Energiewende im Oberland:Ärger über schnell erschöpften Fördertopf

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Kleine Balkonsolaranlagen werden immer beliebter. (Foto: Philipp Schulze/dpa-tmn)

Viele Antragsteller für Balkonkraftwerke in Geretsried schauen trotz pünktlicher Abgabe ihrer Zuschussanträge in die Röhre.

Von Susanne Hauck, Geretsried

Der Fördertopf für Balkonkraftwerke, den die Stadt Geretsried außerplanmäßig aufgelegt hatte, war gut gemeint, aber führte zu reichlich Ärger. Rund zwanzig Antragsteller gingen bei der Vergabe im Windhundprinzip leer aus, und das, obwohl sie ihre Anträge schon am ersten Tag eingereicht hatten.

Der Stadtrat hatte im Mai einstimmig beschlossen, ein kleines Förderprogramm für die begehrten Balkonkraftwerke aufzulegen - allerdings nur in Höhe von 5000 Euro, da der Haushalt ja schon beschlossen war. Beteiligen wollte sich die Stadt mit 25 Prozent an den Nettokosten einer Mini-Photovoltaikanlage, der maximale Zuschuss belief sich auf 200 Euro. Schon im Vorfeld war eine gute Nachfrage erwartet worden, die Stadt wurde am ersten Tag jedoch von den Anträgen fast überrollt.

"Die ersten Anträge waren um eine Minute nach Mitternacht da."

Schon beim Startschuss, dem 10. Juli, gingen 50 Anträge ein, zog die städtische Energiemanagerin Roswitha Foißner jüngst im Stadtrat Bilanz. "Die ersten Anträge waren um eine Minute nach Mitternacht da."

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst: Wer seinen Antrag per E-Mail geschickt hatte, durfte sich zu den Glücklichen zählen. Denn hier konnte anhand der erfassten Versandzeit die Reihenfolge der eingegangenen Anträge dokumentiert werden. Es ging wohl um Minuten. Die ersten 28 Anträge wurden genehmigt, dann war die Fördersumme erschöpft. Insgesamt gingen 21 Antragsteller des ersten Tags leer aus. Besonderes Pech hatten die zehn Antragsteller, die sich pünktlich wähnten und am 10. Juli ihren Antrag in Papierform abgegeben hatten, entweder indem sie persönlich im Amt erschienen oder durch den Einwurf im Rathaus-Briefkasten. Gerade Letztere hatten das Nachsehen, denn hier fehlte der zeitgenaue Eingangsstempel, bedauerte Foißner.

Großer Unmut

Die leer ausgegangenen Bürger, deren Antrag nicht bewilligt wurde, beschwerten sich lautstark. "Bei Einzelnen kam es zu großem Unmut", räumte die Energiemanagerin ein. Vor allem herrschte "großes Unverständnis darüber, warum die Stadt überhaupt mit so einer kleinen Summe ins Rennen gegangen" sei. Insgesamt sei das Interesse sehr groß gewesen. Etwa 20 Prozent der Antragsteller seien Mieter gewesen, rund 30 Prozent Bewohner einer Eigentümergemeinschaft. Für einen erfolgreichen Antrag müssten diesen aber einen gemeinschaftlichen Beschluss vorlegen, mahnte Foißner. Die Auszahlung selbst sei weitgehend komplikationslos verlaufen. Maximal sechs Monate Zeit durften sich die Antragsteller für die Installation Zeit lassen. Danach musste der Antrag auf Auszahlung innerhalb von zwei Wochen eingereicht werden.

Die Ausschreibung nach dem Windhundprinzip kritisierte Heiko Hawla (Freie Wähler): "Wir müssen es für alle gerecht machen, sonst kommen nur die schlauen Schnellen zum Zuge." Mit Einzelfallgerechtigkeit komme man nicht weiter, wandte hingegen Detlev Ringer (Grüne) ein. Edmund Häner (FPD) konnte sich mit seinem Antrag auf eine Fördersumme von 20 000 Euro nicht durchsetzen.

Wegen der großen Nachfrage aufseiten der Bürger entschied sich der Stadtrat mehrheitlich für die Wiederholung des Förderprogramms im nächsten Jahr, diesmal mit der Summe von 10 000 Euro, also doppelt so hoch. Zur besseren zeitlichen Verfolgung dürfen die Anträge nur noch per E-Mail eingehen. Sollte in der ersten Antragswoche die Zahl der Anträge die Mittel übersteigen, so reduziert sich die maximale Fördersumme entsprechend.

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