Aktion zum Klimaschutz:Auf die Radl, fertig, los!

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Beim "Stadtradeln" ist Geretsried immer dabei. Den Titel "Fahrradfreundliche Kommune" muss sich die Stadt erst noch verdienen. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Bürgermeister von Wolfratshausen und Geretsried gehen mit etwa 45 Teilnehmenden auf eine Tour durch die Nachbarstädte. An verschiedenen Haltepunkten werden verkehrspolitische Themen diskutiert.

Von Enno Lug, Wolfratshausen

Es ist Samstag, kurz vor 10 Uhr, vor dem Eingang des Rathauses in Geretsried. Mit einer Radtour fällt dort der Startschuss für die Aktion Stadtradeln. Die Luft ist kühl, elf Grad, Wolken bedecken den Himmel. Nur einer braucht eine zusätzliche Erfrischung: Günther Eibl (CSU), Zweiter Bürgermeister der Stadt Wolfratshausen, hat sich noch schnell ein Eis geholt. Eine Abkühlung vor der Tour? Eibl könnte sie brauchen. Denn während andere mit Fahrrädern bereit stehen, die mit ihren Hi-Tech-Elektromotoren eher Mofas ähneln als einem klassischen Drahtesel, schwingt er sich lieber auf ein leicht angerostetes, simples Modell. Michael Müller (CSU), Bürgermeister von Geretsried, ist da moderner unterwegs: Er hat sich für die Tour eines der vier Leih-E-Bikes aus dem Rathaus gesichert.

"Früher hab' ich immer gesagt, auf so ein neumodisches Teil setze ich mich nicht, aber dann hatte ich einmal eines im Urlaub - und jetzt will ich's nicht mehr hergeben", erklärt Müller lachend. Kurz darauf trifft auch der Bürgermeister aus Wolfratshausen, Klaus Heilinglechner (BVW), ein. Und auch er demonstriert Wolfratshauser Härte in der Frühjahrskälte. Er ist der bis dahin erste Teilnehmer am Stadtradeln in kurzer Hose.

"Bisschen Zeit noch, dann haben wir wundervolle, durchgehende Fahrradstrecken."

Dann kann's losgehen, pünktlich mit dem Glockenschlag. Jedenfalls fast. Grußworte lassen sich die Bürgermeister schließlich nicht nehmen. Die Ansprachen fallen aber auffallend kurz aus. Ob sie sich die Luft lieber für das Radeln aufheben? Für ein paar Lacher aus den Reihen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) sorgt Heilinglechner, der ankündigt: "Bisschen Zeit noch, dann haben wir durchgehende, wundervolle Fahrradstrecken."

Dann schwingen sich die etwa 45 Mitradelnden auf ihre Fahrräder, den beiden Bürgermeistern hinterher. Es ist eine bunte Mischung an Menschen, Jung und Alt, Warnwesten und Blumenhemden. Auch die Räder sind vielfältig: Vom Rennrad übers Mountainbike oder eben Fast-Mofa ist alles dabei, kommt alles in Schwung. Hinter den zwei Rathauschefs führt die Tour auf dem Radweg Richtung Südosten. Das "Fahrradfahrer absteigen!"-Schild vor einer Unterführung kann man bei soviel Elan schon mal übersehen.

"Das nehme ich mit in die nächste Sitzung", sagt Bürgermeister Michael Müller

Den ersten Stopp legt die Gruppe bei der Kreuzung der Johann-Sebastian-Bach-Straße/Tattenkofener Straße ein. Müller bittet dabei Heiko Hawla vom Arbeitskreis Verkehr um ein paar Worte. Es geht um die Umgestaltung der Kreuzung, die Verantwortlichen versuchen die Bereitschaft zu signalisieren, die schlechte Situation für Radler zu verbessern. Auch der nahegelegene Verkehrsübungsplatz wird thematisiert; er soll auf den neuesten Stand gebracht werden. Auf kritische Anmerkungen oder Vorschläge von den Bürgern entgegnet Müller oft ein "Das nehme ich mit in die nächste Sitzung" oder "Das lass ich jetzt mal so stehen". Finale Lösungen werden beim Halt vom Radler-Plenum nicht gefunden werden, aber ein Austausch an Ort und Stelle findet statt.

Nach zwei weiteren Stopps an der Querung von der Tattenkofener Straße und an der Isardammschule kommt die Gruppe zum letzten Geretsrieder Wegpunkt: der Kreuzung zwischen Bundesstraße 11 und Blumenstraße. Dort verweist Müller auf die Verkehrssimulationen, die zur Lösung, einer zweiten Ampel, geführt hätten. Die anderen Ansätze seien ausgeschlossen worden, unter anderem wegen der S-Bahn-Planung. "Wir gefährden nicht wegen einer Unterführung unsere S-Bahn!", so Müller. Der Geretsrieder Bürgermeister muss gegen die Autos, die hupend und mit aufheulendem Motor an den stehenden Radlern vorbeifahren, fast anschreien. Kurz darauf wird erst einmal eine kurze Brezn-Brotzeit am Geltinger Dorfladen eingelegt. Der ADFC zeigt sich zufrieden mit der Veranstaltung, in den lockeren Gesprächen fallen aber auch kritische Anmerkungen wie "Etikettenpolitik" und "Verteidigungsstrategie".

Wolfratshauser und Geretsrieder auf einer gemeinsamen Radtour. (Foto: Manfred Neubauer)

Danach übernimmt Heilinglechner für den Wolfratshauser Teil die Regie. Er stoppt das erste Mal auf der Pfaffenrieder Straße, dann an der Kreuzung zwischen Schießstätt- und Margeritenstraße. Auch die Situation am Wolfratshauser Bahnhof wird begutachtet, an insgesamt drei verschiedenen Stellen. Themen: X-Busse, Fahrradstellplätze, die neue Info-Tafel und natürlich auch wieder die S-Bahn-Verlängerung. All das wird angesprochen, Argumente und Vorschläge vom ADFC und anderen Bürgern werden angehört. Heilinglechner fasst sich in seinen Punkten etwas kürzer. Zum Abschluss geht es noch für Kaffee und Kuchen ins Wolfratshauser Rathauscafé. Die Kalorien, die man bei der gut dreistündigen Radtour verbrannt hat, müssen ja auch wieder drauf.

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