Wetter:Weiße Weihnachten - gibt es in München nur noch selten

Lesezeit: 2 min

Leise ist er gerieselt, der Schnee, in diesem November. Rund um das Fest der Liebe ist es häufig zu mild in München. (Foto: Stephan Rumpf)

Seit dem Jahr 2000 schneite es nur zwei Mal an allen Feiertagen - rund um Weihnachten ist es häufig zu mild.

Von Thomas Anlauf

Weiße Weihnachten gibt es in München schon lange nicht mehr. Eine ganze Generation ist bereits ohne Schnee an den Feiertagen aufgewachsen. "Seit dem Jahr 2000 hatten wir in München nur zwei Mal weiße Weihnachten an allen drei Tagen", sagt Uwe Zimmermann vom regionalen Klimabüro des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in München. Es sei in den vergangenen zwei Jahrzehnten "viel zu mild gewesen".

Seit dem Jahr 2000 lag statistisch gesehen die Schneewahrscheinlichkeit von 24. bis 26. Dezember in München bei lediglich zehn Prozent. An Heiligabend schneite es wenigstens drei Mal seit 2000, nämlich in den Jahren 2001, 2003 und 2005. Betrachtet man die Weihnachtswetter-Statistik über einen deutlich längeren Zeitraum, kamen Schneefälle über die Weihnachtsfeiertage gar nicht mal so selten vor. Im Schnitt war seit 1954 immerhin jede vierte Weihnacht weiß. Vor allem in den Sechzigerjahren wurden die Münchner mit Schnee verwöhnt. Mit Ausnahme von 1965 und 1967 lag immer an Heiligabend Schnee, meistens sogar auch an den Weihnachtsfeiertagen. Vielleicht erklärt sich auch so ein wenig, dass im kollektiven Gedächtnis Schnee einfach zum Fest dazu gehört.

Wieder daheim
:Worauf sich Heimfahrer an Weihnachten freuen

Viele Menschen, die in München aufgewachsen, aber dann in eine andere Stadt gezogen sind, kommen an Weihnachten in ihre Heimat zurück. Wir haben nachgefragt: Wie ist das denn so?

Von Nadine Regel, Heiner Effern, Melanie Staudinger, Linus Freymark und Julian Hans

Grundsätzlich gilt jedoch in ganz Deutschland, dass es rund um das Fest der Liebe häufig für die Jahreszeit zu mild ist. Das sogenannte Weihnachtstauwetter ist eine meteorologische Singularität ähnlich wie die Eisheiligen und der Siebenschläfer im Juli. Beim Weihnachtstauwetter stellt sich in etwa sieben von zehn Jahren kurz vor dem 24. Dezember die Wetterlage um, dann dringt feucht-milde Luft vom Atlantik nach Deutschland vor. Häufig ist es wie in diesem Dezember zuvor kalt mit Schnee, doch dann taut es plötzlich und es herrscht lebhafter Westwind.

Bemerkenswert ist es dennoch, dass es in München zuletzt so selten geschneit hat. Denn statt einer statistischen Wahrscheinlichkeit von etwa 30 Prozent für weiße Weihnachten liegt sie in München bei nur noch zehn Prozent. Ob das dem Klimawandel geschuldet ist, mag Uwe Zimmermann nicht mit Sicherheit sagen. Möglicherweise liegt es ja auch am sogenannten Wärmeinseleffekt in München. In der Stadt ist es grundsätzlich wegen der dichten Bebauung und der zahlreichen Emissionen wärmer als im Umland. Bei allgemein steigenden Temperaturen könnte es in den vergangenen zwei Jahrzehnten schlicht zu mild für Schneefall geworden sein.

Schneearme Zeiten an Weihnachten gab es in München aber auch schon in gar nicht allzu ferner Vergangenheit. In den Achtzigerjahren lag lediglich 1981 und 1986 Schnee an Heiligabend, sonst gab es immer grüne Weihnachten.

Das Weihnachtstauwetter ist im Tiefland natürlich grundsätzlich ausgeprägter als in Hochlagen. So können sich die Garmischer im Gegensatz zu den Münchnern meist über weiße Weihnachten freuen. Dort gibt es zu 73 Prozent weiße Weihnachten, seit dem Jahr 2000 lag in zwölf Jahren an Heiligabend und während der Feiertage Schnee, im vergangenen Jahr waren es sogar 53 Zentimeter. Der Schneerekord in München mit einem halben Meter Neuschnee fiel übrigens erstaunlich spät im Jahr. Eine ziemlich scharf abgegrenzte Unwetterlage bescherte München und einigen Umlandgemeinden am 5. März 2006 ein Schneechaos. In der Stadt brach der öffentliche Verkehr zusammen. Drei Tage später gab es massives Tauwetter und es kam zum Teil zu erheblichen Überschwemmungen. Ähnlich extrem war das Wetter an Weihnachten 1999: Am 26. Dezember fegte Orkan Lothar über München hinweg und hinterließ ein Bild der Verwüstung, das Tollwood-Hauptzelt, damals war das Festival noch an der Arnulfstraße, wurde völlig zerfetzt, im Englischen Garten und auch in den Wäldern im Umland knickten Tausende Bäume um.

© SZ vom 24.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusDiagnose Knochenkrebs
:Ein letztes Weihnachten mit der großen Liebe

Beim Gastschulaufenthalt in den USA lernt ein Mädchen aus Deutschland einen jungen Amerikaner kennen, sie werden ein Paar und sind glücklich - bis Edwin erfährt, dass er bald sterben wird.

Von Karl Forster

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: