Bürgermeister muss Pläne verteidigen:Verdruss in Waldram

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Anwohner fürchten mehr Verkehr, wenn die Coop-Wiese in dem Wolfratshauser Stadtteil bebaut wird.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Mit großer Verdrossenheit verfolgen die Waldramer Bürger den Plan der Stadt, einen Teil der Coop-Wiese zu bebauen und damit erschwinglichen Wohnraum zu schaffen. Bürgermeister Klaus Heilinglechner und Wirtschaftsreferent Helmut Forster taten sich beim Monatstreffen der BVW, das diesmal in die Waldramer "Post" verlegt wurde und zeitweise den Charakter einer Bürgerversammlung annahm, jedenfalls schwer, die Pläne der Stadt zu vermitteln. Vorgesehen sind an der Schlesierstraße zwei fünfstöckige Blöcke mit insgesamt 52 barrierefreien Wohnungen und Tiefgarage, die Höhe soll der der umgebenden Bebauung entsprechen. Durch das Bauprojekt werden rund 5200 der 19 000 Quadratmeter großen Wiese überplant, wie Heilinglechner eingangs erläuterte.

Im Zentrum der höchst gereizt artikulierten Kritik standen Verkehrs- und Parkplatzfragen. Die Stadt plane 50 Stellflächen, gebraucht aber würden mindestens doppelt so viele. Denn längst entfalle nicht mehr nur ein Auto auf jede Wohnung, hieß es. Durch das Bauprojekt werde sich die Parksituation in dem ohnehin stark beengten Stadtteil zusätzlich verschärfen. Autos aber würden auch künftig gebraucht, um zur S-Bahn zu gelangen, denn die werde in Waldram nicht halten. "Das ist alles nicht zu Ende gedacht", beschwerte sich eine Waldramerin.

Ein Anlieger zeigte sich empört, "dass hier nicht einmal die unmittelbar betroffenen Bürger einbezogen wurden". Die Stadt habe bei den Planungen "eine rosa Brille" aufgesetzt. Auch die Zahl der benötigten Kita-Plätze werde sich deutlich erhöhen. Was die Stellflächen betrifft, werde er das auf jeden Fall "rechtlich überprüfen lassen", kündigte der Waldramer an. Der ruhende Verkehr sei nicht das einzige Problem. Immer wieder müssten Autofahrer auf den engen Straßen bei Gegenverkehr zurückstoßen. Zu den weiteren Problemen zählte er die einzige Zu- und Ausfahrt zur B 11. Im vorigen Jahr sei nach einem schweren Unfall "zwei Stunden lang niemand mehr aus Waldram rausgekommen".

Ein Kritiker bezweifelte, dass in den geplanten Wohnblocks überhaupt Waldramer unterkommen. Viel sinnvoller wäre ein Projekt im Zuge des Einheimischenmodells. Dies stellten Forster und Heilinglechner entschieden in Abrede. Dieses Modell werde durch die EU stark erschwert. Nur wenn die Stadt die Sozialwohnungen durch ihre eigene Baugesellschaft StäWo errichten lasse, könne sie über die Belegung selber entscheiden. Dass Wohnungen gerade in Wolfratshausen fehlten, illustrierte Forster mit der Aussage, "dass wir die am dichtesten besiedelte Gemeinde in ganz Oberbayern sind". Heilinglechner räumte ein, man habe natürlich gewusst, "dass wir mit der Bebauung in Waldram keine Freude auslösen", aber irgendetwas müsse man angesichts der Wohnungsnot unternehmen.

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Es sei ja auch so, dass auf der Fläche Baurecht bestehe, und wenn die Stadt dies nicht wahrnehme, könne eine Genehmigung notfalls durch die Kreisbehörde erteilt werden. Was die Verkehrsprobleme und die Frage nach einer zweiten Ausfahrt betrifft, hüllte sich Heilinglechner in Schweigen. Da suche man eine Lösung, mehr wolle er dazu im Augenblick nicht sagen, "sonst wird das auch gleich wieder zerredet". Zur Forderung nach mehr Stellflächen sagte BVW-Fraktionssprecher Josef Praller, dies gehe nur wieder auf Kosten von Grünfläche. Was die zweite Ausfahrt aus Waldram betrifft, könne man natürlich über eine Verbreiterung der Brücke nach Farchet nachdenken. Man müsse sich dann aber darüber in Klaren sein, dass dies zu einer Verlagerung des Verkehrs führe.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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