Oberland plastikfrei:Turbulente Neuwahl

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Der Förderverein "Oberland plastikfrei" hat sein Fortbestehen fürs Erste gesichert. Im Frühjahr wollen Mitglieder einen kunststofffreien Laden in Tölz eröffnen.

Von David Holzapfel

Es ist eine gute Nachricht für Freunde des kunststofffreien Lebens: Der Förderverein "Oberland plastikfrei" hat einen neuen Vorstand gewählt und bleibt somit bestehen. Am Mittwochabend einigten sich die versammelten Mitglieder in Bad Tölz auf Andrea Martin als neue Vorsitzende des Vereins. Ihre Stellvertretung übernimmt zukünftig Regina Schliephake. Norbert Glöckner wurde als Kassier gewählt. Michael Schnell und Anna Meßmer stellen sich als neue Beisitzer zur Verfügung. Die Teilnehmer der Mitgliederversammlung verstanden die Wahl als Ultimatum. Insgesamt vier Vorstandsmitglieder hatten im Vorfeld angekündigt, ihr Amt niederlegen zu wollen: Neben Melanie Eben aus Lenggries standen auch deren Stellvertreterin sowie der Kassier und ein Beisitzer "aus zeitlichen und beruflichen Gründen" nicht erneut zur Wahl. Hätten sich für die freigewordenen Positionen keine Nachfolger gefunden, wäre der Verein vor dem endgültigen Aus gestanden.

Im Februar vergangenen Jahres ins Leben gerufen, blickt der Förderverein bereits auf eine bewegte Vergangenheit zurück: Anfangs agierten die Mitglieder noch unter dem Namen "Tölz plastikfrei", es kam jedoch nie zu einer offiziellen Eintragung, da sich die Gründungsmitglieder - um die Reichweite des Projekts zu Vergrößern - für eine Namensänderung zu "Oberland plastikfrei" entschieden. Bereits wenige Monate nach der Gründung des Vereins legten der erste Vorsitzende und der Kassier aus beruflichen Gründen ihre Ämter nieder, was erste Neuwahlen notwendig machte. Nach einigen überwundenen Hürden ist der Verein inzwischen seit April dieses Jahres im Vereinsregister eingetragen.

Sein Zweck ist die Förderung des gleichnamigen Projektes "Oberland plastikfrei", einer Bewegung zur Reduzierung von Kunststoffmüll. Die Plastikgegner arbeiten alle ehrenamtlich, veranstalten Schulprojekte und verteilen Infoflyer. Sie wollen die Bevölkerung sensibilisieren und aufzeigen, das Plastikmüll mit einfachen Mitteln auf ein Minimum reduziert werden kann.

Kommentar
:Lähmendes Korsett

Die Mitglieder im Verein "Oberland plastikfrei" packen die Probleme an der Wurzel. Auch an Energie und Tatendrang fehlt es keinem. Das Problem sind die vorhandenen Vereinsstrukturen. Wie ein Korsett scheint die anfallende Arbeit den - ausschließlich ehrenamtlichen - Helfern die Luft zum Atmen zu nehmen

Von David Holzapfel

Jüngstes Projekt ist ein sogenannter "Unverpackt-Laden" - ein Supermarkt ganz ohne Plastikverpackungen - der im Frühjahr 2019 in Bad Tölz eröffnet werden soll. Mitglieder des Fördervereins sind maßgeblich in die Planung und Umsetzung des Ladens involviert. Auch außerhalb ihrer Vereinsaktivität versuchen die Beteiligten, möglichst bewusst und nachhaltig zu leben. "Plastikfrei" ist für sie ein Lebensgefühl. "Ich denke immer daran, wie ich meinen Kindern die Welt einmal überlassen werde", sagt eine Teilnehmerin. Überzeugt von einer ökologischen Lebensweise seien sie alle. Bei der Frage, ob der Verein in seiner derzeitigen Form weiter fortbestehen muss, scheiden sich jedoch die Geister. Marisa Neumeister, ehemals zweite Vorsitzende von "Oberland plastikfrei", zeigt sich skeptisch hinsichtlich der Zukunft des Vereins: "Das ist zu viel Wieder-von-vorne-anfangen", sagt sie. Andere Teilnehmer irritieren sich ob der Organisation der Veranstaltung: "Das alles macht einen etwas unprofessionellen Eindruck auf mich", sagt eine Frau. Die Verantwortlichen waren sich am Mittwoch in einigen Punkten uneins über die Durchführung der Wahlprozedur.

Letztendlich sprach sich jedoch die große Mehrzahl für den neuen Vorstand und ein Weiterbestehen des Vereins aus. Die Mitglieder hoffen, dass die Vorsitzenden mehr Ordnung und Struktur in "Oberland plastikfrei" bringen werden. Andrea Martin, eine Gymnasiallehrerin, die vor kurzem ins Oberland gezogen ist, hat nach eigenen Angaben "jahrelange Erfahrungen" in der Führung von Vereinen und Organisationen. Regina Schliephake ist Teamleiterin in einem Kindergarten. Ein Beruf, in dem Ordnung nicht unwichtig ist.

© SZ vom 23.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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