Geretsried:Dahlhoff kehrt Landkreis den Rücken

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Die Feinkostfirma lässt überraschend den Umzug nach Bad Tölz platzen - obwohl sie erst vor gut einem Jahr zwei Hektar Gewerbefläche gekauft hat.

Suse Bucher-Pinell

Es sollte ein ökologischer Vorzeigebetrieb werden, mit Solartechnik und einer Vergärungsanlage, in der aus Schälabfällen Energie gewonnen wird. Auf einem Grundstück im Bad Tölzer Gewerbegebiet Farchet wollte der Feinkost-Spezialist Dahlhoff eine neue Produktionsstätte bauen und dafür die bestehende in Geretsried aufgeben.

Die Firma Dahlhoff wollte Mitte 2012 von Geretsried ins Gewerbegebiet Farchet in Bad Tölz ziehen. Nun kehrt sie dem Landkreis überraschend den Rücken. (Foto: Hartmut Pöstges)

Daraus wird nun nichts: Die Firma orientiert sich überraschend nach Odelzhausen im Landkreis Dachau. Dort hat sie ein Gebäude gekauft.

Die Tölzer Flächen hat Dahlhoff an die Stadt zurückgegeben. Die Pläne für den Neubau platzten offenbar, weil die Firma für die geplante Zehn-Millionen-Investition fest mit Fördermitteln vom Freistaat gerechnet hatte, diese nun aber nicht bekommt. Firmenchef Alfons Dahlhoff war für eine persönliche Stellungnahme dazu nicht zu erreichen.

Vor elf Monaten erst hatte Dahlhoff zu einem Pressegespräch geladen, um seine Expansionspläne zu verkünden. Die Verträge zum Kauf von zwei Hektar Grund im Gewerbegebiet Farchet waren gerade unterschrieben, der Umzug von der Geretsrieder Spreestraße nach Tölz sollte Mitte 2012 folgen. In Geretsried sei kein Platz für eine Produktionserweiterung vorhanden, in Tölz sollten zusätzlich neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Dahlhoff, 1987 gegründet und mit Hauptsitz im westfälischen Haltern, produziert Salate für die Feinkost-Theke und beschäftigt in Deutschland mehr als 200 Mitarbeiter, 50 davon im Zweigbetrieb Geretsried, wo Dahlhoff 2006 die Firma "Krügel Kartoffel- und Feinkostprodukte" übernommen hat.

Dass jemand gleich zwei Hektar Gewerbefläche am Stück kauft, kommt in Bad Tölz nicht alle Tage vor. Entsprechend groß war die Freude bei der Stadt. Zudem war es die letzte noch freie Fläche, die im Gewerbegebiet Farchet an der Staatsstraße nach Geretsried zur Verfügung gestanden war. Das Bauamt machte sich mit Billigung des Stadtrats daran, den Bebauungsplan "Farchet West 2" zu ändern und die Wünsche der Firma einzuarbeiten.

Umso größer war die Überraschung im Bürgermeisteramt, als Dahlhoff im April zunächst telefonisch mitteilte, er wolle das Grundstück zurückgeben. Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann, der derzeit die Amtsgeschäfte führt, zeigt sich aber verständnisvoll: "Es ist eine betriebswirtschaftliche Entscheidung eines Unternehmens, die muss man akzeptieren."

Im Stadtrat war die Meinung zunächst nicht so einhellig. Nach kontroverser Diskussion stimmte das Gremium dann vergangene Woche hinter verschlossenen Türen einem Rückkauf des Grundstücks unter Anrechnung einer Aufwandsentschädigung zu. "Es ist besser, wenn der Weiterverkauf über unsere Kompetenz geht und wir aussuchen können, wem wir die Grundstücke geben", sagt Wiedemann. Dieser Tage war er mit Dahlhoff bereits beim Notar. Das Grundstück erhöht das zuletzt äußert knappe Gewerbeflächenangebot der Stadt wieder deutlich.

© SZ vom 10.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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