Wie Münchner die Hitze aushalten:"Zur Abkühlung kriegen die Tiere Eisbomben"

Biergarten, Schwimmbad und Hängematte - das sind die richtigen Orte bei der momentanen Hitze. Doch wie lässt sich die Glutsonne in einem Kran aushalten? Was macht ein Eisbär? Und wie ergeht es einem Saunameister? Wir protokollieren, wem der Sommer zusetzt - und wem nicht.

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(Foto: Catherina Hess)

Biergarten, Schwimmbad und Hängematte - das sind die richtigen Orte bei der Hitze. Doch wie lässt sich die Glutsonne in einem Kran aushalten? Und wie ergeht es einem Saunameister? Ein Überblick. Christiane Reiss, Marketingchefin im Tierpark Hellabrunn: Unsere Pinguine kriegen gar nicht direkt mit, dass es so unglaublich heiß ist, denn sie leben die ganze Zeit in einem gekühlten Bereich. Dort haben sie auch kaltes Wasser und Eis, um sich zu erfrischen. Sie bewegen sich dieser Tage eher weniger und dösen viel, wie die Eisbären auch. Die Seelöwen hingegen toben im kalten Wasser! Zur Abkühlung haben wir für die Tiere Eisbomben - das sind gefrorene Früchte, Fische und Fleischstücke, mit denen die Tiere spielen, sich aber auch erfrischen können. Ein netter, kühler Snack für Zwischendurch. Tiere sind oft schlauer als Menschen: Sie meiden strikt die pralle Sonne und suchen sich schattige Plätze und trinken reichlich.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Reiner Schmidt, Kranführer bei Schmidbauer GmbH in Gräfelfing: Seit 1970 bin ich Kranführer. Ich sitze in einem Teleskop-Kran in drei Metern Höhe. Bis vor einem Jahr hatte ich keine Klimaanlage. Es war sehr heiß, besonders mittags zwischen 12 und 16 Uhr. Die Tür habe ich immer aufgemacht, und ich hatte viel Wasser dabei, aber das war irgendwann so warm wie die Temperaturen draußen. Es gab zwar eine Lüftung, aber gegen drei Uhr war die Luft dann so heiß, als würde ich unter einem Föhn sitzen. Manchmal saß ich auch bis zu acht Stunden im Führerhäuschen, danach war ich schweißgebadet. Jetzt ist es durch die Klimaanlage sehr angenehm. Ich kann die Temperatur selber regeln, zum Glück. Es kann dann auch so kalt werden, dass ich wie früher die Tür öffne - damit es wieder wärmer wird.

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(Foto: iStockphoto)

Frank Feigl, 34, Saunameister im Westbad: Ich arbeite täglich bei 100 Grad Celsius - dagegen wirken die derzeitigen Temperaturen draußen noch fast mild. Man muss einfach unglaublich viel trinken und dem Körper Ruhepausen gönnen, um wieder runterzukommen. Nach solch einem Aufguss schwitze ich minutenlang und brauche Zeit, um meine Körpertemperatur zu senken. Und natürlich ist es im Sommer noch anstrengender, da ich nicht draußen die Abkühlung habe. Aber dafür kann ich jederzeit unter eine kalte Dusche oder ins Schwimmbecken springen.

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(Foto: Imago Stock&People)

Florian Böck, 38, Lehrer für Sport, Musik und Spanisch am Luisengymnasium (nicht im Bild): Bei so einer Hitze bilden Lehrer und Schüler eine Art Allianz. Man leidet gemeinsam und sagt sich: Das stehen wir zusammen durch. Wobei die letzten Tage ohnehin so gestaltet sind, dass es für alle auch bei diesen Temperaturen und nach dem langen Zeitraum von acht Wochen Schule am Stück angenehm ist. In diesem Jahr gab es zweimal hitzefrei. Ich erinnere mich an einen Tag im vergangenen Jahr. Da begann gerade die Durchsage, und ich habe den Schülern noch gesagt, sie sollen leise sein, damit man versteht, was gesagt wird. In dem Moment kam schon aus allen Fenstern ein ohrenbetäubender Jubelschrei. Als Lehrer versucht man dann natürlich, vor den Schülern die eigene Freude über die Nachricht nicht zu zeigen.

