Asylbewerber:"Es fügt sich ein"

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Die neue Asylbewerberunterkunft an der Scharfreiterstraße in Lenggries ist bezugsfertig. (Foto: Manfred Neubauer)

Die neue Asylunterkunft mit 24 Containern im Lenggrieser Gewerbegebiet ist fertiggestellt. Vom 6. Mai an werden die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ihre Zimmer beziehen.

Von Paul Schäufele, Lenggries

Gras sprießt noch nicht auf dem Gelände. Und noch halten die Jalousien das Sonnenlicht draußen. Das ist jedenfalls so bei den meisten der 24 Container, die für neue Asylbewerberunterkunft an der Scharfreiterstraße in Lenggries zusammengebaut wurden. Doch keine Woche mehr, dann werden die ersten Bewohnerinnen und Bewohner dort einziehen. Damit findet ein Prozess seinen Abschluss, bei dem ein Veto des Gemeinderats und ein nicht ganz problemloser Bau nichts daran geändert haben, dass bald circa 100 Leute in der Unterkunft im Gewerbegebiet leben können.

Die Asylbewerber, die ab Montag, 6. Mai, in Lenggries wohnen, werden das Haus über ein kleines Tor betreten. Rund um die Uhr kontrolliert der Sicherheitsdienst, wer ein- und ausgeht. Zunächst werden es circa 30 Personen sein, die aus der Unterkunft an der Geiersteinstraße in die neuen Container umziehen. "Es fügt sich ein", sagt Andreas Baumann, Sachgebietsleiter Asylwesen im Landratsamt, über das Gebäude. Die zweistöckig gestapelten Container-Reihen fallen nicht auf im Gewerbegebiet, in der Nachbarschaft zu Firmen und Betrieben.

In jedem der jeweils 36 Quadratmeter großen Zimmer stehen zwei Stockbetten mit je zwei Matratzen. (Foto: Manfred Neubauer)

Auf dem Hof, der noch begrünt werden soll, wird auch ein Kinderspielplatz entstehen, denn die Unterkünfte sind als Familienzimmer geplant. In jedem der 36 Quadratmeter großen Zimmer stehen zwei Stockbetten mit je zwei Matratzen. Für ein zusätzliches Kinderbett ist genug Platz. Das Bad ist funktional, hat eine Dusche. "Kein Luxus, aber darum geht es auch nicht", sagt Baumann. Das Entscheidende sei, "dass die Leute in Sicherheit leben". Das können sie hier in relativ geräumigen, sachlich hellen Räumen. Persönliche Habseligkeiten werden in doppeltürigen Metall-Spinden untergebracht. Eine Kochzeile mit zwei Platten und ein kleiner Kühlschrank ermöglichen es, sich selbst zu verpflegen.

"Hier kann man auch etwas zusammen machen", sagt Florian Rowold vom Fachbereich Asyl im Landratsamt über die Gemeinschaftsküche mit mehreren Herdstellen. (Foto: Manfred Neubauer)

Für eine größere Zubereitung gibt es im anderen Gebäudeteil eine Gemeinschaftsküche. Mehrere Herde mit Ofen, um die man sich auf hell- und dunkelgrauen Kacheln auch in einer Gruppe frei bewegen kann. "Hier kann man auch etwas zusammen machen. Das empfinden wir als sehr wichtig", sagt Florian Rowold, Baumanns Stellvertreter im Landratsamt. Neben der Küche befindet sich ein mit Tischen und Stühlen ausgestatteter Bereich, der durch einen schweren, schallschluckenden Vorhang in einen eigenen Raum verwandelt werden kann. Kinder könnten hier Hausaufgaben machen. Ein Waschraum ergänzt das Gemeinschafts-Areal.

"Die Sorgen und Bedenken der Anwohner sind nicht abgerissen."

Im selben Gebäude, in dem auch die Gemeinschaftsräume ihren Platz haben, hilft der Verein "Hilfe von Mensch zu Mensch" an festgesetzten Tagen in der Woche den Bewohnern der Unterkunft bei der Integration. Welche das jeweils sein werden, wird aufgrund mehrerer Faktoren entschieden, wobei die Nationalität eine Rolle spielt. Mittelfristig soll durch die Belegung im Lenggrieser Gewerbegebiet die Containerunterkunft an der Geiersteinstraße aufgelöst werden. Die ersten drei Wochen gelten als Testphase, doch die Beteiligten zeigen sich optimistisch: "Bei dieser Vorzeigeunterkunft kann man sich gar nicht erlauben, dass etwas schiefgeht", sagt Andreas Baumann. Und auch der Lenggrieser Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG) sagt, er sei "zuversichtlich, dass sich das einspielt". Doch er gibt auch zu: "Die Sorgen und Bedenken der Anwohner sind nicht abgerissen."

Die Nasszellen sind einfach und funktional eingerichtet. (Foto: Manfred Neubauer)

Bei der öffentlichen Begehung der Anlage ist das Interesse groß. Fragen werden gestellt: "Wie wird die Heizung betrieben?", oder auch, an wen man sich wenden könne, "wenn etwas passiert". Später wird Andreas Baumann sagen, dass es während des letzten halben Jahres keinen einzigen Vorfall in der anderen Lenggrieser Unterkunft gegeben habe, höchstens Streitereien unter den Asylsuchenden. Dennoch war der Bau, gegen den Willen des Gemeinderats durchgesetzt, nicht reibungslos und wurde von Einschüchterungsversuchen begleitet. Am Ende sei es aber gelungen, das Projekt auch mit regionalen Firmen zu stemmen, sagt Christoph Hertwig, Eigentümer der Anlage, die nun an den Landkreis verpachtet werde. Der Vertrag ist für zehn Jahre geschlossen worden.

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