Politik in Dietramszell:Tagungshaus in Linden soll Flüchtlingsunterkunft werden

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Dietramszell hat eine Lösung gefunden: In der ehemaligen Öko-Akademie in Linden können mindestens 58 Menschen untergebracht werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Für die Gemeinde wäre dies "keine schlechte Lösung", denn sie kann bislang ihre Quote nicht erfüllen.

Von Petra Schneider, Dietramszell

In der ehemaligen Öko-Akademie in Linden, die Ende August nach Lenggries umgezogen ist, sollen ab Januar 2024 Geflüchtete untergebracht werden. Platz ist für mindestens 58 Menschen. Einem entsprechenden Antrag auf Nutzungsänderung hat der Bauausschuss nach längerer Debatte einstimmig zugestimmt. Auf Antrag von Michael Häsch (CSU) soll mit dem Landratsamt allerdings noch einmal über die Nutzungsdauer verhandelt werden: Der Vertrag zwischen Eigentümern und Landratsamt läuft über zehn Jahre. Nach Ansicht des Bauausschusses sollte die Dauer auf fünf Jahre verkürzt werden.

Dietramszell muss liefern: Aktuell leben 36 Geflüchtete in der Gemeinde, laut Quote müssen weitere 105 Menschen untergebracht werden. Mit der Option im ehemaligen Tagungshaus in Linden ist der Druck auf die Gemeinde nun weniger geworden. Denn der Vertrag wird zwischen der Eigentümergesellschaft "Tektoprojekt" und dem Landratsamt geschlossen. "Die Gemeinde ist nur Zuschauerin", sagt Bürgermeister Josef Hauser (FW). Der Bauausschuss sei lediglich wegen der nötigen Nutzungsänderung beteiligt worden.

Den Plänen zufolge könnten in dem ehemaligen Tagungshotel 58 Menschen untergebracht werden. Wenn man Stockbetten in den Zimmern aufstellen würde, wäre Platz für 116. Theoretisch könnte auch das Dachgeschoss genutzt werden. Größere Umbauten sind nicht nötig; das ehemalige Hotel verfügt über Zimmer mit WC und Dusche. Lediglich zwei Treppentürme als Fluchtwege seien nötig sowie ein Rauchmelder.

Das Landratsamt kümmert sich um Verpflegung und Sicherheitsdienst

Eine Verkürzung der Nutzungsdauer ist nach Ansicht von Hauser wenig realistisch, weil dann der Vertrag womöglich gar nicht zustande käme. Denn für die vertraglich festgelegte Dauer zahle der Landkreis Pacht an die Eigentümer. Diese hätten nach der Kündigung des Ökologischen Tagungshauses vermutlich ein "Nachnutzungsproblem" für die Immobilie: Im Außenbereich des Gebäudes sind Wohnungen nicht zulässig, Flüchtlingsunterkünfte aber schon, seit beim Baurecht Lockerungen im Außenbereich und in Gewerbegebieten beschlossen wurden.

Für die Gemeinde sei die ehemalige Öko-Akademie in Linden "keine schlechte Lösung", sagt Hauser. Denn das Landratsamt kümmere sich um Verpflegung und Sicherheitsdienst, kleinere Unterkünfte müsste die Gemeinde dagegen selbst betreiben. Außerdem könnte der Umbau des ehemaligen Kindergartens in Ascholding und des alten Schulhauses in Linden zu Mitarbeiterwohnungen nun wie geplant umgesetzt werden. Dazu müsste der Gemeinderat in der Oktobersitzung einen Beschluss vom August aufheben: Damals hatte der Gemeinderat zähneknirschend beschlossen, die beiden Liegenschaften als Flüchtlingsunterkünfte anzubieten und den Umbau zu verschieben. Das wäre mit der Option in Linden nun hinfällig.

Das ehemalige Tagungshaus habe aber freilich auch Nachteile, sagt Hauser. Dort sei "Niemandsland", es gebe keine Busanbindung und keine Einkaufsmöglichkeiten. Mit den mindestens 58 Plätzen in Linden, den neun in einem gemeindeeigenen Haus in Untermühltal und dem Hallenbad in Ascholding, wo 48 Plätze möglich wären, könne man die Quote erfüllen, sagt Hauser. Dass eine Belegung des Hallenbads erfolgt, ist allerdings nicht sicher. Denn das Landratsamt hat das kürzlich mit Verweis auf nötige Umbaumaßnahmen abgelehnt. "Eine fadenscheinige Begründung", findet Hauser. Lediglich das Becken und die Glasfronten müssten abgedeckt werden, dann sei das Hallenbad genauso nutzbar wie eine Turnhalle. Eine Rückmeldung des Landratsamts stehe noch aus.

Durch die Möglichkeit, Stockbetten in Linden auszustellen, habe man außerdem noch einen Puffer. Und wenn auch das nicht reichen sollte, "dann müsst's euch einen anderen Bürgermeister suchen", erklärt Hauser, das habe er so auch im Bauausschuss gesagt. Denn mit der Unterbringung der Flüchtlinge sei es nicht getan. "Unsere 300 Kindergartenplätze sind schon jetzt randvoll."

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