Anbindungsverbesserung in Oberbayern:München - Kochel in einem Zug

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Die DB Regio investiert in die Modernisierung der Verbindungen nach Kochel. Das lästige Umsteigen in Tölz entfällt.

Bernhard Lohr

Die Züge von München nach Kochel am See fahren in Zukunft zwar nicht schneller und auch nicht öfter. Aber die Fahrt wird bequemer. Die DB Regio setzt von Dezember 2013 an auf der Strecke moderne Züge vom Typ Talent2 des kanadischen Herstellers Bombardier ein. Die niederflurigen Züge sind klimatisiert und haben behindertengerechte Zugänge und Toiletten. Es soll leichter werden, Fahrräder und Skier mitzunehmen. Vor allem aber soll künftig das lästige Umsteigen am Bahnhof in Tutzing entfallen. Im Nachmittagsberufsverkehr sieht das Konzept halbstündliche Fahrtmöglichkeiten von München bis Penzberg vor.

Der Bahnhof Kochel: Ab 2013 werden auf der Strecke München-Kochel neue Züge eingesetzt.  (Foto: Manfred Neubauer)

Der verbesserte Komfort zwischen München und Kochel und der zumindest bis Penzberg verbesserte Takt sind Ergebnisse einer europaweiten Ausschreibung des Bahnbetreibers im Werdenfelsnetz, zu dem auch die Strecken nach Mittenwald, Schongau, Oberammergau und Geltendorf gehören. Insbesondere profitierten davon Fahrgäste auf der Strecke von und nach Mittenwald, wo täglich sechs zusätzliche Expresszüge eingesetzt werden.

Die Fahrtzeit soll sich werktags um 13 Minuten verkürzen. Zwischen München und Weilheim heißt das: ganztägiger Halbstundentakt, auch am Wochenende. Die französische Veolia und die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) hatten sich ebenfalls um den Zuschlag beworben. Anfang Juli ging der an die DB Regio, und seit einigen Tagen ist die Vergabe auch amtlich. Die Widerspruchsfrist der Mitbewerber ist verstrichen.

Fritz Czeschka, Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), zeigte sich auf SZ-Anfrage mit dem Ergebnis zufrieden. Insgesamt, sagte er, kämen ein Drittel mehr Züge auf die Strecke. Reisende von und nach Kochel müssten dank eines neuen Flügel-Systems künftig in Tutzing nicht mehr umsteigen. Der Gang durch den Tunnel zum anderen Gleis, wo der Anschlusszug stehe, entfallen. Die Züge aus Richtung Mittenwald und Kochel würden in Tutzing künftig aneinandergekoppelt und in Gegenrichtung von München kommend getrennt. Gerade ältere Reisende mit Koffer dürfte das freuen, sagte Czeschka. Voraussetzung für diese Verbesserung sei allerdings, dass der Umbau des Bahnhofs in Tutzing bis Ende 2013 abgeschlossen sei.

Die BEG hat im Auftrag des bayerischen Verkehrsministeriums die Vorgaben für die Ausschreibung des Werdenfelsnetzes formuliert. So wurden Standards im Service festgezurrt. Laut BEG-Geschäftsführer müssen künftig alle Züge mit Zugbegleitern besetzt werden. Die DB sei zudem verpflichtet, am Qualitätsmesssystem der BEG teilzunehmen. Damit würden Sauberkeit, Funktionsfähigkeit, Ausstattung, Qualität des Services und Kundenfreudlichkeit kontrolliert. Es gehe auch um Pünktlichkeit und darum, ob Anschlusszüge erreicht würden. Gegebenenfalls würden Strafzahlungen verhängt. Die DB Regio investiert laut Czeschka für den Einsatz im Werdenfelsnetz 150 Millionen Euro in neue Züge des Typs Talent 2. Mehr als 35 davon werden laut Bahn eingesetzt.

Andreas Barth, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn Oberbayern, sagte, der Freistaat schaffe es über die BEG durch die in Ausschreibungen für Bahnbetreiber genau formulierten Anforderungen, das Angebot für Kunden zu verbessern. Dies sei der richtige Weg. "Das ist alles grundsätzlich positiv."

Ein Problem bleibe aber, dass das Streckennetz außen vor bleibe. Dies sei in der Hand der DB Netz und stehe damit unter dem Einfluss des Bundes. Dort Verbesserungen zu erreichen sei schwierig. Erst wenn sich dort etwas ändere, könnte etwa die eingleisige Strecke zwischen Kochel und Penzberg ausgebaut werden, mit der Folge, dass auch mehr Züge schneller fahren. Gut wäre es nach der Vorstellung von Pro Bahn, in einer zweigeteilten Ausschreibung für eine Strecke den Bahnbetreiber und den Netzbetreiber zu suchen. Dann könnte sich auch dort etwas tun. Beim Zugangebot sei es durch mehr Konkurrenz bereits gelungen, für das gleiche Geld mehr zu bekommen.

© SZ vom 21.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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