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(Foto: lok)

Christian Pfeil, Geschäftsführer der Programmkinos Monopol und Neues Arena: Die letzten zwei Wochen waren für das Kino ein Desaster. Das kann man aber niemandem übel nehmen: Dafür sind die Leute im Frühling ja aus purer Verzweiflung über den Regen in Filme gerannt, die sie sich sonst nie angesehen hätten! Für "Laurence Anyways", der am Wochenende im Neuen Arena läuft, tut es mir aber besonders leid. Der junge kanadische Regisseur Xavier Dolan ist sozusagen der bessere Almodóvar. In dem Film geht es um einen jungen Mann, der feststellt, dass er lieber eine Frau wäre, aber trotzdem mit seiner Freundin zusammenbleibt. Ein toller Film, der leider bisher am Wetter gescheitert ist. Im Arena ist es sogar ziemlich kühl: Wir haben zwar keine richtige Klimaanlage, aber die ganzen Bäche unter dem Glockenbachviertel kühlen das alte Haus von unten.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Alexander Wolfrum, Veranstalter des Kino-Open-Air am Königsplatz: "Großartig, dieser Juli. Man muss das erlebt haben: Wie da 6000 Leute gleichzeitig nachts am Königsplatz den Film ,The Great Gatsby' verfolgen. Das Publikum honoriert es auch, wenn so ein prominenter Ort romantisch ausgeleuchtet wird. Für uns ist die Wetterfrage entscheidend, schließlich bereiten wir uns ein Dreivierteljahr auf den Kinosommer vor. Abends sind mehr als hundert Mitarbeiter im Einsatz. Umso schöner, wenn das Wetter mitspielt - am meisten freut sich darüber aber unsere Regenversicherung, die kein Geld auszahlen muss. Wir geben ja jedes Jahr einen Betrag im Wert eines Neuwagens aus, um uns gegen schlechtes Wetter abzusichern. Zuletzt war es 2011 so katastrophal, dass die Versicherung einspringen musste. Aber das macht ja auch den Charme von Open-Air-Veranstaltungen aus: Es ist immer ein Risiko, aber man kann belohnt werden."

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(Foto: CATH)

Riccardo Garolalo, 30, Doorman im Hotel Bayerischer Hof: Ich mag heiße Sommertage grundsätzlich lieber als Regentage, obwohl es manchmal vor dem Bayerischen Hof ganz schön heiß wird - der Eingang ist den ganzen Tag über sonnig. Ich trage wie immer meinen dunkelblauen Frack, wenn ich die Gäste direkt vom Auto abhole und die Koffer ins Hotel bringe. Den Zylinder dürfen wir aber abnehmen, wenn die Temperatur 28 Grad erreicht, auch die Handschuhe sind nur Pflicht, wenn Staatsgäste kommen. Trotzdem macht es viel Spaß, die Gäste sind einfach besser gelaunt, wenn es richtig Sommer ist. Zum Glück stehe ich ja nicht immer nur in der prallen Hitze, sondern halte mich auch mal im kühlen Hotel auf.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Herbert Liebsch, Inhaber des Ladens Getränkeoase in Schwabing: Im Sommer läuft das Geschäft generell besser, am besten verkaufen sich dann Wasser, Softdrinks und Radler. Allerdings haben wir damit im Sommer auch mehr Aufwand, weil die Getränke sich nur gut verkaufen, wenn sie gut gekühlt sind. Wir setzen zwar mehr ab, die Gewinnspanne wird aber kleiner. Extra für den Sommer haben wir besondere Radler-Sorten ins Sortiment aufgenommen, die laufen super. Radler mit Zitronensaft oder ähnlichem statt Limonade verkaufen sich gut, wenn man den Kunden die erste Skepsis nimmt. Und natürlich das Bier einer Münchner Kultmarke.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Marleen Freiberg, Betriebsleiterin im Maria-Einsiedel-Naturbad (nicht im Bild): Die Hitzewelle ist gut für uns, sie bringt uns die Einnahmen, die uns von Mai und Juni fehlen - in diesen Tagen kommen bis zu 6000 Menschen, mehr als doppelt so viele wie sonst. Aber wir finden für alle einen Liegeplatz, sogar wenn 3500 Leute gleichzeitig im Bad sind. Wenn die Hitze wieder abbebt, freuen wir uns aber auch. Dann bleibt mehr Zeit für Arbeiten wie die Rasenpflege. Die Hitze hat unseren Wiesen ohnehin schon sehr zugesetzt. Für unsere Bademeister ist das Wetter anstrengend, bei dieser Hitze trinken sie ungefähr vier Liter am Tag. Sonnencreme und Sonnenbrille sind auch wichtig, immerhin sind die Bademeister zehn bis zwölf Stunden am Stück im Einsatz.

