Kreispolitik:Durchblick im Angebotsdschungel

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Die Gesellschaft wird immer älter, deshalb braucht Deutschland in den kommenden Jahren Hunderttausende Pflegekräfte. (Foto: Daniel Reinhardt/dpa)

Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen plant, einen Pflegestützpunkt einzurichten. Dort werden Pflegebedürftige und deren Angehörige wohnortnah, neutral und kostenfrei über Hilfen beraten.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Pflegestützpunkte bieten eine kostenlose Beratung zu allen Themen rund um die Pflege und stehen allen Bürgerinnen und Bürgern offen. Träger dieser Beratungsstellen sind Kranken- und Pflegekassen, der Bezirk, die kreisfreien Städte oder die Landkreise. Bad Tölz-Wolfratshausen ist bislang ein weißer Fleck in Sachen Pflegestützpunkt. Das wird sich ändern. Der Sozialausschuss des Kreistags hat Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) beauftragt, eine solche Stelle einzurichten. Der Stützpunkt wird voraussichtlich im Landratsamt auf der Tölzer Flinthöhe angesiedelt.

Es habe seit 2008 Gespräche, vor allem hausintern, gegeben, was ein Pflegestützpunkt besser machen könne als die bereits bestehenden Beratungsangebote im Landkreis, sagte Niedermaier. Da es im Bezirk Oberbayern fast flächendeckend - bis eben auf die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Fürstenfeldbruck - solche Anlaufstellen gebe, wolle man nun nachziehen. "Wir befürworten die Einrichtung eines Pflegestützpunktes", sagte Sozialamtsleiter Thomas Bigl, "nicht, weil es die anderen machen, sondern weil wir es inhaltlich richtig finden." Da andere Landkreise schon Erfahrungen gesammelt hätten, könnte man aus deren Anlaufschwierigkeiten lernen.

Wohnortnah und neutral

Ziel des Pflegestützpunktes sei eine wohnortnahe, neutrale und kostenfreie Auskunft und Beratung über Ansprüche und Angebote von Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen. Auch könnten einzelne Hilfen über den Stützpunkt koordiniert werden. 2,16 Beratungskräfte minimum seien erforderlich. Mehr Personal wäre wünschenswert, meinte Bigl. Die Kosten für den Landkreis schätzt er grob auf bis zu 50 000 Euro im Jahr. Allerdings müsse man noch mit einigen Ausgaben mehr rechnen. Auch wenn die Kassen, der Bezirk und Landkreis die Träger seien, würden die Berater beim Landkreis angestellt. Personal zu finden, dürfte nicht schwer sein, sagte Bigl. "Wenn die Bezahlung stimmt." Pflegekräfte, die ihren Beruf etwa aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben könnten, oder Sozialpädagogen kämen infrage. Es gebe drei Berufsgruppen, die den Job machen könnten und die nicht auf dem Markt miteinander konkurrieren würden, so der Sozialamtsleiter.

Der Pflegestützpunkt soll die bereits bestehenden Angebote von den Fachstellen für pflegende Angehörige über die Alzheimer Gesellschaft, die mobile Seniorenhilfe bis hin zur Wohnraumberatung und den diversen Selbsthilfegruppen vernetzen. "Als eine Art Dachmarke", so Bigl. Die Hoffnung sei, dass die Betroffenen in Zukunft im Dschungel aller gesetzlicher Ansprüche und Hilfsangebote "besser" beraten würden. "Das wäre ein Mehrwert für den Landkreis mit einem überschaubaren Risiko", sagte Bigl.

Während Franz Schöttl (CSU) den Sinn eines neuen Pflegestützpunktes nicht erkennen möchte, weil die bisherigen Beratungsangebote gut angenommen würden, begrüßte Maria Urban (CSU) den Vorstoß. Der Kreistag muss dem Vorhaben noch zustimmen.

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