Wahlkampf absurd:Das geht auf den Keks

Ein Plakat, das Fragen aufwirft. (Foto: Anna Hoben)

Freies Assoziieren und Wortspielereien können ja beim Schreiben oder Gestalten zu genialen Ergebnissen führen, zu Aha-Erlebnissen beim Leser oder Betrachter. Sie können aber leider auch zu Ergebnissen führen, die das genaue Gegenteil eines Aha-Erlebnisses hervorrufen - nämlich ein Hä-wie-bitte-Erlebnis. Ein solches stellt sich ein beim Betrachter des oben abgebildeten Wahlplakats von Jusos und SPD. Was sieht man da? Eine Überschrift, Weiß auf Rot: "Wohnraum ist kein Spekulationsobjekt." Einen Wohnungsgrundriss. Das Foto eines leeren Ohrensessels, auf dem eine Zeitung oder Zeitschrift liegt. Und ein kleineres Foto, das eine Schale mit Keksen zeigt. Hä, wie bitte? Grübeln. Kann es sein, dass die Kekse aussehen wie Spekulatius, obwohl die Weihnachtszeit längst vorbei ist? Moment: Spekulation, Spekulatius - ernsthaft, SPD? Wenn das der Zusammenhang ist, dann steht der Ohrensessel wahrscheinlich für Wien. Schließlich gibt es einen dort spielenden Roman von Thomas Bernhard, in dem der Ich-Erzähler die ganze Zeit in einem Ohrensessel sitzt und auf die Welt und die Wiener Gesellschaft schimpft. Und Wien, da wollen beim Thema Wohnen in München ja alle Parteien hin, denn in Wien läuft es super. Darauf einen Keks.

© SZ vom 28.01.2020 / hob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: