Asylpolitik:Geflüchtete müssen Wohnheim verlassen

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Zwölf Familien aus Afghanistan und Syrien müssen das Übergangswohnheim in Penzberg räumen. Der Helferkreis schlägt Alarm. (Foto: Werkraum/oh)

Der Helferkreis ist schockiert: Landratsamt Weilheim-Schongau kündigt 66 Familien aus Afghanistan und Syrien die Unterkunft in Penzberg.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Der Penzberger Helferkreis schlägt Alarm. Die zwölf Familien aus Afghanistan und Syrien, die im November 2021 in den Flüchtlingsunterkünften an der Nonnenwaldstraße einquartiert wurden, müssen die Übergangswohnheime bis spätestens Ende Juni räumen. Das Landratsamt Weilheim-Schongau braucht die Häuser für andere Asylsuchende. Die Familien seien geschockt und die Helfer deprimiert, teilt Martin Bader vom Förderverein Werkraum Penzberg mit. Der Verein bittet Vermieter, leer stehende Wohnungen zu melden. Dank der staatlichen Unterstützung seien die Mietzahlungen abgesichert.

Jüngst machte Anette Völker-Rasor (Penzberg Miteinander) den Stadtrat auf das Thema aufmerksam. Auch sie bat, dass Eigentümer, die Wohnraum zur Verfügung stellen könnten, sich beim Förderverein melden mögen. Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) erklärte, es könnte eine Lösung geben. Aber noch sei nichts spruchreif. Die Stadt bemühe sich.

Vor eineinhalb Jahren waren die afghanischen Familien nach Penzberg gekommen. Sie sind vor dem Terror der Taliban geflohen. Bei den Flüchtlingen handelt es sich überwiegend um Familien von Ortskräften, die bis zur Machtübernahme der Taliban für deutsche Stellen wie die Bundeswehr gearbeitet hatten. Die Bewohner sind an der Nonnenwaldstraße teilweise zu fünft in einem Zimmer oder mit drei Generationen zu neunt in zwei Zimmern untergebracht - insgesamt 66 Menschen, darunter 42 Kinder und Jugendliche, die in Penzberg in Kindergärten oder in die Schule gehen.

Inzwischen seien alle Erwachsenen in Deutschkursen untergekommen, so der Helferkreis. "Nur eine Wohnung haben sie in den vergangenen 17 Monaten nicht finden können", heißt es in der Pressemitteilung weiter. Nun, nachdem "doch alles so einigermaßen angelaufen ist", müssten sie erfahren, dass sie ihr neues Zuhause verlassen müssen. Wenn die Betroffenen keine andere Wohnung in Penzberg fänden, würden sie von der Regierung "an irgendeinen neuen Ort weitergebracht".

Mehr als ein halbes Jahr hätte es gedauert, bis alles Notwendige für das neue Leben organisiert werden konnte. Einige Buben hätten Anschluss im Fußballtraining gefunden, eine Frau das richtige Ärzteteam und ein kriegsgeschädigter Mann feste Helfer. Dieses soziale Netzwerk wieder zu verlieren, konterkariere jede Integrationsbemühung, so der Helferkreis.

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