Advent 2020:Mehr Sicherheit auf dem Tölzer Christkindlmarkt

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Der Perchtenlauf in der Tölzer Marktstraße steht nächsten Winter unter besonderer Beobachtung. (Foto: Manfred_Neubauer)

Nach den Vorfällen beim Perchtenlauf und dem Nikolausbesuch im Vorjahr will die Stadt ihre Vorsichtsmaßnahmen verschärfen. Der Krampus-Auftritt wird aber nicht gestrichen.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Perchtenlauf auf dem Tölzer Christkindlmarkt ist ein schaurig-schönes Spektakel. Für eine 32 Jahre alte Besucherin aus Miesbach war diese Form der Brauchtumspflege vorigen Advent allerdings nur schaurig: Ein Krampus hieb ihr mit einer Weidenrute von hinten auf die Unterschenkel. Mit der Folge, dass ihr Bein mit Striemen übersät und geschwollen war. Die Frau erstattete Anzeige. Der Vorfall führte im Kur- und Tourismusausschuss des Stadtrats am Dienstagabend zu einer längeren Debatte über die Frage, ob der Auftritt der Schreckgestalten künftig überhaupt noch stattfinden soll. Die Entscheidung fiel denkbar knapp aus: Mit sieben zu sechs Stimmen beschloss das Gremium, das Spektakel beizubehalten.

Susanne Frey-Allgaier zeigte sich zwiegespalten. Die stellvertretende Kurdirektorin, die den Christkindlmarkt organisiert, möchte nicht, dass der überregional bekannte Budenzauber durch solche Übergriffe ein negatives Image bekommt. Zum anderen sei der Krampus-Lauf neben dem Nikolausbesuch "der zweite Besuchermagnet" des Marktes, sagte sie. Nach Rücksprache mit dem Sicherheitsdienst schlug sie vor, die Krampus-Darsteller fortan namentlich zu erfassen und sicherzustellen, dass jeder von ihnen eine Nummer trägt. Zudem sollten die Maskierten von Security-Kräften begleitet werden.

Das ging manchen Stadträten nicht weit genug. Sie plädierten für den Wegfall des Perchtenlaufs. Anton Mayer (CSU) vermag keine Tradition zu erkennen, die Bad Tölz mit dem Krampus-Lauf verbindet, der übrigens 2019 erst zum dritten Mal stattfand. Warum brauche man solche Events, fragte er. Bei einem großen Besucherandrang bestehe auch stets die Gefahr, "ob nicht irgend so ein Idiot dabei ist, der irgendwas in der Hosentasche hat", sagte er. Margot Kirste (FWG) verwies auf die verstärkten Sicherheitsvorkehrungen. Wenn mehr Security nötig sei, "frage ich mich, ob wir so was brauchen". Eine Alternative wäre für sie beispielsweise eine Lasershow an der Isar.

Dagegen mochte Michael Lindmair (FWG) nicht gleich den Stab über das Spektakel brechen. Der Krampus-Lauf gehöre zwar eher ins Salzburger Land und nach Tirol als nach Tölz, sei aber auch eine Attraktion auf dem Christkindlmarkt, die man nicht gleich verwerfen müsse. Karsten Bauer (CSU) bezeichnete den Übergriff auf die Besucherin aus Miesbach als Einzelfall. Dies sei "ein Ausreißer, den man in Zukunft verhindern muss", sagte er. Dazu seien die von Frey-Allgaier vorgeschlagenen Maßnahmen der richtige Weg. Für Christof Botzenhart (CSU) wäre der Lauf der Schreckgestalten als Publikumsmagnet nicht unbedingt erforderlich, da "die Wochenenden ohnehin voll sind". Aber er wolle auch nicht "die Spaßbremse spielen", sagte Botzenhart. Daher plädierte er dafür, den Lauf heuer noch einmal unter verschärften Vorgaben auszuprobieren.

Auch wenn der Budenzauber in Bad Tölz seit eh und je Strahlkraft besitzt, muss die Stadt dafür werben. "Das läuft nicht von alleine", sagte Frey-Allgaier. Die Idee mit der Lasershow an der Isar hält sie an sich für gut, aber nicht für den Christkindlmarkt. Der spiele sich nun einmal in der Marktstraße ab, sagte sie. Locke man die Besucher hinunter an die Isar, dürfte dies weder den Fieranten noch den Ladeninhabern in der Fußgängerzone gefallen.

Auch der Nikolausbesuch, den der Freundeskreis Stadtmuseum veranstaltet, wirft Sicherheitsbedenken auf. Das Problem: Wenn der Heilige mit seinen Engeln in der oberen Marktstraße Schokoladennikoläuse verteilt, herrscht mitunter beängstigendes Gedränge vor der Bühne. Nicht bloß von Kindern. "Da stellen sich auch Eltern an, und sie stellen sich aktiv an", formulierte Frey-Allgaier. Im Getümmel komme es zu Druck von hinten, der nach vorne wegen der Bühne nicht abfließen könne. Deshalb plane man, künftig Gitter wie vor einer Stadionkasse aufzustellen, wahlweise Pufferzonen mit Gittern wie bei einem Konzert zu schaffen. Michael Lindmair regte stattdessen an, dass der Nikolaus mit seinen Engeln die Süßigkeiten an zwei, drei Stellen auf dem Markt verteilen solle. Karsten Bauer sieht den Charme des Budenzaubers durch die Absperrgitter verloren gehen. Die könne man von der Optik her durchaus verschönern, erwiderte Frey-Allgaier. Mit roten Tüchern. Und mit Tannenzweigen.

© SZ vom 05.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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