Reden wir über:Religion in Grundschulen

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Simon Roloff, Vorsitzender der FDP Bad Tölz-Wolfratshausen, unterstützt die Forderung nach der Kürzung des Religionsunterrichts. (Foto: Tobias Weiskopf/oh)

Der FDP-Kreisvorsitzende Simon Roloff unterstützt die Forderung seiner Partei, zugunsten von Mathe und Deutsch keine musischen Fächer zu kürzen.

Interview von Philipp Rahn, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die geplante Grundschulreform erhitzt weiterhin die Gemüter. Für eine Stärkung der Fächer Deutsch und Mathematik sollen die Fächer Musik, Kunst, Werken und Englisch gekürzt werden. Die FDP Bayern fordert, stattdessen den Religionsunterricht zu kürzen. Die SZ sprach darüber mit dem FDP-Kreisvorsitzenden Simon Roloff.

SZ: Herr Roloff, sind Sie katholisch?

Simon Roloff: Ich war in der katholischen Kirche, bin katholisch aufgewachsen, aber vor drei Jahren aus der Kirche ausgetreten.

Warum?

Ich bin für mich zu der Überzeugung gekommen, dass ich mich mit dem Lebensstil der katholischen Kirche nicht mehr identifizieren konnte. Die zum damaligen Zeitpunkt erneut aufgekommenen Missbrauchsskandale und das Versperren gegen gesellschaftliche Vielfalt sind für mich als Liberalen nicht tragbar.

Bad Tölz-Wolfratshausen ist katholisch geprägt. Hat der Landesverband Ihnen mit der Kürzungsforderung einen Bärendienst erwiesen?

Nein, definitiv nicht. Das ist eine Forderung, die wir als Freie Demokraten schon lange haben und die wir auch immer wieder bekräftigt haben. Stattdessen möchte die Staatsregierung jetzt bei Kunst, Musik und Werken kürzen. Wir glauben, das sind Fächer, die definitiv im Stundenplan enthalten sein sollten. In der dritten Klasse hat Religion drei Stunden in Bayern, Kunst, Musik und Werken jeweils eine. Das bedeutet, wenn man da eine Stunde kürzen würde, würde vielleicht sogar ein ganzes Fach wegfallen. Das kann es nicht sein. Deswegen sagen wir: Nein, wir gehen ran an den Religionsunterricht. Wir setzen uns schon lange für die Trennung von Kirche und Staat ein, deswegen denken wir auch, dass der Ansatz richtig ist, beim Religionsunterricht einzusparen. Auch bei uns, in einer tief katholisch geprägten Region.

Gerade in Zeiten des zunehmenden Hasses und eines Rechtsrucks in der Gesellschaft: Kann da Religionsunterricht nicht auch Moral vermitteln?

Die Frage ist: Braucht es dafür Religionsunterricht? Oder kann das auch in einem dialogorientierten Werteunterricht passieren? Werte, die im Grundgesetz festgeschrieben sind, sind ja nicht zwangsläufig mit einer Religion verknüpft. Deswegen finde ich, um über Werte zu sprechen, um über gesellschaftliches Zusammenleben zu sprechen, braucht es keinen Religionsunterricht. Wir schlagen einen Werteunterricht vor.

Sollte die Forderung nicht eher sein, überhaupt keinen Unterricht zu kürzen, auch im Hinblick auf die Ergebnisse der Pisa-Studie?

Na ja, es geht ja nicht darum, Unterricht zu kürzen, die Stundenanzahl soll ja gleich bleiben. Und das ist eben die Frage: Wo kürzt man, wenn man den Schwerpunkt auf Deutsch und Mathematik legt, wo die Schülerinnen und Schüler im Schnitt leider nachgelassen haben? Ich sage ganz ehrlich: Natürlich sind Mathematik und Deutsch deutlich höher zu gewichten in der schulischen Bildung als der Religionsunterricht.

Auch die Kürzung des Englischunterrichts steht zur Debatte.

Es gibt dagegen die Initiative von vielen Grundschulen, Englisch verstärkt schon in der dritten und vierten Klasse anzubieten, was ich für sehr, sehr richtig und wichtig halte. Wir leben in einer globalisierten Welt. Da wird die Sprachbildung immer wichtiger, auch die mehrsprachige Ausbildung. Auch da sage ich: Wir können gerne noch eine Stunde Religion kürzen, dafür eine Stunde mehr Englisch im Stundenplan etablieren. Ich denke, das ist alles höher zu gewichten als die Kirche in der Schule. Wir setzen uns da ganz klar für bekenntnisfreie Schulen in Bayern ein.

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