Anwohner in Schock:Feuer in der Neujahrsnacht

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Mit Atemschutzmasken arbeiten Feuerwehrleute auf dem Dach des Geretsrieder Hauses, um der verbliebenen Glutnester Herr zu werden. Mehrere Zimmer in dem Haus sind komplett ausgebrannt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

An einem Mehrfamilienhaus in Geretsried schlagen die Flammen meterhoch in den Himmel. Vier Reichersbeurer erleben den Jahreswechsel im Krankenhaus, nachdem ein Fernseher implodiert ist.

Von Claudia Koestler, Geretsried

Flammen statt Feuerwerk: Das neue Jahr hat im Landkreis mit zwei großen Bränden in Geretsried und Reichersbeuern und mindestens vier verletzten Personen begonnen.

In Geretsried wurden die Rettungskräfte in der Neujahrsnacht gegen 0.20 Uhr zu einem Mehrfamilienhaus in der Sudetenstraße gerufen. Dort war offenbar auf einem Balkon im dritten Stock ein Feuer ausgebrochen, das sich rasch ausbreitete. Schließlich standen sogar Teile des Dachstuhls in Brand. Meterhoch schlugen die Flammen in den Nachthimmel. Mehr als 20 Bewohner des Hauses waren laut Polizei in Gefahr. Sie mussten ihre Wohnungen verlassen, zwei Personen erlitten nach Angaben der Beamten einen Schock, verletzt wurde jedoch niemand, obwohl das Feuer auch starken Rauch entwickelt hatte.

Die Feuerwehr rückte mit 62 Aktiven an, die Geretsrieder Einsatzkräfte erhielten Unterstützung durch die Feuerwehren Gelting, Königsdorf und Osterhofen. Die Löscharbeiten gestalteten sich allerdings schwierig. "Es ist ein äußerst aggressives Feuer, das große Hitze entwickelt hat", erklärte der Geretsrieder Kommandant und Einsatzleiter Erik Machowski. Bis in den späten Nachmittag des 1. Januar mussten die Einsatzkräfte kämpfen, weil verbliebene Glutnester und Wind das Feuer im Dachstuhl immer wieder entfachten. Die genaue Ursache des Brandes war am Montag noch unklar, die Ermittler gehen allerdings von fahrlässiger Brandstiftung aus. Nach Angaben von Polizeisprecher Jürgen Thalmeier ist anzunehmen, dass Silvesterböller oder Raketen das Feuer verursacht haben könnten. Die Ermittlungen laufen, die Polizei sucht Zeugen.

Für Agata Sangermano und ihre Gäste hätte der Jahreswechsel ein lustiger, beschwingter Abend sein sollen. "Stattdessen wurde es eine reine Katastrophe", berichtet die Wirtin des Cafés "da Daniele", das direkt unterhalb des Brandortes an der Sudetenstraße liegt. Bis Mitternacht sei es eine "wunderschöne und warme, sternenklare Nacht" gewesen, pünktlich zum Jahreswechsel seien ihre Gäste und ihre Familie nach draußen gegangen, weil vom Parkplatz aus, der vor dem Café liegt, viele Geretsrieder Silvesterraketen gezündet hätten. Etwa eine Viertelstunde nach dem Feuerwerksspektakel seien die meisten von ihnen wieder ins Café zurückgekehrt. "Wir haben den Brand erst bemerkt, als plötzlich lauter blaue Lichter auf dem Parkplatz zu sehen waren - die Lichter von Feuerwehrautos und Rettungswägen", sagt Sangermano.

Die Einsatzkräfte begannen sofort mit der Evakuierung des Gebäudes, auch die Partygäste der Cafébetreiber mussten sich draußen in Sicherheit bringen. Als sie draußen das Ausmaß des Brandes sahen, erschraken sie: "Die Flammen schlugen sehr schnell sehr hoch, es war ein gewaltiger Brand und alles ging ratzfatz", berichtet Sangermano. "Wir waren schockiert."

Etwa um 2 Uhr nachts hatten die Rettungskräfte den Brand zum Großteil gelöscht, zumindest dem Anschein nach. Doch unter dem Dach und zwischen der Isolierung verblieben durch die starke Hitzeentwicklung Glutnester, so dass bis in die Morgenstunden immer wieder neue Flammen aufloderten. Deshalb dauerten die Nachlöscharbeiten bis in den Nachmittag des Neujahrstags an, der Abschnitt der Sudetenstraße blieb gesperrt. Die Feuerwehr öffnete Teile des Daches, um die Glutnester unter Kontrolle zu bringen.

Ein Teil der vom Feuer betroffenen Bewohner des Mehrfamilienhauses wurde nach Angaben von Polizeisprecher Thalmeier noch in der Nacht von Freunden und Verwandten aufgenommen, andere wurden vom Roten Kreuz versorgt. Sangermano gewährte einer Mutter und ihrem Kleinkind Obdach in ihrer nahegelegenen Wohnung und versorgte zudem die Einsatzkräfte mit heißen Getränken.

Mit einer Rauchgasvergiftung im Krankenhaus erlebten vier Menschen aus Reichersbeuern den Jahreswechsel. Ein Zimmer in einem Mehrfamilienhaus war in Flammen aufgegangen. Nach ersten Erkenntnissen des Kriminaldauerdienstes (KDD) implodierte kurz vor 20 Uhr ein Röhrenfernseher im Erdgeschoss des Hauses. Dadurch kam es zu einem Brand mit starker Rauchentwicklung. Die Verletzten mussten zur stationären Behandlung in Krankenhäuser eingeliefert werden. Das Feuer konnte die Feuerwehr Reichersbeuern allerdings schnell unter Kontrolle bringen. Die Polizei schätzt hier den Sachschaden auf etwa 15 000 Euro. Welchen Schaden der Brand in Geretsried verursacht hat, konnte die Polizei am Montag noch nicht sagen.

© SZ vom 02.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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