Bad Tölz:Servus und Salam

Lesezeit: 2 min

Der Filmemacher Benedikt Fuhrmann will mit einer Ausstellung ein umfassendes Bild Irans zeichnen. Doch die Suche nach einer Galerie gestaltete sich schwierig.

Klaus Schieder

Wenn es im Fernsehen und in den Zeitungen um Iran geht, dann ist fast immer die Rede von Präsident Mahmud Ahmadinedschad, von Atomstreit und Kriegsgefahr. "Das Bild vom Regime ist so stark in den Medien, das andere Bild dahinter ist kaum zu sehen", sagt Benedikt Fuhrmann. Vor sechs Jahren blieb der 34 Jahre alte Filmemacher und Designer aus Bad Tölz auf einer Reise in Iran hängen, lebte ein Jahr lang in dem Land, lernte Menschen kennen, ihren Alltag, ihre Kultur.

Benedikt Fuhrmann hat Erfolg via Internet. (Foto: Manfred Neubauer)

Diese Begegnungen seien "das, was bei mir nachhaltig im Herz mitschwingt", sagt er. Mit seinem ungewöhnlichen Projekt "Ein Blick Iran" will er die Regierung dort nicht in ein weiches Licht tauchen, sondern den Scheinwerfer auf die Bevölkerung richten. "Natürlich gibt es das Regime, aber es gibt auch Menschen, die dagegen etwas tun", sagt Fuhrmann. "Es ist ganz wichtig, ein realeres Bild von diesem Land zu schaffen."

Die Ausstellung in der Maximilianskirche in München von 15. Juli bis 2. August soll mit Projektionen, Klanginstallationen, Filmen und Fotos das Leben in Iran dokumentieren. Dafür sammelt Fuhrmann Spenden über die Aktion "Sag Servus und Salam" im Internet. Knapp 13 000 Euro hat er beisammen, etwa 37 000 Euro fehlen ihm noch. Doch Fuhrmann ist trotz dieser erklecklichen Summe zuversichtlich. Über das Internet, etwa über Facebook, habe er "unglaublich viel Resonanz" erfahren, erzählt er. Der Tölzer erhielt Anrufe aus den USA und Israel, fast die Hälfte der Unterstützer kommt jedoch aus seiner Heimatstadt. "Das berührt mich sehr."

Ein anderer Weg als die Gemeinschaftsfinanzierung übers Internet, das sogenannte Crowdfounding, war nicht möglich. Auf der Suche nach Sponsoren wurde der Tölzer in Unternehmen vorstellig, bekam dort aber zu hören, das sei zwar ein gutes Projekt, aber "mit Iran geht es nicht so". Vier Jahre lang bemühte er sich auch vergeblich, eine Galerie von seiner Ausstellung zu überzeugen. Das Misstrauen in Deutschland gegenüber Iran sei "nicht viel kleiner" als umgekehrt das Misstrauen des iranischen Regimes, sagt Fuhrmann.

Schließlich kam Stefan Alof auf ihn zu, der Wirt seines Stammlokals in München und zugleich Kirchenpfleger der Pfarrgemeinde St. Maximilian. Er vermittelte den Kontakt zu Pfarrer Rainer Maria Schießler, der sofort zusagte, das Projekt in der Münchner Kirche zu veranstalten. Geplant ist überdies mit etwa 2500 Teilnehmern das größte ökumenische Friedensgebet, das es je in München gegeben hat. Am Eröffnungsabend sind dazu Gemeinden aller Religionen eingeladen. Er hoffe, dass auch Reinhard Kardinal Marx komme, so Fuhrmann.

Auf eigene Kosten hat der Tölzer T-Shirts und Plakate drucken lassen, die Spender als Dankeschön kostenlos erhalten. Ihm geht es mit seinem Projekt vor allem darum, Grenzen abzubauen und im oftmals dualistisch geprägten Denken einen neutralen Raum zu schaffen, in dem Begegnungen möglich sind. "Und es geht letztlich um den eigenen inneren Frieden, um die Frage: Kann ich anderen Kulturen begegnen, habe ich Ängste und Vorurteile?" Sein Projekt stellt er am Donnerstag, 31. Mai, 20 Uhr, im Tölzer "Gasthaus" vor. Dass er damit ob des großen Echos im Internet schon jetzt erfolgreich ist, freut Fuhrmann: "Die stärkste Waffe des Friedens ist der Mensch."

© SZ vom 30.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: