Doppelmord in Höfen:"Heimtückisch und grausam"

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Prozess gegen vier Angeklagte hat begonnen.

Von Claudia Koestler, Königsdorf

Am Straßenrand liegen Fußbälle der Nachbarskinder, ein älterer Herr schneidet in Sichtweite seine Hecke, direkt vor dem Zaun hat jemand ein Kinderfahrrad ins Gras gelegt. Doch dieser Mittwoch ist kein Tag wie jeder andere, zumindest nicht in dem kleinen Weiler Höfen und auch nicht in Königsdorf, das nur wenige hundert Meter nördlich liegt. Denn es ist der Tag, an dem erstmals vier Angeklagte vor Gericht stehen, die knapp eineinhalb Jahre zuvor in dem Ortsteil zwei Rentner grausam getötet und eine ortsansässige Seniorin so schwer misshandelt haben sollen, dass sie wochenlang in Lebensgefahr schwebte. Was sich tatsächlich in dem gutbürgerlichen Einfamilienhaus an der einzig größeren Dorfstraße in Höfen abgespielt hat, muss nun der Richter klären. Insbesondere müssen die einzelnen Taten den vier Angeklagten zugeordnet werden. Laut Anklageschrift sollen die vier aus Habgier gemordet haben, und das auf besonders heimtückische und grausame Art.

Königsdorfs Bürgermeister Anton Demmel (CSU) hat das Gewaltverbrechen wie seine Mitbürger in den Grundfesten erschüttert. Nicht nur, weil er als Mitglied der örtlichen Feuerwehr als einer der ersten am Tatort war. Er habe "nie gedacht, dass ein solch schweres, grausames Verbrechen in unseren Breitengraden möglich ist". Alle damals an der Rettungsaktion Beteiligten hatten zwar intern Stillschweigen vereinbart - um die Ermittlungen nicht zu gefährden, aber auch, um der Boulevardpresse keinen Stoff zu liefern, wie Demmel kürzlich erklärt hat. Allerdings hat der Bürgermeister dennoch anklingen lassen, wie unfassbar und schrecklich die Szenerie war, die sie in dem Haus vorfanden. Er selbst sah die Polizisten ins Haus gehen. Plötzlich schrie einer: "Sanitäter!" Demmel sagte: "Diesen Schrei, den werde ich nie vergessen können. Der ging durch Mark und Bein." Das Haus sei auf allen drei Etagen verwüstet, Wände und Böden über und über mit Blut verschmiert gewesen.

Laut Anklageschrift war unter anderem mit einem etwa ein Kilo schweren Uhrenpendel, einem Schraubenzieher und einer Taschenlampe wiederholt auf die Köpfe und Körper der Opfer eingeschlagen worden, ehe sie teils mit einem Abschleppseil gefesselt wurden, um sie so sterben zu lassen. Zwei der drei Opfer schleiften die Täter noch über zwei Steintreppen in den Keller und malträtierten sie, um an den Inhalt eines Schrankes zu kommen. Erst drei Tage später entdeckte die Polizei die Opfer. Die Überlebende wird bis heute betreut.

© SZ vom 28.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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