Gelungener Umbau:Klangdusche, Sitzsack und Harry Potter

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Die Stadtbücherei Geretsried hat ihre Kinder- und Jugendabteilung aufwendig modernisiert. Neben Tausenden Büchern und Spielen gibt es reizvolle Neue Medien.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Ein eigener Raum für die Kinder: Neben Büchern und Spielen gibt es einen gemütlichenVorleser-Sessel. (Foto: Hartmut Pöstges)

Hell, freundlich, einladend, moderner gegliedert und mit neuen Medien und Möbeln ausgestattet: Die Geretsrieder Stadtbücherei ist am Dienstag nach einem Monat Um- und Ausbau wiedereröffnet worden. Büchereileiter Björn Rodenwaldt und sein Team präsentierten die Räume den ersten Besuchern: Bürgermeister Michael Müller (CSU), Kulturreferent Hans Ketelhut (CSU), Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Volkshochschule und Kultur im Rathaus. Ketelhut zollte Rodenwaldt, der das Haus an der Adalbert-Stifter-Straße seit drei Jahren leitet, großen Respekt: "Der Mann isses", so habe er seinerzeit schon bei Rodenwaldts Bewerbung gesagt, und nun stelle er fest: "Sie haben sich reingehängt wie kein Zweiter."

Der studierte Bibliothekar hatte im vergangenen Jahr bereits das Untergeschoss der Stadtbücherei in eine Attraktion für junge Leute verwandeln lassen - mit Gaming-Room, Konsolen und einer Virtual-Reality-Brille. Im Kinder- und Jugendbereich, der nun für 90 000 Euro renoviert wurde, waren erst einmal 10 000 Kinder- und Jugendbücher durchzusehen, zu sortieren und teils durch neue zu ersetzen. Ebenso die Brettspiele, von "Mausefalle" über "Dino Detektive" bis "Herr der Ringe". Dass die Karl-May-Klassiker nun tatsächlich nicht mehr in der ersten Regalreihe, sondern im Magazin stehen, nahm der Bürgermeister - offenbar selbst einst ein Fan von Winnetou und Old Shatterhand - zur Kenntnis und konnte nur bestätigen, dass diese Lektüre auch bei seinen Kindern nicht mehr gezogen habe.

Müller bekannte sich denn auch zum Wandel im Bibliothekswesen: "Neue Medien sind der richtige Weg, damit erschließen wir die Bücherei auch den Jugendlichen", sagte er. Das Interesse der Stadt sei es jedenfalls, die Bibliothek mit allen Mitteln "breit aufzustellen". So probierte er auch prompt selbst eine absolute Neuheit aus, eine sogenannte Sound-Shower, eine Dusche aus Klang: Nutzer setzen sich dazu mit Smartphone - dem eigenen oder einem, das die Bücherei künftig dafür zur Verfügung stellt - in eine kleine Koje, um dort ein wenig zurückgezogen und für die Umstehenden kaum hörbar Musik eigener Wahl zu lauschen. Eine solche Klangdusche ist bereits installiert, zwei weitere wären theoretisch möglich, die Möbel dafür sind jedenfalls schon eingebaut, sie dienen fürs Erste als Sitze.

Wichtig für die beiden Zielgruppen ist es auch, dass ihre Bereiche - Kinder und Jugendliche - nun optisch voneinander getrennt sind. Die Stirnwand des Kinderraums hat Bücherei-Auszubildende Laura Diebel liebevoll mit Comic-Figuren wie Biene Maja und Winnie Puuh bemalt. Dort steht ein großer gemütlicher Ohrenbackensessel, in den sich Vorleser setzen können, während ein zuhörendes Publikum auf einer Mini-Tribüne Platz nimmt. Die Regale sind voll mit Spielen und Spielzeug, und da die jugendlichen Nachbarn räumlich abgegrenzt sind, dürfen Kinder hier auch ein wenig lauter werden.

Jugendliche finden lässige Sitzsäcke vor, in die sie sich vor einem schicken halbrunden Regal fläzen können - Bürgermeister und Kulturreferent probierten es beim Besichtigungstermin genussvoll aus. Sie griffen sich dazu einen Band der Fantasy-Jugendbuchreihe Oksa Pollock, hinter sich die gesammelten Harry Potters, Holly Smales und "Diaries of a Wimpy Kid".

Kinder- und Jugendbücher, so erklärte die stellvertretende Bibliotheksleiterin Anja Hagen, sind nun auch nicht mehr mit kryptischen Nummern-Buchstaben-Folgen systematisiert: Statt 4.3U weist etwa "Natur und Umwelt" viel klarer den Weg zur gesuchten Lektüre.

Rodenwaldt ist nach eigener Aussage bestrebt, die 1600 Quadratmeter große Stadtbücherei in einen "Dritten Ort" zu verwandeln. Mit diesem soziologischen Begriff werden jene öffentlichen Treffpunkte beschrieben, an denen Menschen sich nach dem Ersten Ort, dem Zuhause, und dem Zweiten, der Arbeitsstätte, gern und in Gemeinschaft aufhalten. Die großzügigen Räume an der Adalbert-Stifter-Straße 13 sind diesem Ziel mit dem aktuellen Ausbau wieder ein Stück näher gekommen. Der Bürgermeister jedenfalls sagt: "Unser Büchereileiter und seine Mitarbeiter machen einen tollen Job und stecken sehr viel Herzblut in ihre Arbeit. Vor allem als regelmäßiger Besucher merkt man, wie sehr sich unsere Bücherei unter Herrn Rodenwaldt weiterentwickelt hat."

© SZ vom 05.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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