner heutigen Optik keinen Orientierungspunkt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Was geschieht an der angrenzenden Egerlandstraße?

Dort plant die Baugenossenschaft (BG), die Fünfzigerjahre-Häuserzeile mit den Nummern 58 bis 74 abzureißen und neu zu gestalten; auch dort sollen dann im Erdgeschoss Läden sein. Bisher waren Gebäude geplant, die mit Rücksicht auf ein oberirdisches Parkhaus weniger Wohnungen als bisher gehabt hätten. Da die Stadt ihre Stellplatzsatzung geändert hat, könnten nun doch 90 Wohnungen entstehen.

Wo sollen Kunden und Anlieger parken?

Unter dem Karl-Lederer-Platz ist eine große, modular erweiterbare Tiefgarage vorgesehen. Die Zufahrt ist gegenüber dem Rathaus, an der Einmündung der B 11 auf dem Platz; die Ausfahrt am Kreuzungspunkt des Platzes mit dem Martin-Luther-Weg. Die Garage soll mit einer zweiten an der Egerlandstraße verbunden werden, außerdem sollen Anlieger die Möglichkeit erhalten, Garagenmodule anzuschließen.

Wie wird der Verkehr geregelt?

Vor dem Rathaus ist ein Kreisverkehr geplant. Die Stadt hat außerdem das Konzept "Planfall 4" erarbeitet. Demnach soll bis zur geplanten Verlegung der Bundesstraße 11 Richtung Schwaigwaller Bach, mit der erst in Jahren gerechnet wird, folgende Lösung greifen: Die Durchfahrten zwischen Karl-Lederer-Platz und Böhmwiese über die B 11 werden unterbunden; ebenso die Ausfahrt von der Böhmwiese auf die B 11 Richtung Wolfratshausen und die Einfahrt von Geretsried-Süd kommend auf die Böhmwiese. Auch das Abbiegen vom Karl-Lederer-Platz Richtung Geretsried-Süd soll verboten sein. Direkt am und um den Platz werde hingegen der zusätzliche Verkehr keine Probleme bereiten, so ein Gutachten.

Was geschieht an der Banater Straße?

Die Stadt, Bauunternehmer Krämmel und die Baugenossenschaft planen dort eines der aktuell größten sozialen Bauvorhaben in der Region: 600, teils öffentlich geförderte Wohnungen. Dazu wird gerade die Voraussetzung geschaffen: Das Lorenz-Areal, das derzeit ein Sondergebiet für großflächigen Einzelhandel ist, wird Wohngebiet. Industriebetriebe haben dagegen eine Klage angekündigt, weil sie das umliegende Gewerbe bedroht sehen.

Für wen werden im Zentrum und am Lorenz-Areal Wohnungen geschaffen?

Am Karl-Lederer-Platz entstehen typische Stadtwohnungen zu Marktpreisen. An der Egerlandstraße baut die Genossenschaft, deren Preise immer deutlich unter Markt liegen (die Miete beim gerade im Bau befindlichen Projekt am Schubertweg wird fünf bis sieben Euro pro Quadratmeter betragen). An der Elbe-/Banater Straße wird es drei Typen geben: Sozialwohnungen, Eigentumswohnungen und Apartments zu "bezahlbaren" Preisen. Investor Reinhold Krämmel denkt dabei an Menschen, die einerseits keinen Anspruch auf Sozialwohnung haben, andererseits für den freien Markt zu wenig verdienen: Polizisten, Kindergärtnerinnen, Krankenschwestern, Altenpfleger, Einzelhandelsverkäuferinnen.

Wie ist der Zeitplan?

Der Geretsrieder Norden muss sich auf mindestens fünf Jahre mit Baustellenverkehr und -lärm gefasst machen. Im Frühjahr soll Spatenstich am Karl-Lederer-Platz sein, im Sommer/Herbst an der Banater Straße, und erst wenn dort die ersten Wohnungen bezugsfertig sind, kann die Baugenossenschaft Mieter aus der Egerlandstraße umziehen lassen, um selbst mit Abriss und Neubau zu beginnen, der dann frühestens Ende 2019, Anfang 2020 fertig sein könnte. Wenn nicht an der einen oder anderen Stelle etwas dazwischenkommt.

Informationen von Bürgermeister Michael Müller, Architekt Klaus Kehrbaum, Samstag, 19. November, 10 bis 12 Uhr, Karl-Lederer-Platz (mit Zelt)

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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