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(Foto: online.sdemuenchen)

Michael Sarcletti, Inhaber der gleichnamigen Eisdiele an der Nymphenburger Straße: Wir verkaufen momentan 500 bis 600 Liter Eis am Tag. Bei dieser extremen Hitze haben wir nachmittags weniger Kunden, alle sind im Freibad oder am See. Vormittags kommen viele Schulklassen, und abends geht es dann richtig los. Besonders gut verkaufen sich die erfrischenden Sorten, neben dem klassischen Fruchteis unser Holunder-Basilikum-Eis und die Sorte Kokosmilch-Limette. Der Renner in dieser Saison ist das Himbeer-Gries-Eis. Aber bei uns wird es auch richtig heiß, vor allem in der Produktion im Keller. Die Kühlaggregate erzeugen viel Wärme im Raum. Während der Arbeit bleibt mir selbst kaum Zeit für ein Eis, aber in der Pause oder nach Feierabend gönnt man sich vielleicht mal ein oder zwei Kugeln.

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(Foto: CATH)

Margot Schunk, Kiosk am Seeeinlauf im Englischen Garten: Unter den Bäumen ist es sehr angenehm. Vor allem abends ist es dann gemütlich. Ich war 15 Jahre in Afrika, diese heißen Tage hier machen mir deshalb nichts aus. Für unser Geschäft ist das Wetter gut, außer nachmittags, da sind alle an den Seen, in den Freibädern oder an der Isar. In den letzten Tagen waren vormittags viele Schulklassen hier, die sich ein Eis bei uns gekauft haben. Und abends kommen die ersten auf ein Feierabendbier vorbei. Bis zehn Uhr bin ich jeden Tag mindestens hier. Gefragt sind dann Bier, Radler und Weinschorlen.

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(Foto: dpa)

Matthias Klein, Oberarzt in der Notaufnahme des Klinikums Großhadern: Die große Gefahr besteht vor allem darin, dass man zu wenig Flüssigkeit aufnimmt. Dann kann es passieren, dass man einen Hitzschlag erleidet. Also, reichlich trinken - aber in kleinen Mengen und dafür regelmäßig. Am besten Mineralwasser. Alkohol sollte bei den hohen Temperaturen unbedingt gemieden werden. Auch sollte man körperliche Aktivitäten eher vermeiden und sich vor der prallen Sonne schützen, durch Kopfbedeckung zum Beispiel. Wer Klimaanlagen besitzt, sollte diese auch ruhig arbeiten lassen. Achten sollte man auch auf ältere Personen, Schwangere und Kinder, denn die sind besonders gefährdet bei der Hitze. Falls sich doch Schwindel, Schwäche, Muskel- oder Kopfschmerzen ankündigen, sofort einen Arzt aufsuchen!

© SZ vom 27.07.2013/chrm/cro/jadr/kmb/somü - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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