Leben in Bad Tölz:Hip-Hop, Kindersommer und Radl-Rallye

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Nach den Lockdowns will die Tölzer Jugendförderung mit drei Projekten wieder Freizeitmöglichkeiten im Sommer bieten.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Corona-Pandemie hat die Jugendarbeit in Bad Tölz nicht zum Erliegen gebracht, aber doch ziemlich ausgebremst. Im Jugendcafé an der Hindenburgstraße und im Bürgerhaus im Lettenholz, die während der Lockdowns geschlossen bleiben mussten, verzeichnete der kommunale Sozialplaner Franz Späth einen Einbruch der Besucherzahlen im Vorjahr um rund 70 Prozent. Aber nun geht es mit sinkenden Inzidenzzahlen langsam wieder aufwärts: Seit vergangener Woche haben die beiden Jugendeinrichtungen in Tölz geöffnet. Schon am ersten Tag hätten um die 20 Kinder und Jugendliche vor der Tür des Jugendcafés gewartet, so Späth. "Das zeigt, dass eine Sehnsucht da ist." Mit dem Musikprojekt "Juca-Sound", dem Tölzer Kindersommer und einer Festwoche zum 25-jährigen Bestehen des Jugendcafés soll Schwung ins Sommerprogramm kommen.

Für Michael Lindmair (FWG) hat die Arbeit mit Kindern und Heranwachsenden in der Kurstadt viel mit Nähe und Vertrauen zu tun. Eine wirkliche Beziehungsarbeit sei jedoch coronabedingt bislang "nicht so möglich" gewesen, sagte der Zweite Bürgermeister bei der Präsentation der neuen Projekte. Für Späth sind in der Pandemie "große Bedarfe, große Bedürfnisse" bei den Teenagern entstanden, auch wenn die Jugendarbeit nicht geruht und sich im Hintergrund noch fortgesetzt habe. In Bad Tölz herrsche - nicht zuletzt durch das Engagement der Stadtpolitik - auch in Corona-Zeiten "ein Klima, Dinge zu ermöglichen und zu sehen, was man machen und wie man es machen kann".

Ein Projekt, in das der kommunale Sozialplaner "viel Hoffnung" steckt, ist "Juca-Sound". Dabei sollen Jugendliche im Tonstudio im Keller des Jugendcafés selbst Hip-Hop- und Rap-Songs schreiben, wobei sie professionelle Hilfe von Musikpädagogin Michaela Paller und einem Texter bekommen. Für das Projekt zeichnet der renommierte Artist Solomon Solgit verantwortlich, der im berühmten "Cirque du Soleil" arbeitet. Der aus Äthiopien stammende Künstler, der seit zwölf Jahren in Tölz lebt, will den jungen Teilnehmern zeigen, dass Hip-Hop und Rap auch anders sein können als üblich, und wie man solche Stücke entwickelt und auf einer Bühne präsentiert. Die Songs dieser Musikrichtungen seien mittlerweile "sehr aggressiv", garniert mit Schimpfwörtern, und drehten sich meist ums Geld, sagte er. Man könne dies aber in eine gegenteilige Richtung drehen, so Solgit. Für Späth geht es bei dem Projekt darum, Talente zu finden und zu fördern, Texte zu reflektieren und andere Impulse zu setzen. Lindmair zeigte sich "sehr stolz", dass mit Solgit ein international erfahrener Artist und Musiker in Tölz lebe, "der das alles kann".

"Juca-Sound" startet am 1. Juli und erstreckt sich über ein halbes Jahr. Die Zahl der Teilnehmer ist auf sechs begrenzt. "Es soll eine intensive Geschichte sein", erklärte Späth. Die Jugendlichen, die mindestens zwölf Jahre alt sein sollen, treffen sich jede Woche dienstags und samstags, jeweils von 17 bis 19 Uhr. Die Songs sollen in den sozialen Medien, vielleicht auch auf Youtube zu hören sein, sofern die Eltern zustimmen. "Geplant ist, dass sie bis zu 35 000 Kinder zu erreichen", sagte Solgit.

Trotz Corona fanden 2020 noch 133 Veranstaltungen im Tölzer Kindersommer statt, der als Teil des Ferienpasses im Landkreis angeboten wird. "Es waren viele kleine Kurse, aber sehr schön", erzählte Organisatorin Kristina Weinert vom Team der Jugendförderung. "Die Kids waren so zufrieden, dass sie mal etwas anders machen konnten." Auch heuer gibt es den Kindersommer, das Online-Portal mit dem Programm wird am 21. Juni im Internet freigeschaltet. Dort haben die Eltern bis 7. Juli die Gelegenheit, ihren Nachwuchs anzumelden. Allerdings dürften dann noch nicht alle Angebote aufgelistet sein, so Weinert: "Bei einigen muss man abwarten, wie die Corona-Lage ist." Auf jeden Fall gibt es Zauberkurse, Minigolf oder auch Ausflüge in den Klettergarten. Beliebt seien auch Einblicke in Handwerksberufe wie etwa beim Goldschmied, sagte Weinert.

Vor 25 Jahren wurde die Jugendarbeit in der Kurstadt mit der Gründung der Tölzer Jugendförderung professionalisiert. Dieses Jubiläum wird mit einer Art Festwoche vom 27. bis 30. Juli gefeiert. Zum Auftakt gibt es am 24. Juli eine Radl-Rallye durch Tölz - mit 14 Stationen, an denen die Teilnehmer kleine Aufgaben lösen müssen. Die Sieger sollen abends bei einer kulturellen Veranstaltung geehrt werden. Ein Fachtag mit einem Vortrag von Professor Egon Endres von der Katholischen Stiftungsfachhochschule Benediktbeuern und einem Tag der offenen Tür samt der Ausstellung "25 Jahre Jugendförderung" schließt sich am 27. Juli im Jugendcafé an. Grillen, Lagerfeuer und andere Aktionen gibt es für Kinder und Jugendliche am 28. und 29. Juli. Das Abschlussfest "Buntes Bad Tölz" mit einem Show-Boxkampf der Jugendlichen vom Open House Sport findet am Bürgerhaus im Lettenholz am 30. Juli statt. Außerdem ist die Doku "Lionhearted" im Open-Air-Kino zu sehen. Darin geht es um Ali Cukur, den Leiter des Boxtrainings in Tölz.

www.toelzer-jugendfoerderung.de

© SZ vom 27.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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