Coronavirus:In Klausur

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In den Klöstern des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen leben Nonnen und Mönche seit jeher Entschleunigung. Trotzdem ist auch ihr Alltag nun anders. Die wirtschaftlichen Folgen treffen indes vor allem die Angestellten der Konvents.

Von Lea Gittermann, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die ganze Welt hat einen Gang zurückgeschaltet, das öffentliche Leben in Bayern steht still. Für viele eine ungewohnte und ungewollte Entschleunigung - auch für jene, die sonst ganz klar für ein kontemplatives, bewusstes Leben stehen, es sogar im Landkreis vorleben: Auch Klosterbrüder und -schwestern müssen in der Corona-Krise eine neue Form des Alltags bewältigen. Und die wirtschaftlichen Folgen treffen die Konvents und die dort Angestellten hart.

"Mit Beginn der Krise haben wir Sicherungsmaßnahmen eingeleitet und den Betrieb eingestellt", erzählt Pater Lothar Bily, Direktor des Klosters Benediktbeuern der Salesianer Don Boscos. Die Schließungen umfassten auch die Bildungseinrichtungen im Konvent. Dabei hatte das neue Semester gerade erst begonnen. Doch direkt am zweiten Tag stand fest, dass der Vorlesungsbetrieb nicht aufrecht erhalten werden kann, alle Kurse und geplanten Veranstaltungen wurden abgesagt. "Die allermeisten Studenten sind wieder nach Hause gefahren", sagt Pater Lothar Bily. Doch ruhiger ist es derzeit nicht nur wegen der fehlenden Kommilitonen der Katholischen Stiftungshochschule, die in Benediktbeuern einen Campus betreibt. Es kommen auch keine Besucher mehr in die idyllisch gelegenen Klosteranlagen. Bis mindestens zum 19. April bleibt dort alles geschlossen, eine Verlängerung ist wahrscheinlich, aber noch nicht festgesetzt.

Zwei gesundheitlich belastete Brüder

Insgesamt 39 Brüder leben derzeit im Kloster Benediktbeuern, darunter zwei ältere, die gesundheitlich vorbelastet sind, sagt Pater Lothar Bily. Diese würden tagsüber von einer externen Pflegerin betreut. Zusätzlich gibt es eine permanente Pflegekraft in Benediktbeuern. Damit sich das Virus im Kloster nicht verbreitet, wahre jeder Sicherheitsabstände und achte auf gründliche Hygiene sowie regelmäßiges Händewaschen. Das Feiern der Gottesdienste finde unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Persönliche Seelsorge sei für die Brüder derzeit tabu - auf Anordnung des Erzbistums. Doch zumindest die Ausgangsbeschränkungen stellten die Mönche nicht vor besondere Herausforderungen, zumal Benediktbeuern über weitläufige Klosteranlagen verfügt: "Da kann es eigentlich nicht passieren, dass einem die Decke auf den Kopf fällt. In der Gartenanlage kann ohne Probleme der Sicherheitsabstand gewahrt werden", sagt Pater Lothar Bily. Ansonsten würden alle "vernünftig mit der Situation umgehen" und die Regeln befolgen. "Da müssen wir konsequent sein."

Schwieriger ist die Lage für die Angestellten des Klosters Benediktbeuern. "Uns blieb nichts anderes übrig, als Kurzarbeit anzumelden", erklärt Pater Lothar Bily. Und das flächendeckend für alle Einrichtungen der Klosteranlagen. Die Situation wurde ihm zufolge mit der Mitarbeitervertretung besprochen, sie trage die Entscheidung mit, so der Klosterdirektor. Erklärtes Ziel sei es, so Arbeitsplätze zu sichern. Derzeit bestehe keine Gefahr, jemanden aus dem Dienstverhältnis entlassen zu müssen. Obwohl die Jugendherberge aktuell geschlossen ist, hätten Schulen ihre Buchungen im Voraus bezahlt, so dass es dort aktuell keine Einbußen gebe, sagt der Direktor. Die Schulen erhielten das Geld über die Ministerien zurück. Auch die Refinanzierungen der Bildungsreferenten liefen weiter. Zusätzlich hätten die Salesianer Don Boscos einen Kummerkasten eingerichtet, und die Brüder werden "alle in ihre Gebete mit einschließen", versichert Pater Bily.

Online-Konferenz ins Altenheim

Die Missions-Dominikanerinnen des Klosters Schlehdorf wiederum stellt die Corona-Krise noch nicht vor Herausforderungen: "Ehrlicherweise gibt es keinen großen Unterschied", berichtet Schwester Francesca Hannen von ihrem Alltag. Gebetszeiten, Eucharistiefeiern und die Mahlzeiten fänden wie gewohnt statt. Die wenigen Angestellten, die das Kloster Schlehdorf habe, beschränkten sich mit ihren Kontakten außerhalb des Klosters. In Schlehdorf leben momentan etwa 30 Schwestern, zwei der Missions-Dominikanerinnen werden in einem Altenheim betreut. Mit Telefongesprächen halten sie den Kontakt, genauso aber auch mit Online-Konferenzen. Der Neubau unterhalb des Berges bietet genügend Platz für alle Nonnen, sagt Schwester Francesca Hannen. Jede von ihnen habe ein großes Zimmer mit Balkon. Und wie in Benediktbeuern gibt es auch in Schlehdorf einen Klostergarten, wo die Schwestern in gebührendem Abstand zueinander umherspazieren können. Die Schlehdorfer Nonnen schließen derzeit alle Menschen ins Gebet ein - auch und besonders aber ihre Mitschwestern in Südafrika, Bolivien und Ecuador. Denn dort sei die Not noch viel größer, weiß Schwester Francesca Hannen. Arbeitslosigkeit, Angst und strikte Ausgangssperren belasteten dort die geistlichen wie weltlichen Bewohner.

© SZ vom 14.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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