Sybille Krafft macht die Probe aufs Exempel. Das frisch eröffnete Badehaus in Waldram soll ihren Worten nach eine lebendige Begegnungsstätte sein, in der sich "Religionen, Nationen und Generationen" einander annähern. Zur ersten offiziellen Veranstaltung in dem schmucken Häuschen am Kolpingplatz hat die Vorsitzende des Vereins "Bürger fürs Badehaus" am Mittwochabend Menschen eingeladen, die sich nah, bisweilen aber doch sehr fern sind: Waldramer, Geretsrieder und Wolfratshauser. Schon nach wenigen Minuten zeichnet sich ab: Das Experiment wird gelingen. Die Stimmung könnte kaum besser, die Gespräche kaum anregender sein.
Auf dem Programm steht die Premiere von Kraffts Dokumentarfilm "Damals im Isartal - Waldram und seine Nachbarn", der am Sonntag, 28. Oktober, in der Reihe "Unter unserem Himmel" läuft (19.15 Uhr). Das Fest muss in zwei Teilen gefeiert werden, da der Veranstaltungsraum im Erdgeschoss nur 50 Zuschauer fasst. Krafft rollt die ebenso kurze wie intensive Geschichte Waldrams von hinten her auf, indem sie zunächst den Kabarettisten Josef Brustmann, Sprössling einer kinderreichen katholischen Familie, zu Wort kommen lässt, die in den späten Fünfziger Jahren in eines der Reihenhäuschen ziehen durfte. Anschließend schaut sie dem Holocaust-Überlebenden Beno Salamander über die Schulter, wie er Schülern aus seiner Kindheit im DP-Lager erzählt. Die Protagonisten sind gut gewählt. Das gilt auch für jene aus den Nachbarstädten Geretsried und Wolfratshausen, die ebenfalls einen Blick auf Waldram werfen. Viele von ihnen sitzen im Publikum und amüsieren sich bestens, wenn etwa der Flößer Josef Seitner das Städteverhältnis mit den Worten charakterisiert: "A leichte Anspannung is scho drin."
Auch der kürzlich verstorbene Bunkerforscher Martin Walter hat in der Dokumentation einen Auftritt. "Wir sind froh, das noch festgehalten zu haben", sagt Krafft. Zu essen gibt es Kleckselkuchen vom Geretsrieder Schmid-Bäck. Der ist in echt noch besser als im Film.