Verkehr:Kein Halt am Isartor

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Weniger Platz für Autos: der neue Thomas-Wimmer-Ring. (Foto: Simulation: Wöhr & Bauer GmbH)

Die Großbaustelle am Thomas-Wimmer-Ring hat zur Folge, dass Touristenbusse dort nicht mehr parken können. Damit große Reisegruppen doch noch in die City finden, sucht man eine Ersatzlösung in der Nähe

Von Thomas Kronewiter, Altstadt

Wo bleiben die Busse, wenn die Bagger anrücken? Die Großbaustelle am Thomas-Wimmer-Ring hat zur Folge, dass für die Touristenbusse kein Platz mehr bleibt - und das sowohl in der Bauphase, als auch danach. Denn während für die 80 vorübergehend wegfallenden Auto-Parkplätze entlang des Altstadtrings und vor dem sogenannten Knöbelblock adäquater Ersatz vor dem Museum Fünf Kontinente geschaffen wird, ist für die am Isartor haltenden Busse mit München-Besuchern kein überzeugender Ersatz in Sicht.

So haben sich auch die städtischen Verkehrsplaner noch nicht endgültig entschieden, wie mit den Bussen während des Baus der Tiefgarage am Thomas-Wimmer-Ring umzugehen ist. Im Gespräch ist ein provisorischer Busparkplatz am Karl-Scharnagl-Ring. Anliegern gegenüber sei aber auch eine Variante mit einem Stopp in der Frauenstraße genannt worden, bestätigten diese dem Bezirksausschuss Altstadt-Lehel in dessen Sitzung.

Offiziell heißt es aus dem Planungsreferat, man stimme sich mit dem Kreisverwaltungsreferat "über mögliche temporäre Maßnahmen ab". Die Lokalpolitiker sind von keiner der Lösungen überzeugt. Übereinstimmung herrscht allerdings in der auch von der Verwaltung propagierten Idee, nach dem Ende der Baustellenphase die Busse von ihrem Standplatz am Isartor letztlich zu verdrängen und dort lediglich noch das Ein- und Aussteigen zu gestatten.

Allerdings machen sich Geschäftsleute vom Isartor und vom Thomas-Wimmer-Ring ernsthaft Sorgen, was das Verdrängen der Busse vom innenstadtnahen Premium-Standort für ihre Unternehmen, aber auch für die Stadt München bedeuten würde. Ein Geschäftsmann aus der Reisebranche verwies beispielsweise auf chinesische Reisegruppen, die vom Busparkplatz am Isartor auf schnellem und direktem Fußweg zu klassischen Münchner Sehenswürdigkeiten wie dem Marienplatz und dem Hofbräuhaus aufbrächen. Ihm habe ein Busfahrer gesagt, erläuterte ein Unternehmer, dass er, wenn es nicht möglich sei, in München an zentraler Stelle zu halten, gleich weiter nach Neuschwanstein fahre. "Ein Halt an der Frauenstraße ist eine Katastrophe", sagte der Geschäftsmann. Dort könne der Bus nicht mehr umdrehen.

Auch Gremiumsmitglied Wolfgang Püschel (SPD) kann sich nicht vorstellen, Busse dort auf eine "touristische Spazierfahrt über den Altstadtring" zu schicken. "Das ist noch nicht ausgegoren." Er schlägt vor, in der Bauzeit die Busse möglicherweise auf die Abbiegespur in Richtung Isartor zu verschieben, um wenigstens zwei oder drei Busparkplätze beibehalten zu können. Diese Frage will man nun dem Tiefgaragen-Bauherrn Wöhr + Bauer ebenso vorlegen wie den städtischen Verkehrsplanern. Norbert Weigler (Grüne) meldete dazu jedoch spontan Zweifel an. Gerade vor der Ampel brauche es ausreichend Aufstellraum." Die Problematik will der Bezirksausschuss in der nächsten Unterausschuss-Sitzung Verkehr Anfang März erörtern - dann mit kompetenten Gästen aus der Stadtverwaltung und des Bauherrn.

Ob sich die Baustellen-Häufung der Innenstadt in den nächsten Monaten und Jahren auch für Autofahrer in diesem Quartier zum Problem auswächst, dürfte sich erst noch herausstellen. Die ins Gespräch gebrachte Erlaubnis, Autofahrer mit Parkausweisen aus dem Lizenzgebiet Lehel-Süd im mittleren Lehel Zuflucht finden zu lassen, funktioniert jedenfalls nicht, das haben die Stadtteilvertreter erfragt: Denn im südlichen Lehel stünden jetzt 900 ausgegebenen Parklizenzen rechnerisch 1100 Parkplätze gegenüber, im mittleren Lehel seien 1670 Parkausweise ausgegeben, aber nur 1000 Parkplatze vorhanden.

Zur langfristigen Gestaltung des Thomas-Wimmer-Rings bleiben die Lokalpolitiker bei ihrer Beschlusslage. Sie beharren auf der Zweispurigkeit - dass dies möglich ist, hatten Verkehrsuntersuchungen ergeben. Sie wollen bei der Oberflächengestaltung mitreden, und sie wollen zwei Fußgängerüberwege erhalten. Der Anregung aus dem Nachbarbezirk Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, bei der anstehenden Modernisierung des U-Bahnhofs Isartor nach Abschluss der Garagen-Baustelle nicht nur einen Aufzug, sondern auch eine Treppe einzubauen, erteilten sie eine Absage. Durch die Treppe werde der kleine Park an der Oberfläche zu sehr beeinträchtigt, hieß es. Der geplante Aufzug nahe der Trambahn-Haltestelle reiche völlig aus. An die Nachbar-Politiker erging der Appell, sich aus dem Stadtbezirk Altstadt-Lehel herauszuhalten. "Die haben", war zu hören, "keine Ahnung".

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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