Im Konferenzraum "Isar" steht ein langer Tisch, gedeckt mit Kaffeegeschirr und ein wenig Adventsschmuck. An der Stirnseite liegt außerdem ein hoher Stapel Umschläge. Walter Huber greift sich den Packen und hält sich nicht lange mit seiner Rede auf, ehe er die Kuverts an die Vertreter von 28 Tölzer Vereinen und Kindergärten verteilt. Geldscheine liegen nicht darin, aber die Zusage für eine Spende. Knapp 30 000 Euro verteilte der Geschäftsführer am Mittwoch unter den geladenen Gästen. Der Betrag stammt aus dem Gewinn, den die Tölzer Stadtwerke aus dem Verkauf von Strom, Gas und Fernwärmen erzielen. "Es kommt also nicht von den Stadtwerken und auch nicht von mir, sondern von unseren Kunden", sagte der Geschäftsführer.
Seit der Zeit, als Landrat Josef Niedermaier (FW) noch Bürgermeister der Kurstadt war, ist es Brauch, dass die Stadtwerke den Klubs und Kitas mit dieser vorweihnachtlichen Bescherung finanziell ein wenig helfen. Huber würdigte den ehrenamtlichen Einsatz, der in den Vereinen geleistet wird, "das kann man nicht hoch genug einschätzen". Dies gelte vor allem für die Jugendarbeit. Jeder Jugendliche, der in seiner Freizeit vernünftig beschäftigt sei, "ist weg von der Straße, es gibt keine zerbrochenen Bierflaschen und so Zeug". Das spare Sozialkosten für die Stadt. Ähnlich äußerte sich Stadtrat Martin Harrer (FWG), stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke. Auch wenn die haupt-und ehrenamtlichen Kräfte "die Anerkennung der Eltern nicht immer spüren, formen sie positiv die Zukunft der Jugend".
Die Spenden gingen heuer an 17 Vereine, vom Footballteam "Capricorns" über den Bockerlclub Isarwinkel und den Behindertensportverein bis hin zu Gebirgsschützen, Golfern, Reitern und Skifahrern. Auch große Vereine wie der Turnverein Bad Tölz und der Alpenverein wurden bedacht. Den Eishockeyspielern der Tölzer Löwen gab Huber mit auf den Weg: "Weiter so und gewinnen - gell!" Zu den Kindergärten gehörten unter anderem die Tagesstätte der Lebenshilfe, der Albert-Schweitzer-Waldkindergarten, das "Regenbogenland" der Arbeiterwohlfahrt und die Kita am Schlossplatz des Pfarrverband Bad Tölz. Die Höhe der jeweiligen Spende blieb geheim. Die Stadt gebe als Gesellschafter der Stadtwerke den Verteilungsschlüssel vor, der sich nach Anzahl der Jugendlichen, respektive Kindergartengruppen, oder auch nach den geleisteten Stunden in der Jugendarbeit richte, so Huber. "Alle werden fair, nachvollziehbar und gleich behandelt." Dabei sollten die Beschenkten jedoch nicht erfahren, wie viel jeweils der andere bekomme.
In seiner Rede ging der Geschäftsführer auch kurz auf die Stadtwerke ein. Etwa 600 Anbieter seien auf dem deutschen Strommarkt aktiv, "der Wettbewerb ist wirklich hart", sagt er. Alleine in Tölz seien 230 Stromhändler unterwegs. Das mochte einer der Teilnehmer gar nicht glauben. "230 - wirklich so viele?", hakte er nach. "230", bestätigte Huber. Um auf dem Markt zu bestehen, könnten die Tölzer Stadtwerke nicht die billigsten Lieferanten sein. "Das wäre ruinös." Die Preise für Strom, Gas und Fernwärme müssten einerseits fair sein, allerdings auch dem Markt entsprechen, meinte der Geschäftsführer.
Ein Kuvert trug auch Dirk Kirschke aus dem Konferenzraum "Isar" hinaus. Das Spendengeld gehe "in Richtung unserer Trainer", sagte der Vorsitzende des Wassersportvereins (WSV) Bad Tölz. Viele von ihnen seien ehrenamtlich engagiert. Zudem müsse der WSV auch Startgelder für Wettkämpfe der Jugend und die Belegungszeiten für auswärtige Hallenbäder wie etwa in Lenggries bezahlen. Etwa 400 Mitglieder hat der Wassersportverein, "die Hälfte davon sind Jugendliche".