Bürgerliches Engagement:Welle der Unterstützung

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Nachdem der Wolfratshauser Stadtrat am Kostendeckel für das Surferprojekt festhält, haben zahlreiche Bürger neue Spenden zugesagt. Sie würden bereits mehr als zwei Drittel der Finanzierungslücke decken

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Seitdem es der Stadtrat am Dienstag mehrheitlich abgelehnt hat, den Eigenanteil der Stadt für die Surfwelle zu erhöhen und das Projekt damit faktisch vor dem Aus steht, schlägt den Initiatoren eine beispiellose Welle an Solidarität entgegen: Zahlreiche Bürger haben ihre Unterstützung bekundet und weitere Spenden zugesagt, um die Welle doch noch zu retten. Weil das EU-Förderprogramm Leader nur noch 270 000 statt der ursprünglich angekündigten 335 000 Euro an Fördermitteln in Aussicht stellt und der Stadtrat den gedeckelten Eigenanteil von 400 000 Euro nicht erhöhen wollte, fehlen rund 63 000 Euro, um das ambitionierte Trendsportprojekt zu verwirklichen. Die Hürde scheint nun nicht mehr unüberwindlich. Denn laut Tilo Scheck, der die Spendenkampagne gestartet hat, waren bis Donnerstagvormittag bereits mehr als 41 000 Euro zusammengekommen.

117 Spenderparteien zählte der Wolfratshauser, der sich im Hintergrund für die Welle engagiert, am Donnerstag. Hauptsächlich Privatpersonen, aber auch Firmen hätten "zum Teil beträchtliche Summen" zugesagt. Die Unterstützer kämen nicht nur aus Wolfratshausen, sondern auch aus München, aus Murnau und aus dem Rheinland, berichtet Scheck. Stefanie Kastner, Initiatorin des Projekts und Vorsitzende des Vereins "Surfing Wolfratshausen", erklärt in den sozialen Netzwerken, sie sei "sprachlos, wie viel Untersetzung von allen Seiten für die Welle kommt". Scheck hingegen sagt: "Mich erstaunt es nicht. Die Welle hat eine breite Basis, und das zeigt sich jetzt." Die Konstruktion am Kanal der Weidachmühle würde nach derzeitiger Kostenberechnung etwa 800 000 Euro kosten. Es wäre die erste eigens für Surfer errichtete stehende Flusswelle in Bayern. Sowohl die Leader-Aktionsgruppe im Landkreis als auch der Stadtrat haben immer wieder die überregionale Bedeutung des Projekts hervorgehoben. 2013 haben Stefanie und Marcus Kastner die Idee erstmals im Stadtrat vorgestellt, später gründeten sie den Verein, der die Surfwelle betreiben sollte.

Die Mitglieder arbeiteten nicht nur unermüdlich an der Planung und den Verträgen, sondern mussten als Auflage für die Leader-Förderung auch innerhalb eines Jahres 60 000 Euro an Spenden akquirieren. Nun müssen sie noch eins drauflegen. Der Verein richtet gerade ein Crowdfunding ein, damit die Spenden eingezahlt und von der Leader-Stelle auch gewertet werden können. Gefördert werden kann das Projekt schließlich nur, wenn die Gesamtfinanzierung gesichert ist. Und weil der bayernweite Finanzierungszeitraum für die EU-Förderung bald ausläuft, muss das schnell gehen, sonst fließen die Mittel in andere Projekte.

Zur Rettung der Surfwelle sollen auch zwei "Save the Wave"-Parties beitragen, die spontan organisiert wurden. Die erste findet schon am Freitag, 12. Dezember, in der Wolfratshauser Zeppelin-Bar statt, von 20 bis 5 Uhr. Dort soll es eine Bar mit Glühwein und Bier geben, deren Erlös komplett an den Verein geht. Wirt Sepp Schwarzenbach plant außerdem eine Tombola. Er habe sich direkt nach der Stadtratssitzung entschieden, die Veranstaltung zu machen, um die Bedeutung und die Dringlichkeit "auch an Außenstehende weiterzutragen", sagt Schwarzenbach, der auch JU-Vorsitzender in Wolfratshausen ist und auf der CSU-Liste für den Stadtrat kandidiert. Dass die aktuelle Fraktion größtenteils am Kostendeckel festhielt, könne er verstehen. "Die Finanzierung ist auf der einen Seite gescheitert", sagt Schwarzenbach. "Da ist es ein legitimes Vorgehen, dass man das Geld privat generiert."

Das will auch Jacqueline Rupp, die an der Eisfläche am Loisachufer den "Eiswolf" betreibt. Auch dort soll es eine "Save the Wave"-Party geben, und zwar eine Woche später, am Freitag, 20. Dezember. Dazu soll der Cateringbereich am Eis erweitert und teilweise überdacht werden, der Verein soll einen eigenen Verkaufsstand bekommen. Rupp hat die Surfwelle seit 2017 begleitet, in enger Zusammenarbeit mit der Stadt. Sie ist überzeugt, dass es gelingt, den fehlenden Betrag für die Finanzierung noch rechtzeitig aufzubringen. "Ich persönlich würde eine Wette abschließen, dass es klappt", sagt die 51-Jährige. Denn ihrem Gefühl nach habe sich der Fokus verändert: Es gehe nicht mehr nur um die Surfwelle. "Wer spendet, sagt: Ich möchte, dass in Wolfratshausen bürgerschaftliches Engagement unterstützt und geschätzt wird und dass hier was passiert", erklärt die Mediatorin und Journalistin. "Die Leute lassen es sich nicht mehr von der Kommunalpolitik vorschreiben, was realisiert wird und was nicht. Das ist eine Form von direkter Demokratie."

Spendenkampagne: www.betterplace.org/p75574

© SZ vom 13.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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