Vor dem Dreikönigstag:Kardinal Marx segnet Sternsinger in Tölz

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Kardinal Marx hat am 28. Dezember in Bad Tölz die 65. Sternsingeraktion eröffnet. (Foto: Manfred Neubauer)

Etwa 200 Königinnen und Könige aus dem Erzbistum München und Freising werden in der Stadtpfarrkirche feierlich ausgesendet, um im neuen Jahr von Tür zu Tür zu ziehen. Sie sammeln für Kinder in Indonesien.

Von Annika Nopper, Bad Tölz

Zweihundert Könige pilgern am Mittwoch Vormittag in die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bad Tölz, die goldenen Sterne über den Köpfen fest im Griff. Es ist wieder soweit, das neue Jahr steht vor der Tür und die Sternsinger im ganzen Land stehen in den Startlöchern. Nun sind sie zum feierlichen Aussendungsgottesdienst gekommen, mit dem Kardinal Reinhard Marx die Sternsingeraktion im Erzbistum München und Freising offiziell eröffnet.

Rappelvoll ist die Kirche. Vorne der Kardinal im goldenen Talar, in den vollen Bänken glänzen die goldenen Kronen der Dutzenden Kaspars, Melchiors und Balthasars. Und natürlich die Sterne aus Holz oder Metall, manche mit Liedtexten auf der Rückseite, damit an den Türen dann auch alles sicher klappt. Am 6. Januar ist Dreikönigstag, er fällt 2023 auf einen Freitag. Rund um diesen Tag ziehen Kinder und Jugendliche, als Könige verkleidet, mit Weihrauch und Gesang von Haus zu Haus und schreiben oder kleben den Segen "20*C+M+B*23" an die Tür. Die Buchstaben stehen für "Christus mansionem benedicat", auf Deutsch: "Christus segne dieses Haus."

Die Reihen in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt sind gefüllt mit edel gewandeten Kindern und Jugendlichen. (Foto: Manfred Neubauer)

Bei der Sternsingeraktion im vergangenen Jahr kamen bundesweit rund 38,6 Millionen Euro für Kinder in der ganzen Welt zusammen: Verwendet wurde das Geld für Projekte in den Bereichen Pastoral, Bildung, Gesundheit, Ernährung, soziale Integration und Rehabilitation sowie Nothilfe. 1,94 Millionen davon kamen aus dem Erzbistum München-Freising, gesammelt von 534 Sternsingergruppen. Dieses Jahr gehen die Spendengelder nach Asien. "Kinder stärken, Kinder schützen - in Indonesien und weltweit" lautet das Motto.

"Kann man durch die Zeit reisen?", fragt der Kardinal die Kinder. Er steht im Mittelgang, schaut manchmal nach links und manchmal nach rechts. Die Kinder blicken andächtig zurück. Er selbst sei schon etwas älter, seine Sternsingerzeit liege schon weiter zurück und er könne durch seine Erinnerung in die Vergangenheit reisen, sagt der 69-Jährige. In die Zukunft reisen könnten aber alle mit ihrer Fantasie, "und das müssen wir auch", sagt Marx. "Wir müssen darüber nachdenken, wie es euch in 50 Jahren geht", sagt er zu den dick eingepackten Königen und Königinnen. "Das ist noch keine g'mahte Wies'n. Das muss euch auch bewegen." Er meint den Krieg, den Klimawandel, die Krisen unserer Zeit. "Liebe Erwachsenen, helfen wir zusammen, dass diese Kinder eine gute Zukunft haben."

Der Weg dahin sei jedoch nicht leicht. "Alle wollen, dass sich jetzt alles ändert und wenn das nicht passiert, dann hör ich auf. Was ist das für eine Haltung?" fragt der Kardinal. "Wie wollen wir die Probleme lösen? Nur gemeinsam." Das Tolle an der Sternsingeraktion sei, dass die Kinder in Gruppen unterwegs seien und jeder einmal den Stern tragen dürfe. Dass das oft nicht wirklich so sei, darüber lässt er sich aus der dritten Reihe belehren und korrigiert: " Zumindest darf ihn jeder mal anfassen."

Nach dem Gottesdienst ziehen die Sternsingerinnen und Sternsinger durch die Straßen von Tölz. (Foto: Manfred Neubauer)

Vorne am Altar bitten vier gewandete Sternsinger für die Kinder in Indonesien: Die drei Könige bringen Gold, die Kinder bitten um Geldmittel. Die drei Könige bringen Weihrauch, die Kinder bitten um Sicherheit für Glaubensgeschwister. Die drei Könige bringen Myrrhe, die Kinder bitten um Gesundheit für die Gleichaltrigen auf dem anderen Kontinent. In Bad Tölz bringen die heiligen drei Könige auch Lebkuchen und die Kinder bitten um "eine Welt, die Brot und Freude teilt".

E-Gitarre, Schlagzeug, Geige, Klarinette und Trompete gehören zu den Instrumenten, die die Messe musikalisch begleiten. Auch eine indonesische Musikgruppe ist angereist, mit dem aus Bambus hergestellten Angklung, einem typisch südostasiatischen Percussioninstrument. Zwei Mädchen stehen am Mikrofon und spätestens beim letzten Lied, "Stern über Bethlehem", singen alle mit.

Nach der Kommunion wird jede einzelne Sternsingergruppe vom Kardinal gesegnet. Dann ziehen alle zusammen in einem feierlichen Zug auf die Straßen von Bad Tölz.

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