Wegen Absturzgefahr:Umzug eines Storchennests

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Auf dem Dach des ZUK (Zentrum für Umwelt und Kultur) im Kloster Benediktbeuern hat sich was getan: Das Nest der Störche ist umgezogen und nun stabiler und sicherer. (Foto: Manfred Neubauer)

Fast eine Tonne wog das alte Nest am Kloster Benediktbeuern - und neigte sich gefährlich über die Dachkante. Kürzlich wurde der Horst deshalb umgesiedelt - und ist nun von den Vögeln stark umkämpft.

Von Jana Daur, Benediktbeuern

Am Kloster in Benediktbeuern stand kürzlich ein Umzug der besonderen Art an. Das Nest der dort ansässigen Storchendame Bruni wurde mit der Zeit immer schwerer und drohte, vom Dach zu fallen. Deshalb musste es abgebaut werden - nicht aber ohne eine neue Bleibe für den Vogel zu suchen.

"Die Störche bauen jedes Jahr ein Stück weiter am Nest", erklärt Pater Karl Geißinger, der Leiter des im Kloster eingerichteten Zentrums für Umwelt und Kultur (ZUK). So haben die verbauten Stöcke einiges an Gewicht angesammelt: Fast eine Tonne wog der alte Horst. Hinzu kam die starke Neigung, in die das Nest auf dem Dach des Klosters geraten war. Direkt darunter befand sich der Eingang zum Klostercafé, man befürchtete, dass es bei einem Absturz zu Verletzungen kommen könnte. Fachleute, die das Nest begutachtet haben, hätten daraufhin einheitlich festgestellt: "Das ist zu riskant."

Sofort Maßnahmen ergreifen konnte man in Benediktbeuern jedoch nicht. Störche stehen unter besonderem Schutz, ihre Nistplätze können nicht einfach abgebaut werden. Deshalb reichte das Kloster bei der Naturschutzbehörde des Tölzer Landratsamts einen Antrag ein, das Nest verlegen zu dürfen. Dieser wurde an die Regierung Oberbayern weitergeleitet, deren Obere Naturschutzbehörde für das Anliegen zuständig war. Auch dort erkannte man dringenden Handlungsbedarf zur Beseitigung der Risiken des Nistplatzes - und erteilte schnell eine Erlaubnis, das Nest umzusiedeln.

Störchin Bruni hat sich auf dem Klosterkamin niedergelassen und verteidigt ihren Platz hartnäckig. (Foto: Manfred Neubauer)

Nun galt es, den richtigen Zeitpunkt abzupassen, zu dem das Nest noch nicht in Benutzung war: Mit einem Kran wurde das alte Storchennest vom Klosterdach gehoben. Zugleich wurde ein benachbarter Kamin abgedichtet, um den Vögeln einen neuen Nistplatz anzubieten. Auch auf einem Schornstein des Maierhofs wurden Äste ausgelegt, mit denen die Störche ein neues Nest errichten können sollten. Die Aktion hatte Erfolg, beide Stellen werden inzwischen von den Vögeln gut angenommen. "Da tut sich gerade viel. So ein starker Zuzug wie jetzt war hier am Kloster noch nie", sagt Geißinger besonders mit Blick auf das Maierhof-Dach. Dort kämpfen seit Kurzem mehrere Paare um die neue Brutstätte. Der ZUK-Leiter vermutet, dass das am Ende der Zugzeit liegt und sich deshalb viele Störche zum Nisten niederlassen wollen. Die bekannte Vogeldame Bruni hat sich auf dem Klosterkamin niedergelassen und verteidigt ihren Platz hartnäckig. Geißinger erklärt: "Sobald sich ein Storch nähert, wird heftig geklappert."

Nachwuchs gibt es im Kloster derzeit aber noch keinen. Im Alpenvorland sind die Witterungsbedingungen im April für gewöhnlich noch zu widrig. Die Storchküken würden hier deshalb erst im Mai schlüpfen, wenn die Temperaturen steigen. Doch Bruni sitzt im neuen Nest bereits auf ihren Eiern. Und auch auf dem Dach des Maierhofes haben die Neuankömmlinge noch bis Mitte August, wenn die Brutzeit endet, Gelegenheit zur Fortpflanzung.

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