Gartenbau in Bad Tölz:Wiedergeburt am Stadtfriedhof

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Seminare und Ausstellungen rund um gärtnerische Themen sollen nach der Sanierung im Kellergewölbe des alten Schmidl-Hauses stattfinden. (Foto: Manfred Neubauer)

Thomas Hölzl, Leiter der Obstbaumschule, will das Schmidl-Haus und die Gewächshäuser sanieren. Auch ein kleines Café ist geplant. Die Stadträte billigen das Gesamtkonzept.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Schmidl-Haus neben dem Tölzer Stadtfriedhof sieht abbruchreif aus - und das schon seit Jahrzehnten. Dies könnte sich bald ändern. Der Landschaftsbauingenieur Thomas Hölzl hat das um 1910 errichtete Wohngebäude vor zwei Jahren der Stadt abgekauft, ebenso das rund 8000 Quadratmeter große Areal der ehemaligen Gärtnerei. Nachdem er dort voriges Jahr die Tölzer Obstbaumschule eröffnet hat, geht es nun auch mit seinen Plänen für das Haus und die sechs alten Gewächshäuser voran. Die Stadträte im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss billigten am Dienstagabend die Renovierung des Schmidl-Anwesens, ein neues Betriebsgebäude, ein 37 Quadratmeter kleines Café samt Sommerterrasse und die Sanierung der Gewächshäuser.

Das Schmidl-Haus wurde kurz nach dem 1906 errichteten Stadtfriedhof gebaut, den Stadtbaumeister Peter Freisl zusammen mit dem Münchner Architekten Gabriel von Seidl konzipiert hatte. Seinen Namen erhielt es von der Gärtnerei-Familie Schmidl, die darin jahrzehntelang wohnte. In den Neunzigerjahren kaufte die Stadt das Gebäude mit seinem Krüppelwalmdach und vermietete es zunächst, später stand es jahrelang leer und verfiel zusehends. 2020 hatte die Stadt bereits 175 000 Euro für den Abbruch in den Haushalt eingestellt, ehe Thomas Hölzl kam. Sein Gesamtkonzept überzeugte den Stadtrat.

Das Schmidl-Haus gilt als "kulturlandschaftlich prägendes Gebäude"

Das sieht vor, das Erdgeschoss für Büros und den gewölbeartigen Keller für Seminare und kleine Kunstausstellungen zu nutzen, die sich vorwiegend um Garten-Themen drehen sollen. Im Obergeschoss ist eine gut 130 Quadratmeter große Wohnung vorgesehen. Das Grundstück neben dem Friedhof liegt im Außenbereich und ist im Flächennutzungsplan als Grünfläche ausgewiesen. Das heißt: Würde dort ein Gebäude abgerissen, dürfte kein neues mehr gebaut werden, falls es sich nicht um ein privilegiertes Vorhaben handelt. Die Sanierung des Schmidl-Hauses als "kulturlandschaftlich prägendes Gebäude" sei im Außenbereich möglich, sagte Stadtbaumeister Florian Ernst. Für Eigentümer Hölzl ist die Bausubstanz trotz des Verfalls noch "gut genug", um das mehr als 100 Jahre alte Anwesen herzurichten.

Die alten Gewächshäuser sollen saniert werden. Als Thomas Hölzl das Areal übernahm, musste er erst einmal Müll und Glasscherben wegräumen. (Foto: Manfred Neubauer)

Auch die sechs Gewächshäuser sollen reaktiviert werden. Mit ihren zerschlagenen Glasdächern befinden sie sich derzeit "in einem ruinösen Zustand", wie Ernst anmerkte. Geplant ist außerdem ein neues Betriebsgebäude in Ziegelbauweise, das die Holzheizung beherbergen und als Lager für Gerätschaften dienen sollen. Das Verkaufshaus solle saniert und umgebaut werden, ein kleines Café zum Verweilen einladen. Ein erfreulicher Nebenaspekt, befand Zweiter Bürgermeister Michael Lindmair (FWG), der die Sitzung leitete: "So ein kleines Café ist etwas, das bei uns in Tölz oft nachgefragt wird."

Sein Gesamtkonzept will der Landschaftsingenieur und Eigentümer Thomas Hölzl innerhalb von fünf Jahren umsetzen. (Foto: Manfred Neubauer)

Sein Gesamtkonzept möchte Hölzl binnen fünf Jahren umsetzen, wie er auf Nachfrage sagte. Zunächst will er die alten Gewächshäuser herrichten. Die benachbarte Friedhofsgärtnerei an der Stadtwaldstraße, mit der die Obstbaumschule kooperiert, soll im Übrigen ebenfalls integriert werden. Lindmair lobte das Vorhaben und erlaubte sich ein Wortspiel: "Es ist generell erfreulich, dass auf dem Nachbargrundstück des Friedhofs ein tot geglaubtes Gebäude wieder Leben bekommt."

Für den Landschaftsbauingenieur spielt das Bewahren und Wiederentdecken alter Traditionen eine gewichtige Rolle. Mit 500 bis 1000 Bäumen ist seine Tölzer Obstbaumschule zwar eher eine im Kleinformat. Aber auf Größe kommt es ihm aber auch gar nicht an. Er sieht sie eher als "kleinteiliges Nischenprodukt der Hochveredelung" - mit dem Fokus auf heimische und auf vergessene Obstsorten, die einstmals aus einem Sämling etwa in Großvaters Garten wuchsen. Die Schule laufe mittlerweile gut, teilt er mit. Und was das Schmidl-Haus angeht, so hatte er schon lange ein Auge darauf geworfen. Der Erhalt des Anwesens mit dem Kellergewölbe, dem Speicher mit der hohen Holzdecke und dem schönen Blick über die Weisen am Pfannenholz sei, wie er selbst einmal sagte, für ihn eine "Herzensangelegenheit".

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