Bad Tölz:Jahnturnhalle zu marode für Sanierung

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Der Bau soll abgerissen werden. Der Standort des Neubaus ist noch offen. Wegen kultureller Nutzungen kommt nun auch Jankers Immobilien-Rochade wieder aufs Tapet.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Wenn Schnee fällt, bleibt er auf fast allen Häusern in Bad Tölz liegen, allerdings nicht auf der Turnhalle an der Jahnschule. Auf dem Flachdach bildet sich keine weiße Haube, die Flocken tauen bald wieder weg. Das hat einen einfachen Grund: Die Heizung der Sportstätte befindet sich unter der Decke. Energetisch ist sie noch aus der Zeit, als das Wort "energetisch" ein Schattendasein im Fremdwörterlexikon führte. Auch sonst gibt es erhebliche Mängel. Die Dämmung passt nicht, die Seitenwände sind ramponiert, unter der Decke hängt ein Netz, das Ballspiele kaum erlaubt. Mit einem Satz: "Die Halle ist am Ende ihrer Lebensdauer", sagt Kämmerer Hermann Forster. Die Stadt beginnt deshalb in diesem Jahr mit den Planungen für einen Neubau. Dies ist dann der letzte Schritt in der Umsetzung des Tölzer Turnhallenkonzepts.

Wann die Jahnturnhalle gebaut wurde, vermag auch Forster nicht genau zu sagen, "uralt" sei sie, sagt er lediglich. Angesichts der zahlreichen Mängel habe es jedenfalls keinen Sinn, an eine Sanierung zu denken. Erwogen wurde eine Renovierung schon, wie Bürgermeister Josef Janker (CSU) durchblicken lässt. Aber auch gleich wieder beiseite gelegt. "Es ist oft wirtschaftlicher, man plant und baut neu, das ist in diesem Fall gegeben." Die Halle sei einfach marode und vom Energieverbrauch her außerhalb jeglicher Akzeptanz. Und sie sei auch noch kleiner als eine Einfachhalle, fügt Forster hinzu.

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(Foto: Manfred Neubauer)

Marode Seitenwände, miserable Dämmwerte und andere Mängel weist die alte Turnhalle an der Tölzer Jahnschule auf. Sie sei schlichtweg "am Ende ihrer Lebensdauer", sagt Kämmerer Hermann Froster. Deshalb beginnt die Stadt heuer mit den Planungen für einen Neubau.

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(Foto: Manfred Neubauer)

Auf dem Flachdach der Turnhalle liegt winters kein Schnee, weil sich die Heizung unter der Decke befindet.

Noch ist unklar, wo der Neubau auf dem Schulgelände entstehen soll. Ursprünglich habe man über den Seitentrakt südlich des Hauptgebäudes nachgedacht, in dem wegen des Rathaus-Umbaus seit etwa zwei Jahren die Ausschuss-Sitzungen des Stadtrats stattfinden. Die Räume dort braucht die Jahnschule im Grunde genommen nicht mehr, nachdem sie nur mehr eine zweizügige Grundschule mit gebundener Ganztagsklasse ist. Aber dies wurde Janker zufolge wieder verworfen, weil im Keller dieses Gebäudeflügels die Hauswirtschaft untergebracht sei, die ein wichtiger Bestandteil des Lehrplans ist und "hervorragend funktioniert".

Nun nimmt die Stadt das gesamte Gelände in den Blick, schließlich ist neben der neuen Halle auch geplant, dass die Grundschule endlich eine Aula und einen überdachten Pausenhof bekommen soll. Mögliche Standorte könnte, wie der Bürgermeister erklärt, das hintere Areal zwischen dem Alt- und dem Neubau zum Krottenbach hin sein. Oder man reißt die alte Turnhalle weg und stellt dort den Neubau hin, wo zum Garten hin auch noch etwas Platz wäre. All dies sind vorerst jedoch bloß Überlegungen, wie Bürgermeister Janker klarstellt.

Sicher ist, dass die Tölzer Stadtkapelle im Zuge der Baumaßnahmen einen neuen Probenraum bekommen soll. Vielleicht im Kellergeschoss, vielleicht in einer Art Tiefparterre, meint Forster. Aber auch das ist ins Unreine gesprochen. Dafür brauche man erst einmal Planungen, so der Kämmerer. Bislang üben das circa 60 Musiker starke Ensemble, der Spielmannszug und die Jugendkapelle in der Alten Madlschule neben der Stadtpfarrkirche. Dort wird es ihnen langsam zu eng, weshalb die Stadtkapelle der einzige Nutzer des Kulturhauses ist, der sich einen Umzug wünscht und nichts gegen die geplante Immobilien-Rochade von Bürgermeister Janker einzuwenden hat - anders als die beiden Kulturvereine "Komische Gesellschaft" und "Lust". Der Plan sieht vor, dass die Erzdiözese München und Freising das Klostergebäude der Franziskaner kaufen soll, die Stadt die Franzmühle von der Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt, die Pfarrei wiederum die Alte Madlschule von der Kommune. Darüber wird der Stadtrat befinden, sobald alle drei Wertgutachten für diese Gebäude vorliegen.

Über die Kosten für den Neubau der Turnhalle kann Kämmerer Forster derzeit nichts sagen. Das hänge auch davon ab, was noch für andere Nutzungen vorgesehen seien, sagt er. Auch mit dem Zeitplan befindet sich die Stadt momentan in der Schwebe. Bürgermeister Janker hofft, die Pläne noch in diesem Jahr dem Stadtrat vorstellen zu können. Aber dies hänge davon ab, wie ausgelastet Planer und Architekten seien, sagt er. Auch Handwerksfirmen hätten volle Auftragsbücher und arbeiteten am Limit, "da gibt es Verzögerungen noch und noch".

Die Jahnturnhalle ist das letzte Kapitel im Turnhallenkonzept der Stadt. Zuvor muss noch die neue Turnhalle auf der Flinthöhe fertiggestellt werden, wofür die Stadt rund 2,7 Millionen Euro ausgibt. Forster rechnet damit, dass die Arbeiten im ersten Halbjahr, voraussichtlich im Mai, abgeschlossen sind. An der Jahnschule findet der Sportunterricht erst einmal wie gewohnt statt, im nächsten Winter wird die Heizung weiterhin den Schnee vom Flachdach wegtauen. "Heuer wird nichts abgerissen", stellt Forster klar. Wenn aber auch dort die neue Halle eingeweiht ist, "dann sind wir versorgt", betont Bürgermeister Janker. "Da kann dann keiner mehr jammern."

© SZ vom 01.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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