Veranstaltungen:Höchstbelastung für Münchens Verkehrsnetz

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  • Während der Bauma ist die Belastung des Münchner Nahverkehrs ernorm.
  • Der Takt der U2 wird in den Hauptverkehrszeiten verdichtet, die U7 wird zweitweise zur Messe umgeleitet.
  • Zusätzlich fährt ein Shuttle-Bus zur Messe ohne Zwischenhalt vom Bahnhof Trudering.
  • Die MVG rät, am 16. April die U-Bahn und insbesondere das Sendlinger Tor zu meiden.

Von Martin Bernstein, München

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, zur Bauma die ersten drei der neuen C 2-Züge einsetzen zu können. Doch die Zeit drängt: Die weltgrößte Fachmesse beginnt am Montag, und auf Geheiß der Regierung von Oberbayern stehen die Siemens-Züge noch immer auf dem Abstellgleis. Hintergrund ist ein Streit zwischen MVG und Zulassungsbehörde über notwendige Nachweisverfahren.

Solange der nicht beigelegt ist, dürfen die Züge nicht fahren. Sie werden aber dringend gebraucht, damit es angesichts von weit mehr als einer halben Million Baumaschinenfans, die in den sieben Messetagen in den Münchner Osten strömen, nicht zu den von der MVG befürchteten "massiven Kapazitätsproblemen" kommt.

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Auf den Straßen im Münchner Osten werden die freilich unabwendbar sein: Insbesondere am Messesamstag mit rund 26 000 Besucher-Pkw rechnen die Verkehrsexperten der Münchner Polizei mit langen Staus auf den Zufahrtsstraßen von der und zur Autobahn.

Trotz aller Vorkehrungen - es kommt zu Engpässen

Bei der städtischen MVG ist man angesichts des immer kleiner werdenden Zeitfensters nicht mehr restlos überzeugt vom termingerechten guten Ausgang des seit Jahren schwelenden Zulassungsstreits, der bisher schon mehr als 20 Sachverständige beschäftigt und Gutachterkosten von rund 2,8 Millionen Euro verursacht hat. Das Unternehmen hat deshalb einen Plan B in der Tasche: Falls die neuen Züge zur Bauma noch nicht fahren dürfen, sagt MVG-Sprecher Matthias Korte, "müssen und werden wir drei Züge aus dem Bestandsnetz an diesen fünf Werktagen zur U 2 umsetzen". Das heißt: Drei Verstärkerzüge, die sonst auf den Linien U 3 und U 6 unterwegs wären, würden dann kurzfristig auf der Messestrecke eingesetzt.

Nur so könne man zusammen mit weiteren Verstärkerzügen die maximale Verdichtung im Messetransport erreichen. "Lieber wäre uns natürlich, die neuen Züge dürften fahren", sagt Korte - die drei Garnituren stehen schon in München bereit. Die zusätzlichen Verstärkerzüge werden montags bis freitags zwischen acht und zehn Uhr benötigt. Die Zusatzzüge sollen ohne festen Fahrplan fahren, um das Angebot zu verstärken, und dazu beitragen, dass es in den Innenstadtbahnhöfen nach Möglichkeit nicht zu größeren Überlastungen kommt.

Die Messe ist über die U 2 zu erreichen. Faustregel wird laut MVG sein, dass die Züge dieser Linie zwischen Innenstadt und Messe tagsüber immer im Fünf-Minuten-Takt fahren. In den Hauptverkehrszeiten gibt es eine weitere Verdichtung auf einen 3,3-Minuten-Takt. Für die MVG bedeutet das einigen logistischen Aufwand. Korte erläutert: "Dazu werden dann unter der Woche die Züge der U 7 ab Innsbrucker Ring zur Messe umgeleitet statt nach Neuperlach Zentrum und in den relevanten Zeiten am Wochenende zusätzliche Verstärkerzüge eingesetzt."

Großaufgebot am 16. April: Bauma, Riesenflohmarkt und Fußball

Um die U 2 zwischen Trudering und Messe zu entlasten, richtet die MVG auf dieser Strecke montags bis samstags jeweils bis etwa 10.30 Uhr einen Shuttle-Bus ein, der ohne Halt zur Messe fährt. Dieser bietet sich vor allem für Fahrgäste an, die in Trudering mit der S-Bahn ankommen und weiter zur Messe wollen. Die Messe selbst organisiert außerdem einen Shuttle mit Bussen direkt vom und zum Flughafen. Denn rund 200 000 Bauma-Besucher kommen aus dem Ausland nach München.

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"Während der gesamten Bauma kann es wegen des großen Fahrgastandrangs insbesondere auf der U 2 temporär zu Engpässen und damit zu Wartezeiten kommen", räumt MVG-Sprecher Matthias Korte ein. Doch die größte Belastungsprobe steht dem Münchner Nahverkehr am Bauma-Samstag, 16. April, bevor. An diesem von Experten bereits scherzhaft als "Supersamstag" titulierten Tag, dem mit geschätzt 110 000 Gästen und 1000 Bussen besucherstärksten Messetag, gibt es nämlich zwei weitere Großereignisse in München mit jeweils mehreren Zehntausend Besuchern.

Auf der Theresienwiese findet von sieben bis 16 Uhr der Flohmarkt des Münchner Roten Kreuzes statt - der größte Flohmarkt Bayerns. Und um 18.30 Uhr ist in der Arena Anstoß zum Bundesliga-Kracher Bayern gegen Schalke. Eine Begegnung mit Brisanz: Am Rande des Hinspiels hatten gewaltbereite Anhänger des FC Bayern München und des VfL Bochum versucht, ein Kassenhäuschen auf Schalke zu stürmen. Zahlreiche Menschen wurden damals teilweise erheblich verletzt, es kam zu mehreren Festnahmen. Die Münchner Polizei stuft die Partie deshalb als Hochrisikospiel ein und setzt rund 500 Beamte am Stadion ein. Zahlreiche weitere Polizisten, darunter auch Reiter und Hundeführer, sind rund um die Bauma unterwegs.

Kostenlosen Shuttle-Bus von der Donnersberger zum Stadion nutzen

Auch bei der MVG ist man auf extreme Belastungen des öffentlichen Nahverkehrs am Supersamstag eingestellt. "Zusätzliche Engpässe erwarten wir dann unter anderem im Bahnhof Sendlinger Tor, wo sich die Linien U 2 zur Messe und U 6 zum Fußballstadion kreuzen", sagt Sprecher Korte. Dann könnte es dort erforderlich werden, den Zugang zum Bahnhof kurzzeitig zu sperren. Kortes Rat: "Wer am Samstagnachmittag die U-Bahn meiden kann, sollte dies tun." Der MVG-Sprecher hat jedoch zumindest für die Fußballfans auch einen Ausweg: Sie sollen am Samstag die Busse vom S-Bahnhof Donnersbergerbrücke nutzen, die von 16 Uhr an auf direktem Weg zum Stadion fahren. Und das auch noch kostenlos.

Ob das dicke Ende dann nachkommt, ist offen: Bei der Bauma vor drei Jahren gab es die größten Verkehrsprobleme nach Messeende beim Abbau und dem Abtransport.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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